Furnier ist auch "Echt Holz"
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Lange Zeit hatte Holz im Design ein Imageproblem. Zu sehr fühlte man sich durch den Naturwerkstoff an den Öko-Schick der 1980er Jahre erinnert, zu lange hatten helle Fichtenmöbel eines großen schwedischen Möbelhauses den Wohnraum bevölkert. Jetzt erlebt der Naturwerkstoff eine Renaissance und Holz darf wieder einziehen. Die Zeiten von Buche, Fichte oder Kiefer sind allerdings vorbei, stattdessen greift man zu Edelhölzern wie Makassar, Zebrano oder Nussholz, die durch ihre markante Maserung den Möbeln einen individuellen Charakter verleihen und einen sinnlichen Kontrast zur zurückhaltenden Sachlichkeit moderner Wohn- und Arbeitswelten darstellen.
Schlagwörter wie „Green Living“, „Neo Nature“ und „Öko 2.0“ beschreiben die aktuelle Hinwendung zur Natur und dem Material Holz. Diese grenzt sich klar von der alternativen Wollpulloverkultur der Vergangenheit ab und präsentiert sich als ein neuer und vor allem moderner Typus ökologischer und nachhaltiger Lebensführung. Dieser beinhaltet sowohl das Interesse an Ökobilanzen, als auch den Wunsch nach einer heimeligen und beständigen Umgebung. Die aktuelle Haltung zur Ökologie im Design schließt auch Qualität und Luxus, die man sich ehedem noch bescheiden verkniffen hatte, nicht mehr aus. Konsumenten und Produzenten sind sich heute einig, dass man dem Nachhaltigkeitsgedanken auch durch sinnvolle und solide Produkte, die lange genutzt werden können, gerecht werden muss. Die Sehnsucht nach einer emotionalen Qualität und stabilen Werten von Gebrauchsgegenständen ist verantwortlich für den neuen Stellenwert von Holz in der Möbelindustrie, die verstärkt auf den natürlichen Werkstoff und im Besonderen auf edle Furniere setzt.
Schon im alten Ägypten bekannt
Die industriellen Möglichkeiten der Holzverarbeitung haben sich in den letzten Jahren stark entwickelt und besonders mit innovativen 3d-Furnieren sind heute Konstruktionen möglich, die so schlank und flexibel bisher nur in Kunststoff realisierbar waren. Aber auch in rein ästhetischer Oberflächenanwendung sind Furniere auf dem Vormarsch. Lange standen sie in dem unvorteilhaften Ruf eine kosmetische Maßnahme für günstige und weniger attraktive Hölzer zu sein, mittlerweile hat man ihre praktischen Vorzüge erkannt und setzt Edelholzfurniere auch im Hochpreissegment ein. Berechtigterweise, denn massives Holz neigt zu Rissbildung und Verziehen und ist deshalb oft unbeständiger als furnierte Flächen. Der Blick auf die Geschichte zeigt, dass dies sogar schon den alten Ägyptern bekannt war: Im Grab Tutanchamuns entdeckte man furnierte Möbel und in Renaissance, Barock und Rokoko waren mit Blattholz bezogene Objekte vor allem den Wohlhabenden vorbehalten, die sich die zeitaufwändige Handarbeit leisten konnten. Denn die dünnen Holzblätter mit einer Materialstärke von 0,3 bis 6 mm mussten mühsam vom Stamm gehobelt und von Hand geklebt und verpresst werden. Erst mit der Industrialisierung und Mechanisierung wurde das Furnieren erschwinglich und auf günstige Hölzer ausgedehnt – und erlitt im Zuge der Massenproduktion preiswerter Selbstbaumöbel einen Imageverlust.
Unikate mit Charakter
Mit der neuen Emotionalität und beeinflusst vom Umweltgedanken wendet man sich nicht nur bei der Ausstattung des privaten Raumes wieder dem natürlichen Werkstoff Holz zu, auch im Büro setzt man ihn ein, um dem Minimalismus des digitalen Zeitalters eine sinnliche Komponente entgegenzusetzen. Man hat erkannt, dass sich ein behaglich wirkendes Ambiente durchaus motivierend auf den Arbeitnehmer auswirken kann – nicht zuletzt, die im Büro verbrachten Stunden immer mehr werden und die Mitarbeiter es schätzen, in einer Umgebung zu arbeiten, die die Wertigkeit und Atmosphäre eines Wohnraumes ausstrahlt. Der Fokus liegt dabei auf der Verwendung charakterstarker und kontrastreicher Furniere, die sich durch ihre auffallende Maserung den typischen „kalten“ Büromaterialien Glas, Chrom und Leder entgegenstellen und außerdem eine repräsentative und individuelle Ausstrahlung haben. Denn jedes Furnierblatt ist ein Unikat, dessen Muster, Struktur und Farbtöne in dieser Kombination einzigartig ist und das von Hand sensibel zu einer harmonischen Fläche zusammengestellt werden muss.
Lesestoff zum Thema
Der Büroexperte Bene hat ein reich bebildertes Buch zum Thema Furnier veröffentlicht. Dieses gibt einen Überblick über die verschiedenen Sorten, Verarbeitungsweisen und den Einsatz in Möbeldesign und Innenraumgestaltung. Es ist in allen Schauräumen von Bene erhältlich.
Hommage an das Holz. Das Bene-Buch: Furniere.
Links
Bene
www.bene.comMehr Stories
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