Gender Design: Evolution, Revolution, Volition
Jenseits von Blau und Rosa: Ein Preis für gendersensibles Design.
Rosa für Mädchen, Blau für Jungen – was in der Kleinkindkonsumwelt anfängt, zieht sich in der Produktwelt für Erwachsene fort, mal mehr, mal weniger subtil. Das international Gender Design Network (iGDN) zeichnet mit dem iphiGenia Gender Design Award geschlechter-sensible Beispiele aus, die aus diesen Klischees ausbrechen.
Nach dem Start 2017 geht der iphiGenia Gender Design Award in die zweite Runde. Eingereicht werden konnten für 2018 Arbeiten aus den Bereichen Produkt, Typografie, Zeichen- und Orientierungssysteme, Public Service-Design, Licht, neue digitale und mediale Entwicklungen, Mode, Ausstellungen oder „scharfsinnige Design- und Werbekampagnen sowie Forschungsprojekte“. Jetzt stehen die Gewinner fest.
In der Kategorie Evolution (Gesamtkonzept) gewinnt das Unternehmen für Kosmetikprodukte Aesop. Das Magazin A Women’s Thing erhält einen Preis in der Rubrik Revolution (Produkt oder Kampagne). Der in diesem Jahr erstmals ausgelobte Nachwuchspreis Volition geht an die Masterarbeit Not a muse.
In der Begründung für die Preisvergabe an Aesop heißt es: „Aesop vertreibt die von ihnen selbst entwickelten Körperpflege-Produkte in ebenso gender-sensiblen wie architektonisch beeindruckend gestalteten Shops, und die Website eröffnet, ebenso subtil und fein designt, einen ganzen Horizont politischer, kultureller und literarischer ‚Extras’, die weit über die Produkte hinausweisen. Ein äußerst gelungenes Beispiel eines Unternehmens, das Gender, Kultur und soziales Engagement in herausragendem Design respektvoll und sensibel zusammenbringt – und dabei noch äußerst erfolgreich agiert.“
Das Magazin A Women’s Thing, das online und gedruckt erscheint, produzieren renommierte Publizistinnen und Designerinnen in den USA. Es erhält einen Preis für „sorgfältig kuratierte Stories, unkonventionelle und provokante Genderthemen, innovative Perspektiven, hervorragend gender-sensitiv gestaltete Illustrationen und Bilder“, es stoße eine poetische und kraftvoll Revolution an.
Das Projekt Not a muse ist im Rahmen einer Masterarbeit von Silvia Baum, Claudia Scheer und Lea Sievertsen an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg entstanden. Es setzt „dem männlich dominierten Designdiskurs die fehlende weibliche Perspektive entgegen und zeigt Frauen im Grafikdesign als selbstbewusste Akteurinnen“, erklärt die Jury ihre Preisvergabe.
Miteinander gemein haben die Preisträger, dass sie zeigen, dass über vermeintlich weiche weibliche und harte männliche Formen oder Themen hinaus Welten liegen, die das Design bereichern und den Horizont erweitern. In der Jury saßen: Claudia Herling, Katja Becker, Uta Brandes, Florian Conradi und Tanja Godlewsky.
Die Preise werden am 8. November 2018 im Kölner Museum für Angewandte Kunst verliehen.