Knackig, saftig, kauf ich
Obst und Gemüse, Fleisch und Brot – das Auge isst mit. Und das nicht nur auf dem Teller, sondern bereits beim Einkauf. Selbstredend greift der Verbraucher lieber zum knackig roten Apfel als zur schrumpeligen Orange, bevorzugt das saftig rote Steak gegenüber dem farblosen Hackfleisch und kauft eher das goldgelbe Baguette anstelle des labbrigen Brötchens. Wareninszenierung nennt dies der Einzelhandel, der durch eine ansprechende Präsentation der Lebensmittel die Kunden zum Kauf verführen möchte. Die richtige Optik ist vor allem eine Frage der Beleuchtung. Immer mehr Supermärkte investieren daher in entsprechende Akzentbeleuchtung. Doch das hat seinen Preis. Denn durch die Zusatzbeleuchtung schnellen die Energiekosten der Supermärkte in die Höhe. Ein Dilemma, das durch intelligente Beleuchtungssysteme gelöst werden kann.
Im Modebereich ist die vorteilhafte Ausleuchtung der Waren über steuerbare Verkaufsraumbeleuchtung und die Akzentuierung mit Licht und Farben bereits gang und gäbe. Seit einigen Jahren zieht der Lebensmitteleinzelhandel in diesem Bereich verstärkt nach. Denn im hart umkämpften Lebensmittel-Markt ist es neben dem Warensortiment vor allem die Verkaufsatmosphäre und damit auch die Beleuchtung, mit der sich Vollsortimenter von den aus dem Boden schießenden Discountern absetzen wollen. Schließlich bringt gerade bei der Präsentation frischer Waren, an den Obst- und Gemüseauslagen, der Fleisch- oder Backwarentheke, die richtige Lichttechnologie das natürliche Aussehen und die Farbe der Lebensmittel besonders zur Geltung.
Frische durch Farbe
Zu diesem Zweck werden häufig Farbfilter eingesetzt. So wirkt Brot beispielsweise in einem warmen, gelblich bis rostfarbenen Licht besonders frisch und knusprig. Bei Molkereiprodukten assoziiert eine leichte Blau-Färbung Kühle und Frische, Fleisch wirkt optimal unter rötlicher Beleuchtung. Anders bei Obst und Gemüse, die bei Tageslicht am besten zur Geltung kommen. Doch auch hier können die Waren punktuell in der Farbe der jeweiligen Frucht angestrahlt werden, um die Farbwirkung zu verstärken und die Auslagen besonders frisch und knackig wirken zu lassen.
Doch lediglich mit Farbfiltern ist es nicht getan, schließlich reagieren Lebensmittel vergleichsweise empfindlich auf Licht und die dabei entstehende Wärmeentwicklung. So bringt auch die beste Beleuchtung nichts mehr, wenn die einst goldene Zitrone nach wenigen Stunden in der Auslage zum Dörrobst mutiert oder sich Keime auf der wohlig warmen Oberfläche des Filets häuslich einrichten.
Wärme schädigt Lebensmittel
Die Wärmeentwicklung ist besonders bei gekühlten Waren ein Problem und nicht zuletzt deswegen, weil der Energieaufwand steigt. So dienen bei beleuchteten Gefrierschränken oder Kühltheken allein 30 Prozent des Strombedarfs dazu, die Wärme, die von den Lichtquellen ausgeht, „wegzukühlen“. Hersteller setzen für die Zukunft in diesem Bereich besonders auf die Beleuchtung mit Leuchtdioden, die sich dafür besonders eignen. Philips entwickelte beispielsweise mit „Affinium“ neuartige LED-Module, die speziell für den Einsatz in Glastür-Gefrierschränken konzipiert sind. Neben einer besseren Erkennbarkeit der Produkte durch gleichmäßigere Beleuchtung bietet diese Lichtlösung im Vergleich zu Leuchtstofflampen ein Einsparungspotenzial von 70 Prozent. Zum einen wegen der geringeren elektrischen Leistung für Licht, zum anderen durch kleinere Kühlaggregate und die geringe Wärmeentwicklung bei LEDs.
Kostentreiber Energie
Durch die generelle Zunahme der Akzentbeleuchtung im Lebensmitteleinzelhandel werden die Energieaufwendungen mehr und mehr zum Kostentreiber. So verschlingt allein die Beleuchtung der Verkaufsräume schätzungsweise 30 Prozent des gesamten Energieverbrauchs – neben der Kühlung der größte Energiefaktor. Aus der Studie Energie-Monitor 2010 des Europäischen Handelsinstituts EHI geht hervor, dass beim Lebensmitteleinzelhandel über 51 Euro pro Quadratmeter Verkaufsfläche an Energiekosten anfallen. Zum Vergleich: In Baumärkten sind es hingegen nur knapp 16 Euro. Folglich wollen rund die Hälfte aller im Rahmen der Studie befragten Lebensmitteleinzelhändler in Beleuchtung investieren und da insbesondere in die Tageslichtnutzung und neue, optimierte Beleuchtungskonzepte.
Intelligente Beleuchtung im „Klimamarkt“
Diesen Schritt ging bereits der Lebensmittelkonzern Tengelmann, der Ende vergangenen Jahres seinen ersten „Klimamarkt“ in Mülheim an der Ruhr eröffnete. In nur acht Wochen Umbauzeit verwandelte sich ein zuvor völlig normaler Supermarkt in den, nach eigenen Angaben, „energiefreundlichsten Supermarkt Deutschlands“. „Wir wollten beweisen, dass man einen Supermarkt mit 50 Prozent weniger Energie und vollständig CO2-neutral betreiben kann“, so Erivan Haub, Geschäftsführender Gesellschafter der Unternehmensgruppe Tengelmann, über das Pilotprojekt. Ziel der Effizienzmaßnahmen war unter anderem die Erneuerung der Beleuchtung, die für einen großen Teil des Energieverbrauchs verantwortlich ist. So sollte der damalige Energiebedarf für die Beleuchtung von 21 Watt pro Quadratmeter halbiert werden. Durch ein neu entwickeltes Lichtsystem von Philips wurde die ehrgeizige Zielsetzung sogar übertroffen: Der Energiebedarf im neuen „Klimamarkt“ liegt heute bei nur zehn Watt pro Quadratmeter. Und das ohne Einbußen bei der Lichtqualität.
Möglich ist dies durch die intelligente Nutzung des Tageslichts, das durch eingelassene Glasflächen im Dach in den Verkaufsraum fällt. Reicht das Tageslicht nicht aus, ermittelt ein System über Sensoren, die in die Gebäudeleittechnik integriert sind, den Bedarf und reguliert die nötige Lichtmenge hinzu. Allein das natürlich einfallende Tageslicht regelt die Beleuchtung so weit herunter, dass sich Einsparungen bis zu 50 Prozent erzielen lassen. Zusätzlich wurden Kühlmöbel und Aggregate mit energiesparenden LED-Lampen ausgestattet.
Energieeffizienz bei besserer Lichtqualität
Das ganzheitliche Beleuchtungskonzept umfasst eine Kombination moderner Beleuchtungstechnologien: neben energieeffizienten Leuchtmitteln und modernen LEDs – die durch ihre Infrarot- und ultraviolettfreie Strahlung die Waren schonen – wurden für die Allgemeinbeleuchtung Lampen mit guten Farbwiedergabeeigenschaften eingesetzt, die darüber hinaus eine angenehme Lichtatmosphäre im Markt schaffen. Auch die Leuchtenoptik der verwendeten Lichtbänder wurde mit einer neu entwickelten, speziellen Lichtlenkungskomponente derart optimiert, dass das Licht tiefer in den Raum strahlt und die Wege zwischen Regalen besser ausgeleuchtet sind. So konnte der Energiebedarf allein für die Grundbeleuchtung erheblich gesenkt werden - und das bei besserer Lichtqualität.
Wie man sieht ist moderne Beleuchtung nicht nur gut für das Image, es bietet auch ökologische und ökonomische Vorteile. Die Zukunft sehen Experten einhellig im Einsatz von LEDs, über 60 Prozent der Befragten des Energie-Monitors 2010 erwarten einen Durchbruch in der Technik innerhalb der nächsten zwei bis drei Jahre. Wie das aussehen könnte, kann man schon heute in der Schweiz begutachten: Die Supermarktkette Migros stattete die Filiale in Eschbach zu 100 Prozent mit LED-Technik aus.
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