No Designer is an Island: Best of Young Design
Wenn's um die Wurst geht: Ein Rundgang durch Mailands Newcomer-Plattformen.
Zur 56. Ausgabe des Salone del Mobile feierte die Nachwuchsplattform SaloneSatellite ihr zwanzigjähriges Bestehen. Ursprünglich von der Grande Dame des Designs Marva Griffin ins Leben gerufen, konnten hier schon viele Newcomer erfolgreich ihre Karrieren anschieben. Wir haben das Ereignis zum Anlass genommen, um uns bei den neuen Jungen umzusehen: Ein kurzer Rundgang durch Satellite und Fuorisalone.
Fast schon besinnliche Stimmung herrschte im hinteren Abschnitt der Hallen 22 und 24. Die spezielle Satellite-Mischung aus hochschulgeprägtem Experimentiergeist und handwerklicher Ernsthaftigkeit bildete einen beruhigenden Gegenpol zum allgemeinen Messe-Wirrwarr. Auffällig war die hohe Konzentration an Biegeholz, Flechtwerk und modularen Konzepten, scheinbar abwesend die Lust, sich zu weit jenseits ausgetretener Pfade zu bewegen. Eine angenehme Überraschung bot da allerdings die Berliner Kunsthochschule Weißensee mit ihrem Projekt Reactive Light, das die gestalterischen Potenziale von Licht und Interaktion auslotet. Darüber hinaus sorgte Ecal-Absolventin Carolien Niebling für eine unterhaltsame Abwechslung: In ihrem Forschungsprojekt The Future Sausage untersucht sie die gut gestaltete Mischwurst als proteinhaltige Alternative zum nicht ressourcenfreundlichen Fleischkonsum. Wurstdesign statt Veganismus!
Zona Tortona
Das kreativ gentrifizierte Industrieviertel an der Porta Genova war nicht nur Event-Schauplatz großer Unternehmen wie MINI oder Moooi, sondern zeigte auch mit der Super Design Show von Superstudio Più (diesjähriges Motto: „Time to Color!“), wie perfekt junges und etabliertes Design sich während der Design Week mit bekannten Markennamen paaren. Nur ein paar Häuser weiter schlug der Rat für Formgebung mit seinen 1&20 world´s finest design talents deutlich leisere Töne an. Dennoch war der Name durchaus Programm: Die internationalen Entwürfe überzeugten sowohl durch Vielfältigkeit als auch durch Originalität und Experimentierfreudigkeit. Auffälligste Arbeit war sicherlich The Dependent Objects von Chiao Chun Chan (Design Academy Eindhoven), dessen amorphe Möbelstücke in direkter Abhängigkeit mit ihren Nutzern stehen und ohne menschliche Unterstützung regelrecht in sich zusammenfallen. Den Titel „Best of Best“ bekam am Ende jedoch Studio Plott verliehen. Das ebenfalls aus Eindhoven stammende Duo überzeugte die Jury mit seinen 3D-gedruckten Textilstrukturen Open Rugs.
Ventura Lambrate
Am tristen Hundeplatz hinter dem Bahnhof einmal rechts und am überfüllten Kinderspielplatz wieder links – oder einfach den Besuchermassen folgen, die zur achten Ausgabe des vorstädtischen Designspektakels pilgern: der Fuorisalone-Hit Lambrate schien in diesem Jahr wieder magnetische Anziehungskraft auszuüben. Kein Wunder, dass auch der schwedische Möbelgigant Ikea dabei sein wollte. Unter dem Motto „Let´s make Room for Life“ inszenierte er seine neuen Kollektionen im Rahmen eines gigantischen Indoorspielplatzes – zur Stärkung gab es die unvermeidlichen Köttbullar passenderweise all´italiana. Weit weniger verspielt ging es bei den skandinavischen Nachbarn zu, die in ihrer Ausstellung Everything´s connected die beeindruckend schönen und künstlerischen Werke norwegischer Jungdesigner in den Kontext ihrer Herkunft und Produktion stellten, denn: „Ein Designer oder Kunsthandwerker ist schließlich keine Insel…“. Und wo könnten die jungen Nachwuchstalente sich besser vernetzen als in Mailand?
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