Rheindesign – Der Designsommer im Regen
„Köln flirrt, feiert, bebt: Rheindesign verwandelt die Stadt in ein großartiges Sommerfestival“, so war es auf den Ankündigungsplakaten zu lesen. Nun, gestern, am zweiten Tag der insgesamt fünftägigen Veranstaltung, flirrte überwiegend Nieselregen im Wechsel mit starken Regengüssen, es bebten lediglich die Regenschirme im Wind, doch eine unerschrockene Gemeinde von Designinteressierten feierte trotzdem. Zumindest, soweit dies angesichts des Wetters möglich war, denn Sommerfeste stehen und fallen nun mal naturgemäß mit dem Sonnenschein.
Rheindesign, das Design-Sommerfestival, ist eine Initiative des Kölner KAP-Forums in Zusammenarbeit mit einigen, überwiegend in Köln ansässigen Designunternehmen. Als Sommervariante der Kölner Passagen, die jährlich während der Möbelmesse im Januar stattfinden, ist das Konzept durchaus reizvoll. Offene Ateliers, Ausstellungen, Workshops, Vorträge, Studentenaktionen in der Innenstadt, Jazz-Konzerte, Filme. Mit internationalen Designern picknicken oder in speziell angelegten Outdoor-Lounges auf Designermöbeln fläzen – das Programm kann sich in jedem Fall sehen lassen. Wie es sich für ein Sommerfestival gehört, finden die meisten Events im Freien statt, aber hier liegt die Gefahr, dass angesichts des deutschen Sommers doch die eine oder andere Veranstaltung buchstäblich ins Wasser fällt. Und genau dies war gestern der Fall.
Dem Regen zum Opfer gefallen
Besonders traf es damit wohl die Köln International School of Design, kurz KISD, die gleich mehrere Aktionen unter freiem Himmel angekündigt hatte. So fand zwar das für Mittags angekündigte „Waschmaschinenkonzert“ mit leichter Verzögerung statt, die Nachmittagsaktionen der Studenten auf dem Neumarkt fielen jedoch dem Regen zum Opfer:„From Vandalism to Fandalism“ sollte die Frage beantworten, ob Public Design im öffentlichen Raum auch durch vermeintlichen Vandalismus oder durch die Natur selbst entstehen kann, während bei „im Stil von...“ 15 Studierende der KISD Modelle für mögliche Wahrzeichen des Kölner Neumarktes präsentieren sollten.
Es regnet Absagen
Wetterbedingt lag der Fokus am gestrigen Tag also auf den Indoor-Veranstaltungen, wie beispielsweise im KAP Forum am Rheinufer. Hier fand am Mittwochabend auch die offizielle Rheindesign-Eröffnungsparty statt. Rund 600 Gäste, darunter der Kölner Oberbürgermeister, feierten innen und außen inmitten der grünen Sitz- und Loungeinstallation „Pic-Nic“ der Künstler Reinhard Doubrawa, Isabel Hamm und Mark Gutjahr bis in die frühen Morgenstunden. Für den gestrigen Nachmittag war ein Picknick mit Christian Sieger von Sieger Design angekündigt, der jedoch kurzfristig absagte. Und damit war er tatsächlich in bester Gesellschaft, denn auch James Irvine, der bei der Ströer AG zum Design-Talk angekündigt war, ebenso wie Ora-Ïto oder Jean-Marie Massaud, die beim daab-Verlag anzutreffen sein sollten, ließen sich entschuldigen.
Gute Laune in der Design Post
Dennoch gab es auch bessere Beispiele. In der Design Post in Köln-Deutz präsentierte der daab-verlag unter dem Motto „Meet our Designers“ die direkt aus Frankreich ins verregnete Köln eingeflogene Designerin Matali Crasset, die ihre im Verlag erschienene Monographie vorstellte. Am extravaganten Kräuterbüffet war dann der britische Architekt Stephen Williams zu finden, der sein Buch gut gelaunt am späteren Nachmittag unter den imposanten Holzbögen der Fatboy-Lounge vor einem entspannten Publikum präsentierte.
Am Abend fand in der Design Post noch eine Vernissage der Unique-Gallery mit anschließender Mittsommerparty statt, bei der sich die kleine, aber unerschrockene Gemeinde von Designinteressierten die Stimmung vom Wetter nicht vermiesen ließ.
Aller Anfang ist schwer
Als Fazit des einen Design-Tages in Köln bleibt zu bemerken, dass das Wetter den Veranstaltern einen unschönen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Von dem „Designsommer“ mit Chillen an der Rheinpromenade, Picknick und Open-Air-Events war gestern leider nichts zu spüren. Die Veranstaltungen waren mäßig besucht, insofern sie denn überhaupt stattfanden. Trotzdem ist die Idee, ein Sommerfestival rund um Design und Kultur in der Rheinmetropole zu etablieren, zu unterstützen. Zwar sind die Kölner in Sachen Design von der im Januar stattfindenden Möbelmesse und den sich über die gesamte Stadt verteilenden Design-Events im Rahmen der „Passagen“ einiges an hochrangigen Veranstaltungen gewohnt. Rheindesign sieht sich jedoch eher als Ergänzung denn als Gegenveranstaltung zu den Passagen und der Gedanke, Designveranstaltungen in ähnlicher Form im Sommer zu präsentieren, wird bei allen, die jemals im kalten Januar fröstelnd durch die Stadt von einer Ausstellung zur nächsten gelaufen sind, mit Sicherheit auf Zuspruch stoßen.
Rheindesign findet in diesen Tagen zum ersten Mal statt und dass zu Anfang einiges nicht so klappt, wie es sollte, ist nur natürlich und absolut verzeihlich. Bis Sonntag will die Stadt Köln noch flirren, beben und feiern. Bleibt nur zu hoffen, dass das Wetter am Wochenende mitspielt, damit das eigentlich gut gedachte Design-Sommerfestival seinem Titel doch noch gerecht werden kann.
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