Träume vom Wasser
Wie sieht das Bad der Zukunft aus? Dieser Frage widmet sich das Unternehmen Axor seit 2005 in seiner Reihe WaterDream, die als offene und unabhängige Plattform für Badvisionen renommierter Designer dienen soll. Nach den Bouroullecs, Patricia Urquiola und Jean-Marie Massaud konnten in diesem Jahr das Studio Nendo aus Japan und das schwedische Trio Front für das Projekt gewonnen werden, dem es nicht um die Entwicklung neuer Produkte geht, sondern um das Aufzeigen von innovativen Perspektiven für die Gestaltung von Bädern.
Für Philippe Grohe ging es bei der aktuellen Zusammenarbeit mit den zwei Designbüros vor allem um ihre unterschiedlichen kulturellen Hintergründe und dadurch geprägten Blickweisen. „ Innerhalb unseres ganzheitlichen Verständnisses von der Nutzung des Raums, über den Umgang mit Wasser, bis hin zu den vielfältigen individuellen Bedürfnissen der Menschen wollten wir dieses Mal einen klaren Fokus auf die Dusche setzen und die über 111-jährige Kompetenz von Hansgrohe nutzen, um mit Front und Nendo das Duschen neu zu interpretieren“, erklärt der Leiter der Marke Axor.
Der Traum beginnt
Die erste Ausgabe von WaterDream, die 2005 auf dem Fuorisalone in Mailand für Aufsehen sorgte, fand ohne thematische Einschränkungen statt und bot dem Betrachter drei radikale Badvisionen, die unterschiedlicher nicht hätten sein können. Die Bouroullec-Brüder widmeten sich einem systemischen Ansatz und entwickelten ein Baukastensystem, dass dem Kunden größtmögliche Gestaltungsfreiheit gewährte. Ob die Anordnung der Armaturen, die Materialität der Oberflächen, alles sollte individuell entschieden werden. Im Idealfall wären sogar die Konstruktionsdaten umsonst herausgegeben worden, ganz im Sinne Enzo Maris, der in den 1970er Jahren Pläne für den Bau seiner Möbelkonstruktionenen in dem Buch „Autoprogettazione“ veröffentlichte.
Die anderen beiden Designteams – Jean-Marie Massaud und Patricia Urquiola – vermengten in ihren Entwürfen Technik und Natur. Während der Franzose mit seinem „Nature Inspired Design“ das Element Wasser mittels künstlicher Wolken und Seen emotional erfahrbar machen wollte, ging die Spanierin etwas künstlerischer vor: Sie schuf baumartige Armaturen und Duschen in kräftigen Farben, die in der Messeinstallation mit Tierlauten animiert wurden und für ein poetisches Erlebnis sorgten. Aus allen drei Visionen wurden später eigene Axor-Kollektionen.
Sinnlichkeit und Technik
In diesem Jahr wünschte sich Axor einen klaren Fokus auf das Thema „Dusche“ und lud dazu die beiden Designbüros aus Schweden und Japan ein. Das Front-Trio um Sofia Lagerkvist, Charlotte von der Lancken und Anna Lindgren blickt in ihrer Arbeit auf die technischen Ursprünge der Wasserinstallation und will „auf die oft verborgene Technik hinter der Wand aufmerksam machen. Deshalb haben wir mit den elementarsten Komponenten, mit denen Wasser zu uns findet, gespielt – Muffen, Rohre, Ventile, Trichter“, erklärt das Team. Kupferne Leitungen laufen kreuz und quer durch den Raum, knicken ab und wechseln unvermittelt die Richtung, um am Ende der labyrinthartigen Konstruktion mit einem trichterförmigen Duschkopf zu enden. Eine wunderbare Reminiszenz an die Technik, die uns seit Jahrhunderten die Möglichkeit eines Duscherlebnisses erlaubt, ohne sich dabei jemals in den Vordergrund gespielt zu haben.
Oki Sato, der Kopf der erfolgreichen Designschmiede Nendo, wollte wiederum „das Ursprünglichste aus dem Wohnzimmer, das Licht, mit Wasser verbinden und dabei der Dusche eine erweiterte, nie dagewesene sinnliche Dimension geben“. Die Kombination der beiden Elemente bricht die Grenzen zwischen Bad und restlichem Wohnraum auf und befreit „das Wasser von seiner örtlichen Begrenzung“, wie es Philippe Grohe beschreibt. „Was traditioneller Weise in verschiedenen Zimmern einer Wohnung stattgefunden hat – das Lesen unter einer Lampe und das Duschen – ist nun vereint und kann an „unterschiedlichen Plätzen eines Apartments erfahren werden.“ Für Oki Sato ist das Ergebnis „ein Hybrid – ein magischer Trick mit Licht und Wasser, der Tag für Tag verfügbar ist.“
Mit ihren Installationen reihen sich Front und Nendo nahtlos in die, von den drei Vorgängerstudios begonnene, Reihe WaterDreams ein, hinterfragen die etablierten funktionalen und räumlichen Trennungen von Wohn- und Bäderwelten und nutzen das ihnen offerierte Experimentierfeld mit erstaunlichen Ideen aus. Ein schöner Traum!
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