Warendorf – die Küchen-Manufaktur
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Erst Philippe Starck, jetzt Piet Boon. Gegensätzlicher könnten die Design-Charaktere nicht sein. Doch diese gestalterischen Antipoden passen genau in das Unternehmenskonzept der Warendorfer Küchen GmbH, hat es sich der nordrhein-westfälische Hersteller doch zum Ziel gesetzt als hochwertige Designmarke wahrgenommen zu werden. Und dieses ambitionierte Ziel scheint bereits zwei Jahre nach Markteinführung der Starck by Warendorf Collection erreicht zu sein.
Nun also ein neuer Name im Designportfolio des Unternehmens. Das Küchenkonzept Piet Boon Kitchens by Warendorf wurde im September erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt, präsentiert in einem Showroom gleich um die Ecke von Piet Boons Amsterdamer Studio.
Boon versus Starck
Drei Modelle hat der niederländische Designer entworfen: Während London in schwarz gebürstetem Eichenfurnier daherkommt und Stockholm sich durch helle Töne und rustikale Details auszeichnet, kombiniert das Modell Original natürliche Farben und Fronten mit technischer Raffinesse. Was sogleich auffällt: Boons Küchen kontrastieren geradezu die Entwürfe von Philippe Starck für Warendorf. Während der französische Design-Tausendsassa ganz auf Einzelstücke mit extravaganten Details setzte, kommen Boons zeitlose Modelle in ihrer geometrischen Formensprache und der zurückgenommenen Farbgebung sehr schlicht daher. Das passt auch zum Trend der „unsichtbar“ werdenden Küche, den Warendorf-Geschäftsführer Thorsten Prée derzeit sieht. Laut Prée „wächst der Anspruch an die Küche, grenzenlos ins Wohnzimmer überzugehen“.
Designstrategie
Diesen grenzenlosen Übergang zwischen zwei Wohnfunktionen sowie die Möglichkeit zur individuellen Gestaltung erfüllt auch die Starck by Warendorf Collection – nur auf eine gänzlich andere Art. Mit diesem gestalterischen Knall war Warendorf Ende 2009 auf den Markt geprescht. Unternehmerischer Hintergrund war der Markenwechsel der 1969 gegründete Marke Miele Die Küche zu Warendorf. Um schnell und prägnant eine größtmögliche Marktdurchdringung und einen umfassenden Bekanntheitsgrad zu erreichen, war der französische Designer genau die richtige Wahl, ist er doch nicht gerade für seine gestalterische Zurückhaltung bekannt. Und so kommt seine Küchenkollektion für Warendorf aufsehenerregend und auffällig daher, wobei sich Prée bewusst ist: „Wir wissen, dass sich die Starck Collection mehr für großzügigere Wohnräume eignet und dass das Starck Design polarisiert.“ Großzügig bemessene Räume lassen die auf untereinander kombinierbare Einzelteile ausgerichtete Kollektion erst so richtig wirken – egal ob nun in Form eines Bücherregals wie Library oder als zweiseitig bespielbarer Raumtrenner Duality. Und auch der schlanke Tower braucht Platz, will er doch gedreht und von allen Seiten genutzt werden.
Die Zusammenarbeit mit international tätigen Designern wird das Unternehmen in Zukunft weiter ausbauen: Während in Italien ein Projekt mit Nicola de Ponti lanciert wurde, ist Warendorf in Kooperation mit dem Architekten und Designer Alexis Dornier seit einiger Zeit Partner des Projekts E-Wohnen 2022 in Berlin. Hier wird das Wohnen der Zukunft beim Umbau einer Textilfabrik in veritable Wohnungen getestet und ausprobiert.
Automatisierung gepaart mit Handarbeit
Doch wer steckt eigentlich hinter der Warendorfer Küchen GmbH, die seit 2009 mit gestalterischen Küchen-Innovationen in der Designwelt auf sich aufmerksam macht? In Deutschland 1969 als Miele Die Küche gegründet, gehört Warendorf seit 2005 zur Schweizer AFG Arbonia-Forster Holding AG. Der Bauausrüster mit knapp 6.000 Mitarbeitern ist in fünf Bereiche unterteilt, wobei Warendorf zur Division Küchen und Kühlen gehört – neben Forster Küchen und Kühlen sowie Bruno Piatti Küchen. Auf der Kölner Küchenmesse LivingKitchen 2011 waren deshalb alle drei Marken an einem gemeinsamen Messestand des Unternehmens zu sehen – jeweils mit einer ganz eigenen Standgestaltung, passend zum jeweiligen Produktportfolio.
Als einer der wenigen Küchenmöbelhersteller verfügt Warendorf am gleichnamigen Unternehmensstandort über eine eigene Korpus-, Arbeitsplatten- und Oberflächenherstellung. Dabei zeichnen sich die Korpusse der Küchen durch eine außergewöhnliche Haltbarkeit und hohe Variabilität bei den Maßen aus. In der Produktion können auf 40.000 Quadratmeter Fläche bis zu 500 Schränke pro Schicht hergestellt werden. Dabei weist die Serienfertigung im Korpus-Bereich den hohen Automatisierungsgrad von 80 Prozent auf, während die Oberflächenbehandlung größtenteils von Hand erfolgt. Was dabei herauskommt? Handwerklich und technisch anspruchsvolle Küchen mit Manufaktur-Anspruch.
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