Reisen öffnet den Geist. Mitunter gibt es sogar den Anstoß für ein Möbel. Genau so ging es dem Pariser Designer Benjamin Graindorge bei einem achtmonatigen Aufenthalt in der Villa Kujoyama, dem Gästehaus des französischen Kulturministeriums in Kyoto. Er fand dort Inspiration für das Regal Kujoyama, das nun von Ligne Roset in Produktion genommen wird.

Wandelbare Silhouette
Das Möbel besitzt mehr als nur eine Schauseite. Die Vielschichtigkeit der Betrachtung wird durch wenige Elemente bestimmt. In diesem Fall sind es die leicht nach außen geneigten, vertikalen Träger. Indem sie den rechten Winkel hinter sich lassen, gewinnt die Konstruktion an Stabilität – ein Aspekt, der von traditionellen Schreinerarbeiten im Land der aufgehenden Sonne abgeleitet ist. Die Drehung der vertikalen Elemente verändert die Silhouette und physische Präsenz des Möbels aus jedem Blickwinkel heraus. „Es ist sehr szenografisch“, ist Benjamin Graindorge überzeugt.

Holz im Faltenwurf
Die Regalböden sind vorne abgerundet und vollziehen im Profil einen präzisen Halbkreis. Einflüsse der Siebzigerjahre werden somit lässig eingewoben. Die Rückseite des Möbels wird von einer großen, rechteckigen Holzplatte eingefasst. Ihre Oberflächen sind nicht plan, sondern mit feinen Rillen versehen. Sie erwecken den Eindruck von plissiertem Textil. Subtile Schattenwürfe werden damit ebenso eingebracht wie schallschluckende Qualitäten. Das Regal ist halb Bühne und halb Schrein. Die Dinge werden bewusst in Szene gesetzt. nk