Bois de Rose
Mit frechen Furnieren und musikalischen Hebeln schert dieser Schrank von Edra aus der Reihe
Hersteller:
Edra
Designer: Morozzi, Massimo
Furniere sind derzeit in der Defensive. Während kaum ein Möbelhersteller umhinkommt, sich dem Trend zu Massivholz anzuschließen, ging Edra den umgekehrten Weg. Bois de Rose heißt der Entwurf des Mailänder Architekten Massimo Morozzi, der zugleich Art Director des toskanischen Unternehmens ist und 1972 zu den Mitbegründern der Avantgardegruppe Archizoom gehörte. Obwohl bereits selbst jenseits der Siebzig, ist er noch immer ein kreativer Querkopf. Das Furnier wird nicht akkurat auf der Oberfläche des kubischen Schranks aufgetragen, sondern in wilden Fetzen gesetzt wie eine Collage. Die Muster aus vertikalen, diagonalen oder gefleckten Intarsien machen die Oberfläche als solche erkennbar, anstatt die Illusion eines Möbels aus einem Stück zu erzeugen. Ein weiterer Nebeneffekt: Das verwendete Rosenholzfurnier, das bereits für die Kommoden aus der Zeit Louis XV. zum Einsatz kam, wird in seiner gesamten Bandbreite gezeigt. Denn nach den klassischen Regeln der Ebanisten fanden lediglich die Innenseiten möglichst großer Stämme Verwendung, da diese über eine besonders gleichmäßige Struktur verfügen. Morozzi verwertete nun auch die Außenseiten der Stämme, die aufgrund ihrer helleren Färbung und starken Maserung bislang weggeworfen wurden. Dass ein solches Möbel nicht mit einem gewöhnlichen Türgriff geöffnet werden kann, versteht sich von selbst. Die Lösung brachte ein Transfer aus der Musik: Zwei Klavierpedale kommen unter dem leicht erhöhten Schrank zum Vorschein und sorgen für einen surrealen Auftritt. nk