ess.tee.tisch
Horgenglarus hat die Schweizer Tischikone mit optimierter Mechanik wieder aufgelegt.
Hersteller:
Horgenglarus
Ästhetisch.Esstisch.Teetisch.
Die Reedition eines Klassikers betritt die Bühne der wenigen Tischikonen, die die Schweiz im Gegensatz zu ihrem reichen Stuhlangebot kennt: der ess.tee.tisch, produziert von Horgenglarus. Neben eindrücklichem Wortwitz bewies Jürg Bally – als er seiner zukünftigen Ehefrau Ica im Jahr 1950 den Vorprototypen des damals noch S.T.-Tisch genannten Tischs zum Geburtstag schenkte – vor allem seine Leidenschaft als akribischer Tüftler. Drei gekreuzte Beine, verbunden durch ein bewegliches Zapfenscharnier, halten die kreisrunde Tischplatte im fast schwebenden Zustand. Die Höhe des Tisches kann mit einer verborgene Verstellmechanik verstellt werden. Ein Stahlband in einer Trommel wickelt sich dazu entweder auf oder ab, je nachdem, in welche Richtung man den Hebel bewegt. Die oberen Enden der Beine laufen dabei auf Schienen zusammen oder auseinander und heben die Platte entsprechend an oder senken sie ab.
Dem Aufzugstisch, wie er später auch genannt wurde, verlieh Bally somit das Potenzial, den Nutzer über jede Tageszeit hinweg zu begleiten. Und ganz im Schweizerischen Trend der Nachkriegszeit lag der Architekt, Innenarchitekt und Designer mit seinem Möbel auch. Denn der Tisch entsprach dem aufkeimenden Bedürfnis nach Freiheit und Mobilität, welches weg vom funktionalen und hin zum emotionalen Design führen sollte und so das damalige Verständnis vom modernen Wohnen beschrieb. 1955, ein Jahr nach Beginn der Serienproduktion, wurde der Tisch im Wettbewerb Die gute Form des Schweizerischen Werkbundes ausgezeichnet. Vierzig Jahre lang lief die Herstellung in Serie, die zunächst von der Werkgenossenschaft Wohnhilfe Zürich übernommen worden war. Seit 1968 sorgte Jürg Bally wieder selbst für Produktion und Vertrieb.
Eine Variante für den deutschen Markt – mit schwarz lackierten Metallbeinen, deren Kreuzungspunkt durch einen Metallring verbunden war – realisierte der Verband für Wohnkultur in den 1970er Jahren. Von der Veränderung überzeugt, bot Jürg Bally das Modell schließlich – Verstelltisch genannt – auch in seinem Zürcher Laden am Neumarkt 11 an.
Knapp 60 Jahre nach der Auszeichnung durch den Werkbund hat der Tisch nun eine Reedition durch Horgenglarus erfahren. Mit Hilfe des Ingenieurs und Designers Daniel Hunziker wurde dabei lediglich die Funktionstüchtigkeit optimiert. Den experimentierfreudigen Gestalter Bally dürfte das freuen, denn gestalterisch bleibt der zeitlose ess.tee.tisch wie er war. Und dank Ingenieurswissen haucht die Glarner Möbelmanufaktur der komplexen Bewegungsstruktur des Klassikers genau den Grad an Perfektion ein, die ihn auch heute noch zum raffinierten Couchtisch mit einer Höhe von 42 Zentimetern sowie in insgesamt zehn Stufen bis hin zum eleganten Esstisch von 74 Zentimetern Höhe emporhebt.
In zwei Versionen, mit Beinen aus Schwarznuss natur und Esche schwarz gebeizt, bietet Horgenglarus das Modell heute an. Für die Tischplatte mit einer Kante aus Massivholz steht eine Beschichtung aus hochwertigem Linoleum von Forbo in 20 Farben zu Auswahl. Ihr Durchmesser beträgt 95 Zentimeter. mh
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