Cucula
Einfach, einfach schön: simple Latten-Möbel von Enzo Mari und fünf Flüchtlingen.
Alles Latte
Ali, Maiga, Saidou, Moussa und Malik stammen aus Westafrika und sind über Lampedusa nach Berlin gekommen. Weil Flüchtlinge nicht nur Heimat und Kultur, sondern auch ihre Arbeit zurücklassen, wollen Modellprojekte wie Cucula Flüchtlingen helfen, stabile Perspektiven im neuen Leben zu schaffen. Und nicht nur das: Eine fundierte Ausbildung sowie Angebote wie Deutschkurs und Alltagshilfe erleichtern auch ein späteres Arbeitsvisum. Der italienische Visionär und Designer Enzo Mari wird bei diesem Projekt zum Verbündeten der Neu-Berliner. 1974 publizierte er mit Autoprogettazione 19 Möbelentwürfe zum Selbstbau. Aus gut zu besorgenden Halbzeugen, hauptsächlich Baumarkt-Latten, werden Tische, Stühle, Bänke und Betten. Mari lag an der Demokratisierung des Designs im Allgemeinen und einer Identifizierung des Handwerkers mit seinem Werkstück im Besonderen. Auch weil diese Idee im Projekt zeitgenössische Referenzen findet, räumte der Altmeister Cucula die Rechte am Bau der Modelle ein.
Afrikanische Tradition trifft in der Kollektion von Cucula auf europäische Moderne und wird zu einem ökonomischen Integrationsmodell. Finanziert wurde das ganze Projekt erfolgreich in einer Crowdfunding-Kampagne, bei der die ersten Unterstützer einen Botschafter-Stuhl erwerben konnten. Der wurde aus dem Holz der Boote gebaut, mit denen die fünf Männer nach Europa übersetzten – eine symbolische Transformation, die berührt. Das Projekt überzeugt nicht nur mit positiven sozialen Effekten, sondern ist auch ein Gewinn für deutsche Designkonsumenten: Wir können uns jetzt einen zeitlosen Enzo Mari ins Haus holen, ohne selbst zum Hammer greifen zu müssen. tp
Von Freitag, 20. März 2015 an zeigt das Berliner Museum der Dinge/ Werkbundarchiv eine Ausstellung des Projekts Cucula. Die Schau läuft bis zum 6. April 2015