Studio: Copy by Kueng Caputo
Ob kopiert oder inspiriert – das ist im Design oft die Frage. Und die führt manches Mal zu langen Rechtstreitigkeiten, bösem Blut und finanziellen Verlusten. Besonders junge Designer sehen sich manchmal unerwartet mit Nachahmern und Kopierern konfrontiert, die ihre Entwürfe einfach von der Diplompräsentation oder der Messe wegklauen und in großen Stückzahlen vermarkten. Das nachzuweisen ist meist wenig Erfolg versprechend. Aber auch umgekehrt wird abgeguckt, interpretiert und reproduziert: Die erfolgreichen Produkte bekannter Designer prägen Trends und inspirieren wiederum den Nachwuchs zu seinen Entwürfen. Da ist es oft nur eine Gratwanderung zwischen Diebstahl und Hommage. Mit diesem Widerspiel in der Gestaltung haben sich die beiden Designer Sarah Kueng und Lovis Caputo in ihrer Diplomarbeit an der Zürcher HdK auseinandergesetzt und ihrer theoretischen Abhandlung auch noch einen – durchaus vergnüglichen – praktischen Teil zur Seite gestellt.
Nils Holger Moormann hat Ikea wegen eines Tischbock-Plagiats verklagt, in China fährt ein geklonter Smart über die Straßen und im Rahmen der Ambiente in Frankfurt wird alljährlich der Plagiarius verliehen, ein Preis, der die dreistesten Kopien der Designbranche kürt. Dass gerade in der Produktwelt fleißig abgeguckt wird, ist als Erkenntnis und in der Diskussion ein alter Hut. Dass auf der anderen Seite ein künstlerischer Schaffensprozess auch immer mit der Inspiration, auch durch Produkte anderer Designer, beginnt, wird hingegen weniger laut erörtert. Das Image eines „Nachmachers“ passt nicht in das Bild vom erfolgreichen Kreativen. Dabei weiß jeder Designer aus eigener Erfahrung: Ein Detail, eine Funktion oder das Material eines Produktes kann der Anstoß oder die Inspiration für etwas ganz Neues sein – ohne dass man der Vorlage dabei zwangsläufig auf den Schlips treten muss. Oft genug ist sowieso für denjenigen, der den Prozess nicht kennt, der Pate nicht mehr erkenntlich.
Wann ist eine Kopie eine Kopie?
Wichtig ist die Sensibilität für die signifikanten Aspekte der Vorlage – und dass die Kopie durch ihre Originalität selbst zum Original wird. Sarah Kueng und Lovis Caputo, die ihrer Arbeit den einfachen Titel „Copy“ verpasst haben, sagen dazu in ihrer Einleitung: „Der Markt für Designobjekte ist klein und exklusiv. Erst die Kopie macht das Original massentauglich. Dabei geht trotz scheinbar großer Ähnlichkeit meist Entscheidendes verloren. Solche Kopien beleidigen das Original, auch wenn sie im Kern ein Kompliment an die Ursprungsidee sind.“ Und sie liefern den Beleg in ihrem praktischen Teil gleich mit: Sie haben selber kopiert was das Zeug hält, genau hingesehen und das Entscheidende mit einer Prise Ironie überspitzt. Das Ergebnis ist eine Sammlung von Objekten, die sich irgendwo zwischen Readymade, Simulation, Kunst und Design bewegen. Ihre Vorbilder sind zum einen Designneuheiten der letzten Monate, zum anderen Diplomarbeiten ihrer Mitstudenten, die in ihre Einzelheiten aufgelöst und neu zusammengesetzt wurden. Durch die Herausarbeitung wirken die Objekte fast wie eine Karikatur, bei der eben die typischen Merkmale hervorgehoben und überzeichnet wurden.
Viele der Objekte sind durch den ironischen Blick der beiden Diplomanden sehr amüsant geworden, wie etwa ihre Interpretation von Alexandre Gaillards bulb . Eigentlich hatte der Designer kleine Glühbirnen aus Kunststoff gestaltet, die sich dank Schlitzen ineinander schieben und zu einem verzweigten Lampenschirm arrangieren lassen. Bei Kueng Caputo wird aus der Birne eine Energiesparlampe, die nicht nur vom Wandel einer lange präsenten Ikone kündigt, sondern die für die Konstruktion nötigen die Steckschlitze gemäß ihrer Form gleich mitbringt. Und auch der PuzzlePerser von Katrin Sonnleitner wird gewissermaßen beim Wort genommen und bei KuengCaputo zu einem Knüpfteppich, der in Puzzlestücke geschnitten wurde und sich wie ein Patchwork neu zusammen setzen lässt. Auch die Arbeiten von Designstars wie Arik Levy und Marcel Wanders werden keinesfalls „verschont“. Aus Wanders’ Stone stool wird ein Kunststoffstuhl, dessen kristalline Oberfläche mit Klebeband fixiert ist und Levys Rockwood bekommt ein Kiesel-Print.
Nils Holger Moormann hat Ikea wegen eines Tischbock-Plagiats verklagt, in China fährt ein geklonter Smart über die Straßen und im Rahmen der Ambiente in Frankfurt wird alljährlich der Plagiarius verliehen, ein Preis, der die dreistesten Kopien der Designbranche kürt. Dass gerade in der Produktwelt fleißig abgeguckt wird, ist als Erkenntnis und in der Diskussion ein alter Hut. Dass auf der anderen Seite ein künstlerischer Schaffensprozess auch immer mit der Inspiration, auch durch Produkte anderer Designer, beginnt, wird hingegen weniger laut erörtert. Das Image eines „Nachmachers“ passt nicht in das Bild vom erfolgreichen Kreativen. Dabei weiß jeder Designer aus eigener Erfahrung: Ein Detail, eine Funktion oder das Material eines Produktes kann der Anstoß oder die Inspiration für etwas ganz Neues sein – ohne dass man der Vorlage dabei zwangsläufig auf den Schlips treten muss. Oft genug ist sowieso für denjenigen, der den Prozess nicht kennt, der Pate nicht mehr erkenntlich.
Wann ist eine Kopie eine Kopie?
Wichtig ist die Sensibilität für die signifikanten Aspekte der Vorlage – und dass die Kopie durch ihre Originalität selbst zum Original wird. Sarah Kueng und Lovis Caputo, die ihrer Arbeit den einfachen Titel „Copy“ verpasst haben, sagen dazu in ihrer Einleitung: „Der Markt für Designobjekte ist klein und exklusiv. Erst die Kopie macht das Original massentauglich. Dabei geht trotz scheinbar großer Ähnlichkeit meist Entscheidendes verloren. Solche Kopien beleidigen das Original, auch wenn sie im Kern ein Kompliment an die Ursprungsidee sind.“ Und sie liefern den Beleg in ihrem praktischen Teil gleich mit: Sie haben selber kopiert was das Zeug hält, genau hingesehen und das Entscheidende mit einer Prise Ironie überspitzt. Das Ergebnis ist eine Sammlung von Objekten, die sich irgendwo zwischen Readymade, Simulation, Kunst und Design bewegen. Ihre Vorbilder sind zum einen Designneuheiten der letzten Monate, zum anderen Diplomarbeiten ihrer Mitstudenten, die in ihre Einzelheiten aufgelöst und neu zusammengesetzt wurden. Durch die Herausarbeitung wirken die Objekte fast wie eine Karikatur, bei der eben die typischen Merkmale hervorgehoben und überzeichnet wurden.
Viele der Objekte sind durch den ironischen Blick der beiden Diplomanden sehr amüsant geworden, wie etwa ihre Interpretation von Alexandre Gaillards bulb . Eigentlich hatte der Designer kleine Glühbirnen aus Kunststoff gestaltet, die sich dank Schlitzen ineinander schieben und zu einem verzweigten Lampenschirm arrangieren lassen. Bei Kueng Caputo wird aus der Birne eine Energiesparlampe, die nicht nur vom Wandel einer lange präsenten Ikone kündigt, sondern die für die Konstruktion nötigen die Steckschlitze gemäß ihrer Form gleich mitbringt. Und auch der PuzzlePerser von Katrin Sonnleitner wird gewissermaßen beim Wort genommen und bei KuengCaputo zu einem Knüpfteppich, der in Puzzlestücke geschnitten wurde und sich wie ein Patchwork neu zusammen setzen lässt. Auch die Arbeiten von Designstars wie Arik Levy und Marcel Wanders werden keinesfalls „verschont“. Aus Wanders’ Stone stool wird ein Kunststoffstuhl, dessen kristalline Oberfläche mit Klebeband fixiert ist und Levys Rockwood bekommt ein Kiesel-Print.