Menschen

111 Jahre Mut und Leidenschaft

Johannes und Yvonne Dallmer im Jubiläumsinterview

Der Entwässerungsspezialist Dallmer wird 111 Jahre alt. Anlässlich des besonderen Jubiläums lassen die Geschäftsführer*innen der 3. und 4. Generation, Johannes Dallmer und seine Tochter Yvonne Dallmer, die Entwicklung und Ausrichtung des Familienunternehmens in einem sehr persönlichen Gespräch Revue passieren.

von Hersteller, 05.06.2024

Nach 111 Jahren Firmengeschichte steht Dallmer mehr denn je für Innovation und entwickelt sich durch sein hochwertiges Design zur beliebten Architektenmarke. Dabei investiert das Familienunternehmen kontinuierlich in seinen Standort: in neue Maschinen, architektonisch ansprechende Gebäude ebenso wie in engagierte Mitarbeitende. Mit vorausschauendem Planen und Handeln erfüllt der Entwässerungsspezialist nicht nur die Anforderungen der Gegenwart, sondern hält sich auch Spielräume für die Zukunft offen.

Was macht das Familienunternehmen Dallmer im Besonderen aus?
Yvonne Dallmer: Ich denke vor allem an drei Dinge: Menschen, Innovationen und Investitionen. Das Wichtigste ist für uns das Miteinander. Wir haben ein tolles Team – Menschen, die mit Leidenschaft dabei sind. Die Hälfte der Mitarbeitenden arbeitet seit mehr als zehn Jahren bei uns. Was uns außerdem besonders auszeichnet, ist unser Innovationswille und unser Mut, zu investieren. Ein gutes Beispiel ist unser Duschrinnensystem DallFlex. Vor elf Jahren haben wir uns gemeinsam entschieden, in eine neue Technologie zu investieren, eine Metallverarbeitung aufzubauen und mit Frästechniken zu experimentieren.

Johannes Dallmer: Vor allem haben wir Mitarbeiter gefunden, die sich der Situation entsprechend anpassen und das ganze Know-how entwickelt haben.

Yvonne Dallmer: Deine ganze Produktidee war ja auch ziemlich disruptiv. Entwässerung sollte anders funktionieren. Daher haben wir eine neue Lösung mit einer sauberen Oberflächenentwässerung entwickelt.

Johannes Dallmer: Ich sage immer, wir müssen jeden Moment bereit sein, alles auf die Wiese herauszuräumen, uns zu überdenken und wieder neu einzurichten. Man sollte sich also regelmäßig die Frage stellen: Kann man das sinnvoller, besser machen? Und dann sollte man einen Weg finden, es zu realisieren.

Yvonne Dallmer: Wir sind immer mit einem Grundoptimismus ausgestattet. Das gilt auch aktuell, während des Rückgangs der Baukonjunktur – nach den sensationellen Jahren, in denen die ganze Baubranche hohe Zuwächse hatte. Wenn man uns fragt, wird es auch wieder anziehen. Wir gehen mit einer Besonnenheit an die Dinge heran. Als Familienunternehmen denken wir langfristig und nicht in Vier-Jahres-Verträgen.

Wenn Sie an Ihre gemeinsame Zeit in der Geschäftsführung denken, was ist Ihnen vor allem in Erinnerung geblieben?
Yvonne Dallmer: Ein Erlebnis, an das wir sehr gerne zurückdenken, ist unsere 100-Jahr-Feier. Gemeinsam mit unserer Belegschaft, Freunden, Dienstleistern und Lieferanten haben wir in einer historischen Halle mit Industriekultur in Hamm gefeiert. Rund 600 Gäste waren vor Ort. Was ich schön und wichtig fand, dass wir alle zusammen gefeiert haben.

Johannes Dallmer: Für uns ist es auch selbstverständlich, dass unsere Mitarbeiter ihre Partner mitbringen. Unsere Feste finden fast jährlich und immer mit Partner statt. Das gibt eine ganz andere Stimmung. Wir haben sehr oft im eigenen Gebäude gefeiert. Meistens dann, wenn durch Neubauten ein neuer Raum entstand.

Yvonne Dallmer: Zu Coronazeiten haben wir kleine dezentrale Feste organisiert und auch da waren wir innovativ unterwegs. Wir haben immer eine Lösung gefunden. Die anstrengende Pandemiezeit zählt ebenfalls zu unseren gemeinsamen Erinnerungen. Ich finde, dass wir da wahnsinnig gut durchgegangen sind, weil wir respektvoll miteinander umgegangen sind und weil jeder auf die Gesundheit des anderen geachtet hat. Außerdem haben wir zu keinem Zeitpunkt Kurzarbeit angemeldet. Uns war wichtig, dass unsere Mitarbeiter ihr Gehalt sicher wissen.

Johannes Dallmer: Das ist richtig. Innerhalb von wenigen Tagen ist hier ein Umbau vonstattengegangen, um Kontakte zu vermeiden. Auf die Verlagerung ins Homeoffice waren wir nicht vorbereitet. Trotzdem ist es uns gelungen, innerhalb kurzer Zeit die Mitarbeiter zu Hause mit dem notwendigen Equipment auszustatten.

Das Dallmer-Team ist schon lange auf SHK-Messen unterwegs. Wie waren Ihre ersten Messe-Erfahrungen?
Johannes Dallmer: Unsere erste Teilnahme hat 1963 in Frankfurt auf einem ganz kleinen Messestand stattgefunden. Man kannte uns nicht, da wir Neulinge waren. Im Laufe der Zeit haben wir alle wichtigen Messen – wie die ISH und die BAU – sowie die regionalen Messen abgedeckt. Früher gab es sogar noch weitere regionale Messen, zum Beispiel in Leipzig und Berlin.

Yvonne Dallmer: Inzwischen haben wir die luxuriöse Situation, dass das SHK-Publikum uns kennt und unsere Neuheiten sehen möchte. Das ist etwas, das sich in unserer Geschichte sehr positiv verändert hat. Darüber hinaus sind Messen für uns ein wichtiger Touchpoint, um Gespräche auch über die Produkte hinaus zu führen.

Wie haben sich Messen für Dallmer bis heute verändert?
Johannes Dallmer: Bei meiner ersten Messe war ich 14 Jahre alt. Meine Mutter ist sehr früh verstorben. Daher bin ich mit meinem Vater zu den Messen gefahren und habe dort den Stand mit aufgebaut. Heute haben wir dabei zum Glück professionelle Unterstützung von Messebau-Unternehmen.

Yvonne Dallmer: Für gute Messestandgestaltung haben wir zusammen mit unserem Architekturbüro sogar schon Designpreise gewonnen. Wir haben es auch einige Male geschafft, dass Kunden sagten, man sollte einmal am Dallmer-Stand vorbeigehen, weil der so sehenswert sei. Eine gute Gestaltung – das leben wir einfach.

Johannes Dallmer: Wichtig beim Thema Messe ist auch, dass wir den Sanitärgroßhandel und die Verarbeiter dort treffen. Einige Artikel, die sich bis heute noch gut verkaufen, stammen aus Gesprächen mit dem Installateur. Das Kugelgelenk ist ein Teil dieser Geschichte. Damit waren wir die ersten. Selbst der erste Badablauf war schon höhenverstellbar. Außerdem haben wir auf Messen schon neue Distributoren kennengelernt. Darunter sind auch gute Kooperationen, die bis heute andauern.

Die Produkte von Dallmer haben ein hohes gestalterisches Niveau. Woher kommt das?

Johannes Dallmer: Mein Vater war Graveurmeister. Das Gestalterische lag ihm sehr. Auch ich habe mich bei der Produktentwicklung schon immer sehr stark für die Gestaltung interessiert. Ein Beispiel dafür sind WC-Stutzen. Es gab jede Menge Wettbewerber, aber unsere waren sehr clever konstruiert und dadurch sehr ansprechend geformt. Dafür haben wir auch einen Preis erhalten. Ein weiteres Beispiel sind Roste, die früher ganz einfach geschlitzt waren. Ich habe damit angefangen, sie zu schönen Designrosten weiterzuentwickeln. Diese Vielzahl an Rosten hat es vorher nie gegeben.

Yvonne Dallmer: Ich bin seit 15 Jahren an Bord. Als Jugendliche habe ich hier schon in den Ferien gearbeitet und Praktika gemacht. Allerdings bringe ich nicht das Ingenieurwissen meines Vaters mit.
Johannes Dallmer: Aber das technische Verständnis. Das ist das Wichtige dabei.

Yvonne Dallmer: Das stimmt. Außerdem begeistere ich mich für Gestaltung und Design. Daher setze ich mich auch besonders intensiv mit dem Thema Marketing auseinander. Insbesondere treibe ich konsequent die visuelle Markengestaltung voran und sorge dafür, dass Trends im Bad frühzeitig in die Dallmer-Produktwelt einfließen.

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