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Neue Farbinspiration fürs Bad

Yvonne Dallmer über ein unterschätztes Detail der Badgestaltung

Duschroste gehören zu den wichtigen, aber oft vernachlässigten Details beim Badausbau. Das sauerländische Unternehmen Dallmer macht sie zu Designobjekten. Die zum Entwässerungssystem DallDrain passenden Aufsätze lassen sich einfach auswechseln und setzen interessante Akzente in vollständig verfliesten Bädern. Im Interview spricht Yvonne Dallmer über Unternehmergeist, individuelle Badgestaltung und neue Kommunikationskanäle.

von Judith Jenner, 27.10.2021

Mit ihrem Vater Johannes Dallmer und Harry Bauermeister führt Yvonne Dallmer seit 2008 die Geschäfte des Familienunternehmens. Die Betriebswirtin mit einem Faible für gute Gestaltung folgt dem Credo ihres Vaters: „Wenn wir etwas neu machen, können wir es auch gut machen.“ Das gilt nicht nur für eigene Produkte, sondern auch für die Architektur der Firmenräume.

Mit der ColourCollection haben Sie eine Serie farbiger Duschroste herausgebracht. Wie kam es zu der Idee?
Auf Social Media und in den klassischen Medien zeigte sich in den vergangenen zwei Jahren, dass die Mode wieder bunter wurde. Im Bad vollzieht sich dieser Trend ganz ähnlich. Vor etwa fünf Jahren kamen unsere Duschrinnen mit PVD-Oberflächen in Roségold, Messing oder einem Schwarz-Anthrazit-Ton heraus. Auf der letzten Messe vor Corona fielen mir auch wieder echte Knallfarben ins Auge, leuchtendes Blau oder Rot zum Beispiel. Das hat uns darüber nachdenken lassen, wie sich so eine Mode ins Bad bringen lässt, ohne dass sich der Kunde auf Jahrzehnte festlegen muss. In Synergie mit unserem vor anderthalb Jahren gelaunchten, sehr leicht verbaubaren DallDrain-Programm für Punktentwässerung im Haus können wir das Produkt emotional vermarkten und geben Architekten einen Anreiz, sich damit zu beschäftigen.

Wie haben Sie die 16 Standardfarben für die ColourCollection ausgewählt?
Unser Blick fiel dabei auf Firmen aus dem Interiorbereich, die stark für Farben stehen, wie Montana oder USM. Aber auch Küchen- und Keramikhersteller haben uns inspiriert. Wir haben dann ein Farbboard erstellt, das die Welt von Dallmer wiedergibt. Die Lacke stammen von einem Produzenten, der unter anderem Anstriche für Sonderkraftfahrzeuge produziert. Sie sind also extrem robust.

Welche Individualisierungslösungen bieten Sie an – und sind diese bezahlbar?
Möglich sind beinahe alle RAL-Farben. Für größere Objekte wie Hotels lohnen sich solche Sonderanfertigungen bestimmt. Für ein Einfamilienhaus würden Sonderfarben eher weniger Sinn machen. Aber möglich ist alles.

Welche Trends sehen Sie darüber hinaus im Badausbau – und wie kann Dallmer mit seinen Produkten dabei unterstützen?
Wir machen Entwässerung vom Dachablauf über Siphons bis zum Kellerablauf. Unser Steckenpferd sind aber schöne, verflieste Duschbereiche. Nicht umsonst arbeiten wir mit dem Hashtag #grenzenlosesbad. Das Bad wird zunehmend zum Wohlfühlort. Es erfüllt nicht nur funktionale Aufgaben, sondern auch emotionale. Egal wie klein es ist, wenn Sie es verfliesen und die Dusche mit einem Punktablauf oder einer Duschrinne versehen, bekommt es eine Großzügigkeit. Ein praktischer Aspekt ist die Barrierefreiheit einer solchen Lösung.

Welche Rolle spielt die leichte Installierbarkeit Ihrer Produkte, gerade auch vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels im Handwerk?
Wir begreifen Design ganzheitlich. Das heißt, ein Produkt muss nicht nur hübsch aussehen, sondern sich auch leicht installieren lassen. Der Handwerker muss es gerne einbauen wollen. Architekten und Fachplaner möchten sicher sein, dass es in 30 Jahren auch noch dicht ist. Denn vor Wasser hat jeder Angst. Für die Bauherren muss das Produkt reinigungsfreundlich sein. Bei uns können Sie immer den Geruchsverschluss herausnehmen und säubern.

Für die BaukulTOUR 2021 haben Sie sich diesen Sommer mit anderen Herstellern aus dem Sanitärbereich für eine Messe-Roadshow zusammengetan. Warum ist Ihnen der direkte Kontakt zu Ihren Kund*innen wichtig?
Die Pandemie hat uns alle kalt erwischt. Wir haben mit einem neuen Format, den Dallmer Sessions, schnell auf Video umgestellt. Trotzdem fehlten uns das Netzwerken und der Dialog mit den Verarbeitern, denn dabei werden Ideen für neue Produkte und Verbesserungen generiert.

Wie laufen bei Ihnen als Familienunternehmen Entwurfs- und Entscheidungsprozesse ab?
Das Thema Design ist nach wie vor ein großes Steckenpferd meines Vaters. Wir waren zur Jahrtausendwende die ersten, die dem quadratischen Bodenrost ein Design gaben. Mein Vater ist nicht mehr täglich im Unternehmen, aber bei der wöchentlichen Entwicklungs- und Konstruktionssitzung kann ich auf ihn zählen. Dort finden solche Entscheidungen statt, die unser Inhouse-Designteam dann umsetzt. Uns zeichnet aus, dass wir leidenschaftliche Unternehmer sind und an das glauben, was wir tun. Wenn wir voll hinter etwas stehen und die Vision haben, dass es gut wird, dann ziehen wir es durch. Dadurch sind wir oft auch schneller. Da wir in Arnsberg produzieren, haben wir kurze Wege: Von der ersten Idee über den Prototypen bis zur Abmusterung findet alles an einem Ort statt.

Zusammen mit dem Büro Keggenhoff | Partner haben Sie 2019 einen Firmenanbau eröffnet. Welche Werte Ihres Unternehmens lassen sich an der preisgekrönten Innenarchitektur ablesen?
Wir beschäftigen uns unheimlich gerne mit guter Gestaltung und ich denke, dass das nur in einem entsprechenden Ambiente gelingt. Den gleichen Anspruch, den wir an unsere Produkte haben, erleben Sie in unserem Gebäude. Sabine Keggenhoff hat mit mir viel über Kommunikation gesprochen. Wer geht oft wohin? Wer muss was mitbekommen? Das fand ich sehr erhellend. Mit seinen Glastüren ist der Neubau extrem transparent. Zugleich geben Raumteiler ein Gefühl der Geborgenheit. Die Akustik ist so gut, dass selbst im Außendienst, wo viel telefoniert wird, eine ruhige Atmosphäre herrscht.

Sie selbst haben beruflich einen internationalen Background. Wie bringen Sie diese Erfahrungen ins Unternehmen ein?
Ich bin nach meinem BWL-Studium nach Barcelona gegangen und habe dort sechs Jahre lang im administrativen Bereich von Unternehmen gearbeitet, die mit der Branche nichts zu tun hatten. Für mich ist es sehr wichtig, dass ich meine ersten Erfahrungen in einem anderen Umfeld gemacht habe. Als ich in das Familienunternehmen kam, hatte ich bereits eine eigene Persönlichkeit, eine eigene Vita und war nicht nur „die Tochter von“. Ich habe den Umgang mit internationalen Teams gelernt und bringe auch mal andere Perspektiven ein, wenn es zum Beispiel um interne Prozesse geht.

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