Menschen

Pool mit Korallenriff

Unterwasser-Designerin Alex Proba im Interview

Einfach nur blaumachen am Pool kommt für Alex Proba nicht infrage. Stattdessen bemalt die in Portland und Brooklyn ansässige Gestalterin Böden und Wände von Schwimmbecken mit farbenprächtigen Mustern. Sie erinnern an abstrakte Kunst, Memphis-Design, bunte Unterwasserwelten oder einen LSD-Trip. Warum sie für ihre Werke auch akrobatische Fähigkeiten benötigt, verrät uns die gebürtige Deutsche und Wahlamerikanerin im Interview.

von Stella Hempel, 13.07.2022

Alex Probas Weg schien vorgezeichnet: Sie stammt aus einer Medizinerfamilie und war selbst drauf und dran, Zahnärztin zu werden. Doch dann kam alles anders. Sie entschied sich, ihre kreative Seite auszuleben, zog von Lüdenscheid nach Hamburg, um an der Akademie für Mode und Design (AMD) zu studieren. Es folgte ein Möbel- und Produktdesign-Studium in Eindhoven. 2011 ging sie nach New York, wo sie als Art-Di­rek­to­rin für Unternehmen wie Kickstarter und Nike arbeitete, bevor sie 2013 Studio Proba gründete. Inzwischen hat sie ihren ganz eigenen Stil entwickelt und sich mit bunt gemusterten Designs einen Namen gemacht. Diese schmücken Tischplatten, Kissenhüllen, Teppiche und Fliesen – oder eben die Oberflächen von Swim­ming­pools.


Wie kam es dazu, dass Du nun auch Schwimm­be­cken gestaltest?
Das stand schon seit Jahren auf meiner Liste der Traumprojekte. Es begann 2020 mit dem Marrow House Pool in der Nähe von Palm Springs. Ich liebe es, das Unerwartete zu malen, die Dinge, die die Leute niemals malen würden oder vor denen sie zu viel Angst haben. Ich denke, es liegt in meiner Persönlichkeit, anders zu sein und Dinge zu tun, für die ich mich wirklich begeistern kann. Ich möchte etwas entwerfen, das die Menschen glücklich macht, aber auch überrascht.

Was hat Dich am Designen von Pools besonders gereizt?
Ich strebe bei meiner Arbeit immer nach dem Unmöglichen und nach den noch unerforschten Medien. Je schwieriger es ist, eine Lösung zu finden, desto besser und interessanter ist es für mich. Das andere, was einen Pool so spannend macht: Er hat zwei Gesichter oder zwei Leben – eines mit und eines ohne Wasser.

Wie verändert sich denn Dein Design durch das Wasser oder die Wellen auf dem Pool?
Das Design ändert sich vor allem in der Farbe, denn es ist fast so, als würden die Farben mit Blau gemischt werden. Wenn sich das Wasser bewegt, sieht es so aus, als würde auch meine Kunst in Bewegung geraten.

Mit welchen Arbeitsschritten beginnen Deine Poolprojekte?
Ich beginne wie bei jedem anderen Designprojekt mit der Konzeption am Computer oder auf Papier und spiele mit der Form des Pools selbst, der ihn umgebenden Architektur und meinen Kompositionen. Sobald ich ein paar Entwürfe und Optionen habe, erstelle ich ein Rendering des Poolmodells und füge digital Wasser hinzu, um zu sehen, wie sich die Farben mit dem Wasser verändern werden. Das alles schicke ich dann dem Kunden zur Auswahl.

Wie geht es weiter, nachdem sich die Kund*innen für ein Design entschieden haben?
Das Poolwasser muss abgelassen und die Oberfläche entsprechend vorbereitet werden, damit mein Team und ich kommen können. Sobald wir da sind, zeichnen wir das Design entweder freihändig oder mit vorbereiteten Papierschablonen vor. Nach dem Skizzieren beginnen wir mit dem Ausmalen. Jede Form benötigt drei bis sechs Anstriche, je nachdem, um welche Farbe es sich handelt. Wenn alle Formen fertig sind, kümmern wir uns um die Details der Muster und die Emailarbeiten. Dann sind wir fertig und lassen die Farbe aushärten, bevor sie schließlich mit Wasser begossen wird.

Wo liegt die besondere Herausforderung bei diesen Projekten?
Sie sind körperlich anstrengender als andere Designprojekte, da jedes Schwimmbecken anders gekrümmt ist und man an manche Stellen nicht so leicht herankommt. So kann es passieren, dass man sich zehn bis zwölf Stunden am Tag in den seltsamsten akrobatischen Positionen befindet.

Wie lange bist Du mit einem solchen Poolgemälde beschäftigt?
Für einen Privatpool – nicht ein großes, öffentliches Schwimmbad – brauche ich sieben bis zehn volle 12-Stunden-Tage, mit ein bis zwei Assistenten.

Welche Art von Farbe verwendet Ihr? Wird sie sich im Laufe der Jahre gut halten?
Es handelt sich um eine benutzerdefinierte Poolfarbe, die genauso lange hält wie bei einem normalen, blau gestrichenen Pool.

Pools sind ja tatsächlich meist einfarbig blau von innen, obwohl sich die Flächen für eine abwechslungsreichere Gestaltung anbieten. Warum gibt es so wenige bunte Ausnahmen?
Das ist eine Frage, die ich mir auch gestellt habe. Ich denke, da die Ozeane blau sind, möchte man dieses Gefühl auch in einem Pool erzeugen. Ich glaube aber, dass das auch bei meinen Pools noch funktioniert: Die Entwürfe haben genug weißen Raum, damit das Blau durchscheint. Mein Kunstwerk ist eher wie ein Korallenriff unter Wasser.

Wirst Du in naher Zukunft weitere Pools entwerfen?
Ja, ich mache ein paar Poolprojekte in Los Angeles und Mexiko. Möglicherweise auch in Miami, Kapstadt und Brasilien. Ich spreche gerade noch mit den Kunden über diese Projekte.

Und was steht sonst noch auf der eingangs erwähnten „Liste der Traumprojekte“?
Ein Proba-Haus. Ein Raum, der vom Besucher erlebt und genossen werden kann und in dem jeder Gegenstand von mir entworfen wurde. Von den Möbeln bis zur Türklinke. Es wäre fantastisch, wenn die Menschen „in Proba leben“ und vielleicht auch einkaufen könnten. Ein weiterer großer Wunsch auf meiner Liste ist die Gestaltung eines Kinderspielplatzes.

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Links

Studio Proba

www.studioproba.com

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