Menschen

Im Bad mit Barbie

Ein Gespräch über Barrierefreiheit, Empowerment und rosa Sanitärdesign

Auf der ISH in Frankfurt stellt der Sanitärausstatter HEWI mit seiner Kollektion BarbieTM x HEWI eine außergewöhnliche Kooperation vor. Im Interview erklärt Christiane Küper, Head of Brand + Sales, was die Puppe mit Selbstbestimmung zu tun hat und inwiefern die Farbe Rosa das Wohlbefinden steigert.

von Judith Jenner, 12.03.2025

HEWI steht für „Universal Design“, also eine Gestaltung für Menschen mit und ohne Einschränkungen. Inwiefern passt Barbie zu diesem Konzept?
Um diese Frage zu beantworten, möchte ich zuerst den Barbie-Film ansprechen, den ich im Sommer 2023 im Kino angeschaut habe. Der Film liefert spannende Hintergrundinformationen zur Entstehung der Barbie-Puppe. Ruth Handler, die Erfinderin, wollte eine Puppe schaffen, mit der Mädchen spielerisch in verschiedene Rollen schlüpfen können: sei es als Pilotin, Ärztin oder Rechtsanwältin. „You can be anything“ wurde zum Leitgedanken hinter Barbie. Statt einer klassischen Baby-Puppe, mit der ihre Tochter nur die Mutterrolle nachspielen konnte, entwickelte Ruth Handler eine Puppe, die Mädchen inspirieren sollte. Eine beeindruckende Geschichte, die zeigt, wie viel Ruth Handler für Frauen erreicht hat. Nach dem Kinobesuch war dann mein erster Gedanke: Das passt zu HEWI.

Inwiefern sehen Sie Parallelen zwischen der Philosophie von Mattel und der Mission von HEWI im Bereich der barrierefreien Architektur?
Mattels Philosophie ist es, Mädchen zu stärken, ihr Selbstbewusstsein zu fördern und ihnen aufzuzeigen, welche Möglichkeiten ihnen im Leben offen stehen. HEWI nimmt eine sehr vergleichbare Rolle im Bereich der barrierefreien Architektur ein. Wir setzen uns dafür ein, dass alle Menschen, unabhängig von ihrer persönlichen Situation, selbstständig und selbstbestimmt leben können. Unser Schwerpunkt liegt seit über 40 Jahren in der Ausgestaltung von Bädern im Sinne des „Universal Design“. Wir wollen gutes Design schaffen und Produkte intuitiv nutzbar machen, um Stigmatisierung keinen Raum zu geben. Mattel und HEWI haben ein gemeinsames Ziel: Menschen zu stärken, ihnen Selbstbestimmung zu ermöglichen und Barrieren abzubauen.

Zeigte sich der Spielzeughersteller gleich aufgeschlossen für die Idee einer Bad-Kollektion?
Als wir im Januar 2024 in einem ersten Meeting unsere Vorstellungen präsentierten, war Mattel sofort begeistert von der Idee, denn Diversität und Inklusion sind zentrale Unternehmenswerte. Mit über 160 verschiedenen Barbie-Puppen in allen Formen, mit und ohne Einschränkungen, setzt Mattel ein klares Zeichen für Vielfalt. Wir lieben diese Vision und erleben die Zusammenarbeit als inspirierend, wertschätzend und herzlich.

Wie ist die Barbie x HEWI-Kollektion aufgebaut?
Die Kollektion umfasst etwa 40 Produkte, darunter Accessoires, Haltegriffe, einen Duschsitz und einen unterfahrbaren Waschtisch. Unsere Kollektion steht für unbegrenzte Möglichkeiten für alle – unabhängig von individuellen Bedürfnissen und Lebenssituationen. Und natürlich ist auch unser Klassiker, der Türdrücker S111, im Portfolio enthalten.

Ein warmes, helles Rosa prägt die Kollektion. Inwieweit passt dieser Farbton zu Ihrem Design?
Rosa ist in der Architektur eine wunderbare Farbe. Sie steht für Fürsorge, Hoffnung und Lebensfreude – eine Farbe, die in eine Traumwelt entführt, die alle genießen dürfen. Die Kollektion wurde mit viel Liebe zum Detail entwickelt. In den kommenden Wochen möchten wir mit kreativen Badgestaltungen immer wieder neue Inspirationen liefern und zeigen, wie vielseitig unsere Produkte eingesetzt werden können. Unser Ikonendesign von 1972 hat sich längst bewährt und findet ohnehin seit über 50 Jahren seinen Weg in die unterschiedlichsten Bereiche. Und genau diese Vielseitigkeit spiegelt sich in der Barbie x HEWI-Kollektion – sie fügt sich nahtlos in Boutiquehotels, Pflegeeinrichtungen oder private Wohnräume ein und schafft dort eine Atmosphäre voller Leichtigkeit und positiver Energie.

Sie nutzen die ISH Frankfurt im März, um die Kollektion der internationalen Öffentlichkeit zu präsentieren. Mit welchen Reaktionen rechnen Sie?
Wir haben bereits vorab sehr positive Rückmeldungen bekommen. Unser Engagement für Vielfalt und Empowerment wird verstanden und wertgeschätzt. Mit dieser Kooperation haben wir die Chance, Barrierefreiheit und „Universal Design“ auf ein neues Niveau zu bringen und die Sichtbarkeit für Menschen mit Einschränkungen nachhaltig zu erhöhen.

Können Sie sich noch an Ihre erste Barbie erinnern?
Selbstverständlich! Ich habe sehr gerne mit Barbie-Puppen gespielt. Heute bereue ich es, sie nicht aufgehoben zu haben – besonders, da Barbie-Puppen aus den Siebzigern echte Kultobjekte sind.

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