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Modernes Baddesign im Wandel

2000-2020: Zeitreise im Badezimmer mit Sven Rensinghoff von BETTE

2020 scheinen die Uhren langsamer zu ticken: keine Messen, kaum Reisen oder persönliche Meetings. Zeit, um zurückzuschauen auf die Marktentwicklungen der vergangenen 20 Jahre – und einen Blick in die Zukunft zu wagen. Sven Rensinghoff, Leiter Marketing & Produktmanagement und Mitglied der Geschäftsleitung bei BETTE, reflektiert im Interview über die Entwicklung des Unternehmens vom reinen Wannenhersteller zum Anbieter von Badsystemen, die Bedeutung von Design und die Pflege erfolgreicher Produktlinien.

von Judith Jenner, 05.10.2020

Nach Monaten mit Homeoffice und Videokonferenzen kehrt BETTE wieder zu so etwas wie einem normalen Arbeitsalltag zurück. In diesem Jahr fokussiert sich das Familienunternehmen aus dem ostwestfälischen Delbrück auf die Produkt- und Sortimentspflege. Neuheiten stehen erst im kommenden Jahr zur ISH wieder an, so sie denn stattfindet. Marketingleiter Sven Rensinghoff und sein Team arbeiten deshalb auch an digitalen Lösungen, wie sich Produktneuheiten transportieren lassen. Für uns nahm er sich Zeit, um die letzten 20 Jahre der Firmengeschichte Revue passieren zu lassen und einen Blick in die Zukunft zu wagen.

Herr Rensinghoff, 2020 ist ja alles etwas anders. Wie läuft das Jahr bisher für Ihr Unternehmen? Es ist tatsächlich ein sehr spannendes Jahr. Mit Beginn der Pandemie hat es uns erst ziemlich arg getroffen, weil alle Auslandsmärkte quasi von heute auf morgen eingebrochen sind. In Deutschland merkte man im März und April eine gewisse Zurückhaltung, doch dann ist relativ schnell eine Entspannung eingetreten. Im deutschen Markt läuft es jetzt sehr gut, sogar besser als im Vorjahr. Im Ausland sieht es noch etwas anders aus. Dort haben die Märkte länger gebraucht, um wieder an Fahrt aufzunehmen. Wir sind daher noch nicht da, wo wir im vergangenen Jahr waren. Der heimische Markt hat uns bisher somit geholfen, die Krise positiv zu meistern.

Blicken wir zurück: Wo stand BETTE vor 20 Jahren? Vor 20 Jahren war BETTE noch ein reiner Wannenhersteller. Das hat sich gewandelt. Wir haben vor gut 10 Jahren Waschtische mit ins Sortiment genommen und dann auch überlegt: Wie können wir unser Sortiment so verfeinern, dass wir unseren Kunden mehr Sicherheit vermitteln. Wir sind stark in die Entwicklung von Installations- und Einbausystemen gegangen, um am Ende unsere schönen, sichtbaren Produkte sicher in die Gebäudehülle integrieren zu können. Mittlerweile basiert unser Sortiment aus zwei Säulen: zum einen Duschen, Badewannen und Waschtische, zum anderen das passende Installationszubehör. Die Wahrnehmung der Marke im Bad ist damit in den vergangenen 20 Jahren mit Sicherheit präsenter geworden.


An welchem Produkt lässt sich die Entwicklung von BETTE besonders gut ablesen?
Das ist unsere Badewanne BetteStarlet, die es seit mehr als 20 Jahren gibt. Angefangen hat sie als eine klassische Oval- und Rechteckbadewanne. Da ist die Produktrange auf 10 Außenformate erweitert worden, um zu zeigen, was aus Stahl inzwischen möglich ist. Dann entwickelte sich daraus das Modell BetteStarlet Oval Silhouette, die erste aus einem Stück geformte Wanne, an der keine Fugen sichtbar sind. Vor drei Jahren haben wir sie ein weiteres Mal verfeinert mit einem 8-Millimeter-Wannenrand. Auf diese Weise wurde eines der erfolgreichsten Produkte im Sortiment durch Verfeinerung und Redesign immer wieder im Hinblick auf die zeitlichen Anforderungen angepasst.

Wie hat sich die Zusammenarbeit mit Designern verändert? Vor gut 10 Jahren haben wir uns mit Tesseraux + Partner für eine Sortimentsanalyse zusammensetzt. Dabei sind sehr viele schöne Dinge entstanden: Zum einen haben wir im Laufe der Zeit die Höhe des Wannenrandes deutlich reduziert. Früher hatte jede Bade- und Duschwanne immer mindestens einen 30-Millimeter-Rand. Wir haben ihn zu einem 8-Millimeter-Rand weiterentwickelt, wodurch die Produkte in der Architektur ganz anders wirken und neue Möglichkeiten für die Innenarchitektur bieten. Ein Meilenstein war die BetteLux Shape, die Serie im Rahmengestell. Ihr Innenkörper ist sichtbar und der dünne Rand ein ganz prägnantes Designmerkmal. Dadurch haben wir die Wirkung der Badewanne und des Waschtischs auf ein ganz anderes Niveau gehoben. Aus der BetteLux Shape haben wir eine ganze Designlinie mit passendem Möbeln entworfen, sodass die ganzheitliche Gestaltung sichtbar wurde.

Hat sich dieser Trend zur Serie fortgesetzt? Ja, in den darauffolgenden Jahren kam die BetteLux Oval Couture dazu, eine Badewanne im Stoffkleid mit dem passenden Waschtisch. So haben wir immer wieder versucht, neue Themen zu belegen, um dem Markt neue Inspirationen geben zu können.


Würden Sie sagen, dass Design für BETTE insgesamt wichtiger geworden ist? Definitiv. Wir haben früh das Thema Design als Differenzierungspotential erkannt, neben dem Material. Denn Badewannen, Duschen und Waschtische aus glasiertem Titanstahl produzieren nicht mehr so viele Hersteller. Unsere erste Entscheidung war: Wir bleiben bei diesem natürlichen Material, denn es ist das beste fürs Badezimmer. Um das Maximum herauszuholen, haben wir mit neuen Designs experimentiert, um dann die nächsten Schritte in der Markenführung und der Sortimentsentwicklung gehen zu können.

Hat sich die These bewahrheitet, dass das Bad wohnlicher wird? Der Stellenwert des Bades ist ein ganz anderer als vor 20 Jahren. Durch das gestiegene Körperbewusstsein ist die Aufenthaltsdauer des Kunden im Bad deutlich länger, denn für die Körperpflege ist es einfach der ideale Ort. Das zeigt sich auch an den Materialien: Holz hat einen ganz anderen Stellenwert in der Gestaltung bekommen. Waren früher die Bäder komplett gefliest, werden Wände heute eher verputzt. Das Bad ist wohnlicher geworden. Nach langen Jahren, in denen Chrom-Armaturen und weiße Fliesen im Bad dominierten, kommt die Farbe zurück.


Wie reagiert BETTE darauf? Anfang der 2000er-Jahre entwickelte sich der Trend zu bodengleichen Duschen als Designelement für durchgehende Fußböden. Als Reaktion darauf haben wir 2006 die erste bodengleiche Duschwanne, die BetteFloor, auf den Markt gebracht. In der Optik wirkt sie wie eine Fläche, die ein definiertes, minimales Gefälle zu einem Punktablauf hat. Sie ist wie eine große Fliese aus unserem Material gefertigt. Damit sich die Dusche in der Optik dem Fußboden anpasst, sind wir damals in eine erste eigene Farbentwicklung gegangen, inspiriert von Fliesenfarben und -oberflächen. Damit die BetteFloor zu Feinsteinzeug und anderen natürlichen Oberflächen passt, gibt es sie auch in matt. 

Welche Themen werden in 20 Jahren das Baddesign bestimmen? Ich bin fest davon überzeugt, dass es auch in 20 Jahren noch Titanstahl als natürliches, recyclingfähiges Material im Bad geben wird. Eine Herausforderung werden – angesichts des schrumpfenden Wohnraums – Lösungen für kleine Bäder sein, zum Beispiel multifunktionale Geräte zum Klappen. Dafür gibt es schon Ideen, die sich in der Praxis aber noch nicht so leicht umsetzen lassen. Bereits jetzt beobachte ich, dass Bäder wieder bunter werden und man Farben akzentuiert einsetzt. Vielleicht feiern dann in 20 Jahren Weiß und Chrom wieder ein Comeback.

Dieser Artikel ist Teil des Dossiers: 2000-2020: 20 Jahre Interior & Design

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Bette ist ein deutsches Familienunternehmen. Seit 1952 produzieren wir in Delbrück hochwertige architektonische Badelemente aus rein natürlichem glasiertem Titan-Stahl. Bette Produkte geben größtmögliche Gestaltungsfreiheit im Bad. Exzellentes Design, einzigartige Materialqualität und extrem hohe Maßvariabilität prägen unser Angebot. Jedes Bette Badelement kann durch zusätzliche Ausstattungen oder Maßanpassungen mittels Installationszubehör individuell konfiguriert werden.

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