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Mut zur Einfachheit

Dominik Tesseraux über gute Badgestaltung bei Bette

Ob minimalistische Dusche oder opulente Wanne – das Designbüro Tesseraux + Partner machte Bette zur Design-Brand. Im Interview spricht Dominik Tesseraux darüber, wie gute Gestaltung auf die Marke einzahlt und warum ein Designer auch ein erfahrener Monteur sein sollte.

von Judith Jenner, 17.12.2021

Seit zwölf Jahren arbeitet das Studio Tesseraux + Partner aus Potsdam mit dem ostwestfälischen Badhersteller Bette zusammen. Das Büro trug dazu bei, dass Design ein maßgebliches Merkmal der Marke wurde. Badewannen mit einem stoffbezogenen Gestell wie die BetteLux Oval Couture oder ornamentalen Mustern wie die BetteLoft Ornament zeigen neue Denkansätze in der Badgestaltung. Für die aktuelle Kollektion hat sich Dominik Tesseraux mit seinem Designstudio auf Lösungen für die Dusche fokussiert. Im Interview erzählt er, warum diese für ein international expandierendes Unternehmen wichtig sind – und wo die größten Herausforderungen in der Gestaltung lagen.

Herr Tesseraux, Sie arbeiten seit zwölf Jahren mit Bette zusammen. Inwiefern hat sich Ihre Arbeit in den vergangenen eineinhalb Jahren durch die Pandemie verändert?
Bisher waren die Messen – und in der Sanitärbranche besonders die ISH – unsere Taktgeber für die Präsentation neuer Produkte. Jetzt mussten die Unternehmen andere Kommunikationswege suchen. Bei den Arbeitsabläufen entscheidet die Frage: Was brauchen wir als Erstes? Das verändert die Herangehensweise.

Welche Besonderheiten bringt die Zusammenarbeit mit einem Familienunternehmen wie Bette mit sich?
Bei den Abstimmungen haben wir sehr kurze Wege. Neben der Geschäftsführung stehen wir auch mit der Produktion oder dem Vertrieb im Austausch, aber auf Entscheidungsebene ist der Austausch sehr direkt. Das macht die Arbeit einfach.

Dank Ihrer Expertise spielt Design für Bette eine bedeutende Rolle. Wie schaffen Sie es, das Thema immer weiterzutreiben?
Bevor wir die Zusammenarbeit mit Bette begannen, wurde das Thema im Unternehmen zwar erkannt, aber nicht ausgereizt. Seit unserer Zusammenarbeit profitiert die Marke stark von den Design-Produkten. Aber die Vorzeichen ändern sich. Früher wollten wir vor allem etwas für die Marke tun. Heute geht es stärker um Fragen wie einen einfacheren Produktaufbau, mit dem sich Bette von anderen Herstellern abgrenzen kann, zum Beispiel bei der Duschfliese BetteAir. Das macht die kreative Arbeit sehr spannend.

Was können wir uns unter einer Duschfliese vorstellen?
Die BetteAir kann wie eine Fliese auf dem Estrich verklebt werden. Sie ist viel flacher als herkömmliche Duschen und wir haben für sie eine vollständig neue Ablauftechnik entwickelt. Normalerweise gibt es da das skulpturale Detail des Ablaufs mit dem erhobenen Deckel, der Ablauf-Fuge und dem Rand. Bei der BetteAir hingegen haben wir den Ablaufdeckel aus einem Stück Blech herausgeschnitten. Der Rest bleibt mehr oder weniger gleich. Dadurch ist der Ablauf viel unaufdringlicher, die Ablauf-Fuge mit nur drei Millimetern deutlich kleiner und fast unsichtbar. Gegenstände – wie etwa ein Ehering – können dadurch nicht so leicht verschwinden. Weil Benutzer*innen auf jedem Punkt der Ablauffläche stehen können, kann sie sich in der Mitte befinden. Im Gegensatz zu herkömmlichen Duschwannen mit einem Abfluss in der Ecke wirkt die BetteAir ebenmäßig, eben wie eine Fliese.

Worin lag die größte Herausforderung bei der Entwicklung dieses Produkts?
Das Schwierigste war, diesen Ansatz zu finden. Die zeitweise sehr verbreiteten Duschrinnen werden momentan vielerorts wieder zurückgebaut, weil die Fugen verkalken und sie schwer zu installieren sind. Das hat uns zu einem Comeback für Duschflächen veranlasst, ohne den typischen Charakter aufzugeben. Wir brauchen etwas, das den Markt belebt. Wenn man die BetteAir live sieht, ist der Unterschied zu früheren Modellen sofort spürbar.

Es gibt in diesem Jahr noch weitere Innovationen von Bette im Duschbereich: BetteAntirutsch Sense, eine unsichtbare Rutschhemmung, BetteFlat als normgerecht barrierefreie Duschfläche oder neue Formate für die Duschwanne BetteUltra. Ist Duschen das neue Baden?
Generell wird sicher mehr geduscht als gebadet. Das hängt zum einen sicher damit zusammen, dass die Bäder immer noch nicht groß genug sind. Und zum anderen damit, dass es nachhaltiger ist. Bette produziert – auch wenn man das nicht glauben mag – mehr Duschflächen als Badewannen. Das Thema Duschen ist also der Taktgeber, wenn es um die Auslastung des Werks geht. Das Thema Baden ist gut und wichtig für die Marke, steht aber auch unter erhöhtem Preisdruck.

Hat sich die Prognose, dass das Bad Teil des Wohnraums wird, in Ihren Augen bestätigt?
Teils, teils. Viele Bäder sind nach wie vor zu klein, um sie wirklich wohnlich zu gestalten. Zugleich beobachte ich, dass auch in den kleinen Bädern das Maß an Individualität steigt. Statt alles Weiß in Weiß zu fliesen, wollen die Leute eine freistehende Wanne oder mal eine andere Farbe. Das Bad wird also wohnlicher und vielleicht ein bisschen smarter. Es ist aber nicht gesagt, dass es dadurch größer wird oder mit dem Wohnraum zusammenwächst.

Die Duschfliese BetteAir gibt es – neben den typischen Badtönen – auch in einer breiten Farbpalette. Sind Farben im Bad grundsätzlich stärker im Kommen?
Mein Gefühl ist schon, dass wir mehr Farbe im Bad sehen werden. Weiß geht eigentlich immer, aber Schwarz und Anthrazit sind ebenfalls in den letzten Jahren sichtbarer geworden, auch bei Armaturen. Die Nachfrage ist extrem. In meinem privaten Umfeld sehe ich auch bei wenig designaffinen Menschen Schieferfliesen, neu gemachte Armaturen, schwarze Becken und Duschflächen. Ich denke, das ist der Auftakt für mehr Farbe. Vielleicht nicht mehr so knallig wie in den Sieb­zi­ger­jah­ren. Erdtöne oder Sandfarben sind aber definitiv im Kommen. Man braucht in der Badeinrichtung Töne, die nuancieren können.

Viele Gestaltungsideen im Bad werden durch die Installationstechnik beschränkt. Was könnte diesen Prozess vereinfachen?
Die Statik im Bad verändert sich erst dann, wenn sich die Architektur verändert. Solange müssen wir uns an der Zu- und Ablauftechnik des Wassers orientieren. Wenn wir einen Vorteil in der Installation entwickeln können, hilft das dem Produkt. Je einfacher und sicherer die Lösungen sind, desto häufiger werden sie auch eingesetzt. Jeder erwartet heute eine intuitive Anwendung, ob bei einem technischen Gerät oder einer Armatur. Daher müssen diese Lösungen mitwachsen.

Sind Sie mit Planer*innen in Kontakt, die Ihre Produkte verbauen und ziehen Sie aus diesem Kontakt Inspirationen?
Bei Bette hält die Projekt- und Anwendungsabteilung den Kontakt zu den Architekt*innen und Installateur*innen und gibt Anregungen an uns weiter. Meine Mitarbeiter*innen und ich haben unsere privaten Bäder selbst eingebaut. Das schärft den Blick für Problemstellungen. Ich finde, eine gewisse handwerkliche Realität sollte jeder haben, der Produkte entwickelt, die durch Handwerker*innen eingebaut werden müssen. Sonst entwirft man an dem Bedarf vorbei.

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BETTE

Bette ist ein deutsches Familienunternehmen. Seit 1952 produzieren wir in Delbrück hochwertige architektonische Badelemente aus rein natürlichem glasiertem Titan-Stahl. Bette Produkte geben größtmögliche Gestaltungsfreiheit im Bad. Exzellentes Design, einzigartige Materialqualität und extrem hohe Maßvariabilität prägen unser Angebot. Jedes Bette Badelement kann durch zusätzliche Ausstattungen oder Maßanpassungen mittels Installationszubehör individuell konfiguriert werden.

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