Stories

Begehbare Kunstwerke, Teil 2

Weitere Gestalter*innen teilen ihre spannendsten Bodengeschichten mit uns

Wir haben einige unserer Lieblingsdesigner*innen nach prägenden Bodenerlebnissen gefragt. In der Fortsetzung unseres Specials präsentieren wir die Statements von vier weiteren Büros: Gonzalez Haase AAS, MVRDV, Studio LOES und Matteo Thun.

von Stephan Redeker, 23.10.2024

Im ersten Teil stellten wir bereits fest, dass Böden nicht nur funktional, sondern auch wahre Kunstwerke sein können. Die Projekte im zweiten Teil zeigen ebenfalls innovative Bodengestaltungen, die Räume prägen und Geschichten erzählen: von einem strahlend blauen Betonboden in einer Berliner Bäckerei, der Brotkunst inszeniert, über Terrazzo mit recyceltem Kunststoff in einem Rotterdamer Showroom bis hin zu grünem Marmor in einer wohnlichen Tropfsteinhöhle und kunstvollen Teppichen, die zum Raumerlebnis werden. Alle Beiträge des Boden-Specials gibt es im Dossier.

Gonzalez Haase AAS: Aera Bäckerei
„Der blaue Betonboden bei Aera in Berlin schafft einen visuell beeindruckenden Komplementärkontrast zu anderen Elementen in der Bäckerei – wie dem Brot selbst und den Holzmöbeln. Der gesamte Raum, vom Boden über die Wände bis zur Decke, ist in einem monochromen, pigmentierten blauen Beton gehalten, was den Eindruck einer fast abstrakten Umgebung vermittelt. Dieser Kontrast zieht den Blick auf sich, lädt Besucher von außen ein und erzeugt ein Gefühl von Tiefe und Dimension. Die Verwendung von pigmentiertem Beton, insbesondere in einer kräftigen Primärfarbe wie Blau, verleiht dem Raum ein industrielles und modernes Ambiente. Inspiriert von Vermeers Die Milchmagd, die eine ungewöhnlich lapislazuliblaue Schürze trägt, wurde die Farbe des blauen Bodens gewählt, um das Aussehen des Brots zu bereichern und zu verstärken. Diese Farbwahl lässt das Brot fast golden erscheinen, was an das Gemälde erinnert.

Betonböden sind bekannt für ihre Langlebigkeit und ihren geringen Wartungsaufwand, was sie zur idealen Wahl für stark frequentierte Bereiche wie eine Bäckerei macht, in der Verschmutzungen und Abnutzung häufig vorkommen. Der Boden wurde ohne Fugen gefertigt, was für ein nahtloses und sauberes Erscheinungsbild sorgt. Die blaue Farbe kann zudem kleine Flecken und Unvollkommenheiten kaschieren, sodass der Boden über die Zeit gut gepflegt wirkt. Der blaue Boden sticht als markantes Merkmal hervor und verleiht der Bäckerei eine persönliche und einzigartige Note. Seine Resonanz mit dem gesamten Layout und der Farbgestaltung schafft eine kohärente und harmonische Umgebung, die sowohl funktional als auch optisch ansprechend ist und eine fast abstrakte Atmosphäre entstehen lässt. Dieser Boden wurde von der Berliner Firma Concreed, Spezialisten für künstlerische Betonarbeiten, gefertigt, wodurch er zu einem wahrhaft besonderen Stück wird.“

MVRDV: NIO House Rotterdam
„Bei MVRDV sind wir immer bestrebt, kontextbezogen zu entwerfen und uns an den spezifischen Standort und die Umgebung des Projekts anzupassen. Wir hatten bereits mit dem Elektroautohersteller NIO zusammengearbeitet, um das NIO House Chongqing zu realisieren, aber als das Unternehmen einen neuen Standort in Rotterdam eröffnen wollte – seinen ersten Standort in den Niederlanden und in der Heimatstadt von MVRDV – wussten wir, dass wir perfekte Voraussetzungen haben, um die rauen, industriellen Qualitäten der Hafenstadt mit dem schicken Stil der Marke NIO in Einklang zu bringen. Wir haben Details wie die Freilegung der rohen Betonsäulen und einen ausfahrbaren ‚Kran-Tisch’ verwendet, um einen Hauch von Rotterdam zu vermitteln.

Das NIO House-Konzept kombiniert ein Autohaus mit einladenden Elementen wie einem Café, einer Lounge, einem Spielbereich für Kinder, einem öffentlichen Bereich, Arbeitsräumen sowie einer Kunstausstellung und zielt darauf ab, jedes NIO House in die Umgebung zu integrieren. Die Verkaufsfläche für das NIO House Rotterdam war klein – mit nur 600 Quadratmetern zu klein für viele physische Barrieren. Um die räumliche Anordnung des Galeriebereichs, in dem die Autos ausgestellt werden, und der Clubräume im hinteren Bereich zu verdeutlichen, gestalteten wir Wände und Boden in einem Farbverlauf, der sich allmählich von Weiß zu einem warmen Karamellton verändert. Erreicht haben wir dies mit einem terrazzoähnlichen Material namens The Good Floor, das aus recyceltem Kunststoffabfall hergestellt wird, der aus der nahegelegenen Maas stammt. Er ist in einem bio- und wasserbasierten Bindemittel eingebettet. So zelebriert der Entwurf nicht nur den Charakter Rotterdams in seinen Details, sondern trägt durch seine Materialwahl auch aktiv zur Verbesserung der Umwelt in der Stadt bei.“

Studio LOES: Apartment Finow
„Entgegen eines zuvor klassisch weiß gefliesten Bades haben wir uns für eine moderne Interpretation einer behaglichen Tropfsteinhöhle entschieden. Die Materialpalette hierfür erstreckte sich von smaragdgrünen Keramikfliesen aus Spanien über italienischen Terrazzo mit waldgrünen Einschlüssen bis hin zu türkischem Teos Green-Marmor. Das Material, welches wir bewusst im Kontrast zum klassischen Parkettboden verwendet haben, verbindet einerseits Duschbad, WC, Waschraum und Ankleide. Andererseits verleiht der durchgängige Bodenbelag dem Familienbad die Atmosphäre einer altrömischen Therme.“

Matteo Thun: Teppiche für Vorwerk
„Als mich der Direktor von Vorwerk einmal anrief, um auszuloten, ob ich allenfalls einen Teppich für sie designen würde, hieß es simpel: ‚Machen Sie, was Sie wollen.‘ Hmmmm. Ein Nicht-Briefing. Er erklärte, dass das Unternehmen eine Kunstkollektion initiierte, bei der etwa Peter Behrens, Gottfried Böhm, Norman Foster, David Hockney, Roy Lichtenstein und Jean Nouvel mitwirken würden. Auch ich war mit von der Partie. Dass ich mich mit Kollegen und mit Künstlern in einer Kollektion zusammenfand, hat bei mir – wie so oft – eine Unsicherheit hervorgerufen. Mich trieb die Frage um, ob ein Architekt nun ein Baukünstler oder eher ein Bauingenieur sei. Dieser Zwiespalt hatte vielleicht seinen Ursprung in meinen Vorbildern, die ich in der Renaissance fand.

Ich wollte für Vorwerk ein Design kreieren, das dem Raum etwas hinzufügt. Genauer: ein Energiepaket, das nach einer Weile wieder ausgetauscht werden würde. Denn der optische Konsum von einem derart großen, dominanten Werk auf dem Boden war meiner Ansicht nach doch mühsam und würde irgendwann zu einer Überforderung führen. Den einen Entwurf zierte ein Leopardenmuster in Rot und Rosa, den anderen ein geometrisches ‚Infinity Pattern‘, das einem Memphis-Gedanken entsprang und keinen Anfang, kein Ende und keinen Rhythmus haben sollte. Es war mir eine Freude, in den Deichtorhallen in Hamburg die erste Ausstellung der Kollektion zu kuratieren. Wir präsentierten die Teppiche an der Wand hängend auf riesigen Tableaus. Die Idee kam weltweit an: Kunst als Gebrauchsgegenstand mit überdimensionalen Ausmaßen wurde zur Bereicherung für ein Interior.“

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Links

Gonzalez Haase AAS

gonzalezhaase.com

Studio Loes

studio-loes.com

Matteo Thun

www.matteothun.com

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