Stil und Stille
Die Verwandlung eines ehemaligen Klosters zum Aparthotel
Urlaub ist nicht gleich Reisen. Die Aparthotels von Locke richten sich an Tourist*innen ebenso wie an Arbeitsnomad*innen und bieten vom Zimmer über den Pool bis zum kulturellen Umfeld ein Angebot, das zum Verbleib verleitet. In Lissabon haben die Designstudios Lázaro Rosa-Violán und Post Company in einem historischen Konvent eine zentral gelegene Oase mit azurblauem Pool gestaltet, die den urbanen Kontext schnell vergessen macht.
Locke ist eine relativ junge Hotelmarke, die Städteurlauber*innen und arbeitsnomadischen Globetrotter*innen ein temporäres Zuhause bietet. Bewusst positionieren sich die Häuser als Alternative zu traditionellen Hotelkonzepten, die allein die Übernachtung in den Mittelpunkt stellen. Bei Locke sind die Zimmer und Apartments mit Küchenzeilen und Wohnbereichen ausgestattet und reflektieren mit liebevollen und ästhetisch schönen Raumkonzepten den Geist und die Kultur des individuellen Standortes. Die Gäste sollen nach einem Tag in der Stadt nicht einfach nur ins Bett fallen, sondern auch das Hotel selbst als einen guten Ort, als Rückzugsrefugium und Entspannungszone erleben. Dafür bieten die Häuser Co-Working, Bars, Restaurants, Fitnessräume und Eventspaces, in denen sich die Gäste auch begegnen und austauschen können. Nach dem Pionierprojekt in London 2016 eröffnete die Kette neun weitere Standorte in Europa und zuletzt ihr sechzehntes und bisher größtes Haus in Lissabon, nur einen Steinwurf entfernt von Portugals berühmtestem Boulevard, der Avenida da Liberdade.
Zwei Nächte oder zwanzig
Lissabon ist eine Stadt voller steiler Straßen und nicht enden wollender Treppen – zum Locke geht es ausnahmsweise keinen Hügel hinauf. Das Hotel hat sich in einem alten Kloster aus dem 17. Jahrhundert einquartiert und wurde bei der Modernisierung durch einen Anbau erweitert. Dadurch ist ein regelrechter Campus entstanden, mit 370 Apartments, zwei Restaurants, einer Bar, Gemeinschaftsflächen in den Gebäuden und einem großen Innenhof. Flankiert vom Konvent und eingerahmt von einer weißen Mauer, erhebt sich hinter der üppig begrünten Fläche mit historischen Säulen, Toren und Bauelementen eine brutalistische Nachbarschaft. Auf dem Nebengrundstück steht seit 1961 die Sagrado Coração de Jesus, die Herz-Jesu-Kirche, ein mit Architekturpreisen ausgezeichnetes Sichtbetonexperiment aus der Feder der Architekten Nuno Portas und Nuno Teotónio Pereira. Neben der stillen und entschleunigten Oase mit ihren Bastschirmen, Rasenflächen und dem azurblauen Pool erinnert das verwitterte Volumen der Kirche an die zentrale Stadtlage.
Wohnen auf Zeit und mit Geschichte
Gestaltet wurde das Hotelensemble vom Studio Lázaro Rosa-Violán aus Barcelona, das die Umsetzung vor Ort leitete, und dem New Yorker Unternehmen Post Company. Das Ziel ihres Designs war, die Geschichte des Ortes mit dem neuen Nutzungskonzept nicht zu überlagern, sondern neu zu erzählen. Das Material- und Objektvokabular greift auf lokale Ressourcen zurück, nutzt portugiesische Webtextilien, Hölzer, Steine und Keramikobjekte. Das Farbkonzept setzt auf warme Nuancen zwischen Vanille und Kastanie, während die kupferroten Küchenzeilen und die monochrom in Mauve inszenierten Badezimmer mediterrane Akzente setzen. Die Spuren der Vergangenheit, die sich in architektonischen und dekorativen Elementen in den Räumen finden, wurden freigelegt und verbinden sich mit dem maßgeschneiderten Mobiliar, bewusst gemütlichen Beleuchtungskonzepten und liebevoll kuratierten Ausstattungsdetails. Der respektvolle Umgang mit dem Erbe des Gebäudes zeigt sich auch in der „Kulturgalerie“ des Hotels. Hier werden Artefakte ausgestellt, die während des Umbaus gefunden wurden.
Konzept mit Kultur
Die Locke-Hotels erfüllen einerseits die Aufgabe eines urbanen Crashpads für agile Touristen, bieten aber auch denjenigen, die zum Arbeiten mal vor Ort bleiben wollen, eine komplette Infrastruktur. Dazu gehört auch die kulinarische Versorgung. Das Café Castro's ist ein Co-Working-Space und Brunch-Spot. Es findet sich im Neubau und reicht mit seinen Sitzgelegenheiten bis auf den Gehweg, während das Restaurant Santa Marta im Innenhof liegt und den Bereich rund um den Pool als Terrasse nutzt. Das Angebot soll in den nächsten Monaten noch durch Adressen fürs Abendprogramm erweitert werden. Mit dem Kissaten eröffnet eine Bar, die verspricht, Lissabons größte Whisky-Sammlung anzubieten, in einen unterirdischen Raum zieht ein Musikzimmer und das kleine O Pequeno in einem alten Klosterraum wird zu einer Champagner- und Martini-Bar. Offen stehen die Gastronomien auch externen Besucher*innen – sodass das weitläufige Locke auch für die Einheimischen zu einem kulturellen Hotspot werden kann.
FOTOGRAFIE Locke Hotels
Locke Hotels