Palazzo mit Patina
Umbau eines apulischen Anwesens durch das Architekturbüro Valari

Mit gelassener Eleganz empfängt der Palazzo San Vito in Apulien seine Gäste. Die Architekt*innen von Valari bauten das dem Verfall preisgegebene Anwesen zu einem großzügigen Feriendomizil um, in dem sie Alt und Neu miteinander in Beziehung setzten.
Genuss, Freizeit und Müßiggang fasste man im alten Rom unter dem Begriff „Otium“ zusammen. Er war auch das Leitmotiv für den Umbau des Palazzo San Vito im apulischen Lequile. Das Gebäude ist heute ein Ferienhaus mit vier Zimmern und viel Platz für das gemeinschaftliche Leben. Sein Potenzial erkannten die Gründer*innen des Architekturbüros Valari, Nicolò Lewanski und Federica Russo, bereits bei der Begehung. Sie hatten sich mit dem Bauherrn Fabio Moro bereits verschiedene Immobilien angesehen, bevor die Wahl auf den Palazzo mit der schlichten Fassade fiel. Zu diesem Zeitpunkt stand er schon viele Jahre leer und war umgeben von einem verwilderten Garten mit einem alten Orangenhain.
Charme der Vergangenheit
Auch wenn die Zeichen der Zeit unübersehbar waren, entdeckten die Architekt*innen die alte Pracht. „Unter einer dicken Staubschicht versteckte sich nicht nur wunderschöner Terrazzo, sondern auch zwei atemberaubende Mosaikmedaillons“, sagt Federica Russo über die Böden der herrschaftlichen Wohnräume. Nicolò Lewanski hebt die räumlichen Dimensionen hervor: „Mit fast 300 Quadratmetern Innenfläche sowie 700 Quadratmetern Garten und Innenhöfe war der Palazzo ideal für vier Zimmer mit eigenen Bädern plus Gemeinschaftsräumen innen und außen.“ Was beide faszinierte, war die Atmosphäre, diese Mischung aus Luxus und Entspannung, bereichert durch historische Details und üppiges Grün.
Relaxter Rückzug
Eine Herausforderung bestand für das Planungsteam darin, den Reiz des Bestands in die neue Nutzung zu überführen. Jedes der vier Schlafzimmer sollte ein eigenes Bad bekommen. Trotzdem blieb die Anordnung der Räume im Wesentlichen erhalten. Moderne Einbauten nehmen sich in warmen, neutralen Farbtönen zurück und geben damit historischen Details wie den majestätischen Sterngewölbedecken eine Bühne. Im Hauptschlafzimmer wirkt das Bad mit seiner in den Boden eingelassenen Wanne und einer gewölbten Messingdusche wie ein privater Innenhof.
Zeit für Zusammenkunft
Die Salons erfüllten zur Entstehungszeit des Palazzo wichtige gesellschaftliche Funktionen. In ihnen spiegeln sich Rituale des Empfangs und der Kommunikation wider. Der erste ist über den Hauptinnenhof erreichbar. Seine Bedeutung zeigt unter anderem der verzierte Terrazzoboden an. Polstermöbel wurden im passenden Farbton ausgewählt. Sie setzen zusammen mit Vorhängen einen textilen Kontrapunkt zu Putz und Stein. Das Herzstück des Hauses ist das Esszimmer mit seinem von Valari maßgefertigten quadratischen Tisch aus Holz und Stahl. Umgeben ist das Esszimmer von Küche, Speisekammer und Bar, die eine räumliche Einheit bilden. Jeder Bereich hat seine eigene Gewölbedecke und einen Blick ins Grüne. Eine ästhetische Verbindung stellen maßgefertigte Stahl- und Holzelemente dar.
Gemeinschaft im Garten
Mindestens so wichtig wie die Innenräume ist im Palazzo San Vito das Leben unter freiem Himmel. In einer kleinen Kapelle entstand ein Gartensaal, der bei Regen ebenso praktisch ist wie an heißen Tagen. Eine Treppe schwingt sich hinauf zu einer großen Terrasse mit Blick auf die Kuppel von San Vito. Sie wurde als minimalistische Außenlounge mit eingebauten Bänken und dezenter Bodenbeleuchtung konzipiert, die sich gegenüber der historischen Pracht zurückhält. Am Pool wirft ein alter Eukalyptusbaum Schatten. Reduzierte Zementfliesen treffen auf üppigen Stuck.
Mit dem Umbau hat das Team von Valari ein neues Kapitel für den alten Palazzo aufgeschlagen. Gäste genießen die Annehmlichkeiten eines modernen Ferienhauses und sind gleichzeitig umgeben von historischer Pracht und charmanter Patina.
Entwurf | Valari |
Bauherr | Fabio Moro |
Projektname | Palazzo San Vito |
Ort | Lequile, Italien |
Fertigstellung | 2024 |
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