Vision und Tradition
Hotel Badeschloss in Bad Gastein von BWM Design

Das „Badeschloss“ in Bad Gastein erstrahlt nach aufwendiger Revitalisierung in neuem Glanz. Durch einen Betonturm hinter dem historischen Gebäude verbinden sich alte Architektur mit innovativem Design und vergangene Zeiten mit Zukunftsideen.
Kaiser, Könige, Kreative: Schon im 19. Jahrhundert reiste man nach Bad Gastein, dem „Monte Carlo der Alpen“, badete in heilsamen Quellen aus den Tiefen der Hohen Tauern, genoss frische Bergluft und sonnte sich im Ruhm des mondänen Kurorts. Doch auf Glanz und Gloria folgten Jahre der Stille und des Verfalls – bis neue Hotelkonzepte im kleinen Kurort hohe Wellen schlugen.
Neugestaltung des Straubingerplatzes
Das Wiener Architekturbüro BWM Designers & Architects hat die Umgestaltung des rund 13.000 Quadratmeter großen Areals im Herzen von Bad Gastein verantwortet. Das Ziel: Den alten Glanz neu aufleben lassen und den Straubingerplatz zu einem lebendigen Ortskern machen. Daher wurde nicht nur die bestehende Gebäudesubstanz saniert, sondern auch das gesamte Ensemble in seiner historischen und topografischen Gesamtheit durchdacht.
Eintauchen in die Vergangenheit
„Unseren planerischen Gedanken geht immer eine genaue historische Analyse voran – frei nach Adolf Loos: Man kann alles verändern, wenn man weiß, was man verändert“, erklärt BWM-Gründer Erich Bernard. Es war den Architekt*innen wichtig, mit den Spuren und Schichten der Vergangenheit zu arbeiten und nicht gegen sie: „Von ihnen geht der Charme und der besondere Reiz aus, der alte Gebäude so anziehend macht und ihnen einen besonderen Wert verleiht.“
Das Projekt: Sanierung und Neubau
So hat BWM drei zentrale Gebäude am Straubingerplatz revitalisiert: das Grand Hotel Straubinger, das Badeschloss und die Alte Post. Die denkmalgeschützten Gebäude, die zwischen 1791 und 1888 erbaut wurden, sollten renoviert und modernisiert werden – mit dem Ziel, damit den gesamten Ort aufzuwerten und zum Hotspot von einst zurückzuverwandeln.
Badeschloss: Historie trifft modernes Design
Nach einer umfassenden Revitalisierung beherbergt das Badeschloss nun 102 individuell gestaltete Zimmer und Suiten, die Elemente der historischen Badekultur spielerisch aufgreifen. Der neue, 13-geschossige Turm hinter dem Bestandsgebäude fügt sich mit einer reliefartigen Fassade in die alpine Kulisse ein und mutet dank seiner Betonoptik selbst wie ein massiver Berg an. „Der Grundriss des Turms ist ein Neuneck, damit man in den Zimmern den Ausblick in alle Richtungen genießen kann“, erklärt Markus Kaplan, Partner bei BWM.
Ein weiteres Highlight ist das dreistöckige Rooftop-Spa mit Infinity-Pool. Der Einstieg ins Becken, als gläserner Kristall geformt, verweist auf die berühmten Kuppeln eines anderen stadtbildprägenden Brutalismus-Baus: das Gasteiner Kongresszentrum von Gerhard Garstenauer. Auch hier wird immer wieder diskutiert, wie man das leer stehende und inzwischen unter Denkmalschutz gestellte Gebäude mit neuem Leben füllen könnte.
Interiordesign: Hommage an die Badekultur
Im Badeschloss selbst taucht man schnell ein in die Welt des Wassers: Türkisfarbene Pool-Fliesen glänzen an den Wänden, sonnengelbe Blockstreifen leuchten auf den Liegen hervor, marineblaue Becken-Markierungen fungieren als Blickfang am Boden. In den Zimmern dienen quietschgelbe Leitern als praktische Ablage für Klamotten und Handtücher. Auch im Restaurant und in der Kamin-Lounge verbindet sich der Retro-Look mit zeitgenössischen Elementen, etwa durch die Kombination von historischen Lobmeyr-Lüstern mit hellblauen Wandfliesen oder originalen Stuckdecken mit moderner Beleuchtung.
Fließende Übergänge
Bad Gastein bleibt ein Ort, an dem Geschichte und Zukunft miteinander verschmelzen. Das Badeschloss, ein Wahrzeichen des einstigen Glanzes, steht nun als Symbol für den Wandel, der auch in der Architektur und dem Gesamterlebnis von Bad Gastein Einzug gehalten hat. Wer heute hier verweilt, begibt sich nicht nur auf eine Reise in die Vergangenheit, sondern auch auf eine moderne Entdeckungstour – von der Geschichte zur Gegenwart.
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