Trigonale Interventionen
Altbausanierung in Porto mit modernen Ecken von Paulo Moreira

Der Architekt Paulo Moreira hat ein historisches Stadthaus in Porto mit Respekt vor Stuck und alten Balken renoviert und alle modernen Anforderungen mit punktuellen Einbauten beantwortet. Geometrische Raummodule aus Marmor und hellem Naturholz schaffen den größtmöglichen Kontrast zum Bestand – und lassen die Geschichte weiterhin mit in dem Altbau wohnen.
In Portos zentral gelegenem Viertel Cedofeita stehen prachtvolle historische Gebäude Wand an Wand, während kulturell gleichzeitig eine lebhafte, junge und dynamische Atmosphäre herrscht. Es ist eines der beliebtesten Bairros der Stadt, in dem sich Galerien, Künstler*innen und hippe Cafés angesiedelt haben. Und auch architektonische Schätze gibt es dort zu heben, wie ein altes Stadthaus mit fünf Schlafzimmern und Garten, das der ebenfalls in Porto ansässige Architekt Paulo Moreira mit seinem Büro umgestaltet hat. Seit 2011 arbeitet er vor allem an Projekten, die ein geschichtssensibles und -bewahrendes Vorgehen erfordern, und beschäftigt sich mit dem urbanen Raum sowie seinen modernen Konflikten. Im Fall der nach dem Viertel benannten Casa Cedofeita war es ihm wichtig, die historische Bausubstanz und ihre Qualitäten zu erhalten – und durch überlegt platzierte Interventionen auf die Ansprüche der aktuellen Bewohner*innen einzugehen.
Rustikaler Bestand
Außen wie innen kommuniziert die Casa Geschichte. Da sind die schweren Granitsteinmauern, die den Räumen einen fast burgähnlichen Charakter geben und das bürgerliche Stadthaus wie ein rustikales Landhaus wirken lassen. Die Decken sind voller üppiger Stuckelemente und das Dach wird von groben Holzbalken getragen, die noch den Baum erahnen lassen, aus dem sie geschlagen wurden. Fensterläden, Türen, Treppenhaus und Dachfenster – überall finden sich Spuren der Geschichte, sowohl formal, als auch in Material und Patina. Paulo Moreira hat all das freigelegt, auf eine „respektvolle und stille“ Weise, wie er es selbst beschreibt. Und dann hat er die moderne Architektur einziehen lassen.
Tradition und Intervention
Das Projekt hat der Architekt deshalb in zwei zeitlich aufeinander folgende Bauphasen geteilt. Zuerst wurde eine sorgfältige und liebevolle Renovierung des Bestands durchgeführt, dann erfolgte die Modernisierung mit Infrastruktur und Servicebereichen durch wohlüberlegt platzierte Holzvolumen. Bei allen Maßnahmen war es Moreira und seinen Auftraggeber*innen ein Anliegen, traditionelle Bautechniken einzusetzen und lokale Materialien zu nutzen. Durch dieses Vorgehen wird eine immanente Verbindung zwischen den Kontrasten von Alt und Neu hergestellt. Das verwendete Material-Vokabular setzt sich aus Holz, Marmor, Ton, Fliesen und Granit zusammen und besteht damit aus kalten, glatten, warmen und rauen sowie geäderten, gemusterten oder gemaserten Flächen. Doch statt Chaos zu verursachen, führt die Vielfalt zu einem Dialog, der sich aus einer stringent erzählten Geschichte ergibt.
Trigonale Raumvolumen
Fünf Zimmer und 220 Quadratmeter teilen sich auf vier Geschosse auf. Der Grundriss des länglichen Layouts ist über die Etagen hinweg nahezu identisch. Das Treppenhaus bildet den zentralen Kern, der die beiden zur Straßen- und zur Gartenseite weisenden Zimmer trennt. Um die Räume entsprechend ihrer Nutzung auszustatten, stellte Moreira trigonale Raumelemente entlang der innen liegenden, ans Treppenhaus grenzenden Wände. Sie beherbergen in den Schlafzimmern der oberen Etagen die Bäder und Schrankflächen und im Erdgeschoss das Gästebad sowie im Wohnbereich die Kochzeile mit Stauräumen. Sogar im Garten wurde das Thema des Dreiecks fortgeführt. Unter einem dreiseitigen Betondach wurde ein abgeschlossener Technikraum untergebracht und auch die kleine, unter einer Pergola positionierte Terrasse steht auf einer trigonalen Steinfläche.
Collage der Zeiten
Die sich wiederholende Geometrie wirkt wie ein gestalterischer Rahmen für das Projekt und funktioniert im historischen Bestand als nachträglicher Einschub. Einbauten und Raummodule werden durch strenge Linien begrenzt, die teilweise auch über Wände und Böden fortgeführt werden. Besonders eindrucksvoll ist das bei dem Badezimmer des Hauptschlafzimmers im ersten Stock gelungen, bei dem die Badewanne nicht in den durch Holz abgetrennten Bereich integriert, sondern in den Raum und direkt ans Fenster versetzt wurde. Durch Boden- und Wandbeläge aus weißem Marmor entsteht eine klare Trennung der Funktionsbereiche, nicht aber des Raums. Selbst auf eine Glasscheibe als Spritz- und Dampfschutz wurde verzichtet. Mit den ergänzten steinernen und hölzernen Flächen entsteht eine Collage der Stile und Zeiten, die eine Klammer für das gesamte Haus bildet.
FOTOGRAFIE Ivo Tavares Ivo Tavares
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