Qualität der Stille
Asketische Saunahütten von Makoto Tanijiri in Japan
Zwischen Bergwald und Flussufer im japanischen Doshi-Tal inszeniert die „Silent River Tree Sauna“ die Kunst des „Totonou“ – der vollkommenen Harmonie. Makoto Tanijiri hat für das Unternehmen Daichi ein Ensemble asketischer Hütten entworfen, das die Elemente Holz, Wasser und Licht aufgreift und der lokalen Natur huldigt.
Manche Gefühle und Zustände lassen sich präziser in einer fremden Sprache ausdrücken. Das japanische Wort „Totonou“ bezeichnet einen Moment innerer Ausgeglichenheit – einen Zustand, in dem Körper, Geist und Umgebung in vollkommener Harmonie stehen. Meist wird er im Zusammenhang mit einem Saunabesuch verwendet. Etwa eine Stunde westlich von Tokio entstand ein Ort, der sich ganz dieser Erfahrung des „Totonou“ verschrieben hat: Mitten in der stillen Natur, am smaragdgrünen Fluss Doshi und eingebettet in die angrenzenden Berghänge, lädt ein Ensemble aus Baumhäusern und Uferhütten zum Schwitzen und Waldbaden ein.
Gestaltet und realisiert wurde die Silent River Tree Sauna vom Unternehmen Daichi, das sich auf Lodges und Spa-Anlagen in ruralen und touristisch weniger erschlossenen Gebieten spezialisiert hat. Daichi nennt das „Active Luxury“ – und meint damit vor allem den Luxus des Erlebens, der meditativen Ruhe und der asketischen Entschleunigung. Eine Sauna, deren Reiz nicht im Überfluss liegt, sondern in der Reduktion – ein Ort, an dem gerade das Unvollkommene den wahren Wert ausmacht.
Zwischen Architektur und Natur
Die einzelnen Lauben und Hütten verteilen sich auf insgesamt 15 Standorte und lassen sich bei einem Spaziergang vom Parkplatz aus im hügeligen Gelände entdecken. Zwischen den hoch aufragenden Bäumen des Nadelwaldes sind die Konstruktionen aus Holz und Glas gut getarnt – und vor allem harmonisch integriert. Indem die nackten Stämme teils als Träger der Stelzenhäuser fungieren, werden sie Teil des Gebäudes und schieben sich durch Bodenplatten und Dächer, vorbei an Fenstern und Geländern.
Neben Rezeption, Waschräumen, Küchen, Saunen und Campingflächen gibt es auch zwei private Gästehäuser mit eigenem Pool, Veranda, Hitzekammer und Schlafraum. Gestaltet wurden diese von dem Architekten Makoto Tanijiri, der bei der Konstruktion immer wieder die Frage nach der Balance zwischen Bauwerk und Natur stellte: „Architektur bedeutet oft, Land zu roden, es zu ordnen und ihm Struktur aufzuzwingen. Hier jedoch fügt sich das Gebäude dem Rhythmus des Waldes, bittet demütig darum, existieren zu dürfen, anstatt seine Präsenz zu verkünden“, sagt der Mitgründer von Daichi über das Projekt.
Instinktives Erleben
Bewusst wurden Momente geschaffen, die die Gäste herausfordern. Viele der Orte und Strukturen haben keine klare Funktionszuweisung – die Nutzenden entscheiden selbst, was sie hier erleben wollen. Tanijiri nennt das den „Vorteil der Unbequemlichkeit“. „Dieses Konzept beruht auf der Vorstellung, dass wir bestimmte Instinkte verloren haben: zu fühlen, zu imaginieren und mit den Händen zu handeln.“ Die Idee: Wer sich bewusst in herausfordernde Situationen begibt, gewinnt manche Fähigkeit zurück.
Das Ensemble der Gästehäuser besteht aus einem Außendeck, einer zwei Tatami-Matten großen Sauna mit Bad und einem Schlafraum mit kompakter Küche und kleiner Toilette. Die geschlossenen Strukturen öffnen sich über große Fenster zur Natur, sodass die Gäste die visuelle Verbindung zur Umgebung zu keiner Zeit verlieren. Die Bewohner des Waldes – Vögel, Insekten oder kleine Säugetiere – lassen sich ebenso beobachten wie der Einfluss von Tageslicht, Wetter und Jahreszeiten.
| Projektname | Silent River Tree Sauna |
| Entwurf | Makoto Tanijiri / Daichi |
| Ort | Sagamihara City in Kanagawa, Japan |
| Fläche | 100 Quadratmeter |
| Fertigstellung | 2025 |
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