Besondere Böden
Fünf Projekte mit ungewöhnlicher Bodengestaltung
Ferien im Filmset
Slow Beam ist der Name von Ferienapartments im australischen Tasmanien, die die Architektinnen von Studio Hearth eingerichtet haben. Trotz des bezaubernden Blicks aufs Meer und in die Natur, schafften es die Gründerinnen Anna Conrick und Sarah Trotter, dass das Interiordesign dieser Szenerie die Show stiehlt. An Farbe sparten sie nicht. Pinke, blaue und senfgelbe Loungemöbel treffen auf expressive Teppiche, deren Muster an überkandidelte Morgenmäntel erinnern. Dieser Boden wirkt wie abstrakte Kunst. In seiner Opulenz kommt er kontrovers und rebellisch daher.
Keramisches Erbe
Die Entwürfe des Modelabels Ms MIN zitieren chinesische Ästhetik und stehen zugleich für alterslose Eleganz und die Beschränkung aufs Wesentliche. In Shanghai gestaltete das Architekturbüro Neri & Hu den neuen Shop von Ms MIN im Einkaufskomplex Taikoo Li im Zentrum der Stadt. Mit den in Messing gefassten, flexiblen Raumteilern aus Marmor und halbtransparenten Stoffbahnen von der Decke bis zum Boden nehmen die Architekt*innen Bezug auf die Materialvielfalt, mit der das Label arbeitet. Zugleich erzählen sie die Geschichte der chinesischen Textilwirtschaft, die ihren Anfang in den Wohnzimmern der Weber*innen nahm. Der mit geschwungenen Keramikdachziegeln gepflasterte Boden ist eine Referenz an ihre Häuser, denn diese Ziegel sind in vielen Altbauten der Region zu finden. Die kittfarbenen Fliesen sind eine durchgehende Konstante in dem Showroom und strahlen in der modernen Mall Ruhe und Bodenhaftung aus.
Zurück in den Kreislauf
Vor Teppich in der Gastronomie schrecken viele Interiordesigner*innen zurück. Nicht so Kacper Gronkiewicz. In seiner Heimatstadt Warschau legte er das italienische Restaurant Le Braci komplett mit Kunststoffteppichfliesen von Bolon aus. Das Besondere: Das schwedische Unternehmen arbeitet bei der Herstellung seiner Bodenbeläge mit einem hohen Anteil an recycelten Materialien. Die Farbe Grün wählte Kacper Gronkiewicz nicht ohne Grund. Sie steht für ein hohes Bewusstsein für Umweltschutz, das sich nicht nur auf die Auswahl des Teppichs beschränkt. Er verwertete das Interior der Brasserie, die sich früher in dem Ladenlokal befand, auf kreative Art und Weise wieder. Alte Teller, die nun in der Lobby eine Instagram-taugliche Wand bilden, goss er in Epoxy-Harz ein. Die Bar des Bestands ist mit übereinander gelagerten Terrazzo-Scheiben verkleidet, die ebenfalls Überreste des alten Porzellans beinhalten.
Teppiche aus Fliesen
Steril wie ein Operationssaal wirkt der Umbau einer neoklassizistischen Altbauwohnung in Valencia. Der Architekt Mario Montesinos Marco verpasste den altehrwürdigen, stuckverzierten Räumen ein steriles Makeover, das nur an wenigen Orten gebrochen wird. Bei den Böden der offenen Wohnküche prallen Geschichte und Gegenwart aufeinander. Der Raum ist mit Fliesen versehen, die in Pixeloptik klassische Teppichmuster zitieren. Gleich mehrere dieser stilisierten Vorleger platzierte er nebeneinander. Auch im Flur setzt ein pastellfarbener „Läufer“ aus Fliesen einen der wenigen farbigen Akzente.
Terrazzo im Großformat
Aus New York, genauer gesagt aus dem Valentino-Flagshipstore, brachten DO Architects die Idee für einen Terrazzo mit großformatigen Steineinschlüssen in ihre Heimatstadt Vilnius. Beim Ausbau des großzügigen Wohnbereichs eines Apartments sollte eine Art Makroterrazzo mit imposanten Stücken aus Naturstein zum Einsatz kommen, die teilweise mehr als einen Quadratmeter groß sind. So kommt die individuelle Maserung jedes einzelnen zur Geltung. Mehr als einen Monat dauerte die Arbeit an dem ambitionierten Fußboden. Um möglichst wenig davon zu verdecken, wählten die Architekt*innen leichtfüßige, filigran gestaltete Möbelstücke, die mit runden, quadratischen oder rechteckigen Formen das geometrische Muster des Terrazzobodens widerspiegeln.