Ruf der Wildnis
Holzhäuser Territoire Charlevoix von Atelier L’Abri in Kanada
											
											
					In der kanadischen Region Charlevoix haben die Planer*innen von Atelier L’Abri eine Ferienunterkunft im Wald errichtet. Die kompakten Holzhäuser schweben dank filigraner Stützen über dem hügeligen Gelände. Gäste können in die Natur eintauchen, ohne diese zu stören. Betont einfache Strukturen appellieren an die wesentlichen Bedürfnisse.
Wer Erdung sucht, darf durchaus den Boden unter den Füßen verlieren. Wie das funktioniert, ist in der kanadischen Provinz Quebec zu bewundern. In den weitläufigen Wäldern zwischen La Malbaie und Baie-Saint-Paul ist die Ferienunterkunft Territoire Charlevoix entstanden. Die Gäste können in fünf Schutzhütten übernachten, die sowohl im Sommer als auch im Winter zur Verfügung stehen. Die Holzhäuser definieren Rückzugsorte, die den Kontakt mit der Natur intensivieren sollen.
        
											
											
					
Der Clou: Auf Fundamente wurde verzichtet. Stattdessen werden die kompakten Wohneinheiten von schlanken Holzpfählen über den Boden des hügeligen Grundstücks angehoben. Die Landschaft zieht sich unberührt und wild unter den Bauten hindurch. Auch die Tierwelt kann weiter auf ihren gewohnten Pfaden wandeln. Mit minimaler Bodenbelastung fügen sich die Holzbauten in ihre Umgebung ein. Während der Bauphase wurde der Einsatz schwerer Maschinen vermieden.
        
											
											
					
Archaische Erscheinung
Die Pläne stammen von Atelier L’Abri, einem in Montreal ansässigen Büro, das sich auf Holzbau spezialisiert hat. Auch die Gestaltung bezieht sich auf die Topografie, indem Pultdächer dem natürlichen Gefälle des Baugrunds folgen. Die Formensprache appelliert an die Urhütte, schafft Vertrautheit und Bodenständigkeit. „Wie optische Geräte ragen die kleinen Wohnmaschinen empor und bilden einen echten Blickfang in der Landschaft“, erklären die Architekt*innen von Atelier L’Abri. „Die großen Fenster erstrecken sich über die gesamte Breite des Innenraums und neigen sich leicht in Richtung der Täler, wodurch eine atemberaubende Aussicht entsteht.“
Die Position der Hütten wurde so gewählt, dass ein Teil von ihnen zum Sonnenaufgang und die übrigen zum Sonnenuntergang ausgerichtet sind. Die Blicke wandern zwischen den Stämmen der benachbarten Bäume hindurch in die Ferne. Dort sind weitere Wipfel des Waldes zu erkennen, während sich am Horizont Berge erheben. Dank der geneigten Fensterflächen kann auch der Waldboden von den Gästen observiert werden.
        
											
											
					
Monochrom in Holz
„Die Architekturen vereinen Ursprünglichkeit und Modernität. Sie bieten warme, funktionale Räume, die zur Ruhe und zum Rückzug einladen“, bringen die Planer*innen die Wirkung auf den Punkt. Die Inneneinrichtung nimmt sich bewusst zurück, um der Aussicht Vorrang zu lassen. Kein Schnickschnack soll vom Naturschauspiel ablenken. Wer die Eingangstür durchschreitet, findet sich direkt vor der Küchenzeile mit Hochschrank wieder. Deren Fronten sind mattschwarz gebeizt, womit sie die Farbigkeit der Fensterrahmen aufgreifen. So entsteht ein klarer Kontrast zu den Wänden, Decken und Böden, für die helles Holz verwendet wurde. Auch die Sitzecke mit zwei gespiegelt platzierten Bänken und einem wandmontierten Tisch greift dieselbe Materialität und Tonalität auf.
        
											
											
					
Getreppter Innenraum
Der Innenraum erstreckt sich über zwei Höhenebenen, die durch zwei Treppenstufen miteinander verbunden sind. Der Boden von Küche und Essbereich geht nahtlos in ein hölzernes Podest über, das sich an die Längswand des Hauses schmiegt und auf fast identischer Höhe mit dem tiefer platzierten Doppelbett abschließt. Diese Erhöhung kann als informelle Sitzgelegenheit und Stauraummöbel gleichermaßen genutzt werden. Dabei ist sie tief genug, um eine weitere Matratze darauf zu platzieren. So können insgesamt drei Personen in einer Unterkunft Platz finden. Ein weiteres Podest wächst auf der anderen Seite der Treppe heraus. Es ist mit einer Metallplatte bedeckt, auf der ein gusseiserner Ofen steht, der genauso mattschwarz gehalten ist wie das zur Decke aufragende Abzugsrohr. Auf diese Weise entsteht ein farbliches Echo auf die Küchenzeile, deren Hochschrank ebenso die Vertikale betont.
        
											
											
					
Waldduft auf der Veranda
Jede Unterkunft verfügt über einen überdachten Essbereich im Freien, der mit einem großen Tisch sowie einer eigenen Küchenzeile ausgestattet ist. Dieser verandaartige Anbau definiert zugleich den Eingangsbereich des Hauses, der Wind und Regen fernhält. Die Geräusche und Düfte des Waldes können aber ungefiltert die Sinnesorgane der Gäste stimulieren. „Die Architektur erhält hier ihre wesentlichen Funktionen zurück, indem sie in erster Linie Schutz vor den Elementen bietet“, erklärt das Team von Atelier L’Abri. Wer das Naturerlebnis weiter intensivieren will, verzichtet auf die über dem Waldboden schwebenden Hütten. Territoire Charlevoix bietet zusätzlich mehrere Holzplattformen, die auf dem weitläufigen Gelände angelegt wurden, um darauf Zelte zu errichten. Für die Camper*innen steht ein zentrales Gebäude zur Verfügung, in dem gekocht, gegrillt, gegessen und gemeinsame Zeit verbracht werden kann – natürlich mit einer Terrasse, die die Landschaft eindrucksvoll in Szene setzt.
FOTOGRAFIE Raphaël Thibodeau Raphaël Thibodeau
| Projektname | Territoire Charlevoix | 
| Ort | La Malbaie, Quebec, Kanada | 
| Auftraggeber | Territoire Charlevoix | 
| Entwurf | Atelier L'Abri | 
| Projektteam | Pia Hocheneder, Jérôme Codère, Francis Martel-Labrecque, Nicolas Lapierre | 
| Bau | Construction Éclair | 
| Fertigstellung | 2022 | 
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