Projekte

Tanzen mit OMA

Nachtclub Klymax auf Bali in Kooperation mit DJ Harvey

Immer weiter durch die Nacht: Klymax heißt der neue Club auf Bali, den das Office for Metropolitan Architecture (OMA) entworfen hat. Der halb ins Erdreich abgesenkte Raum ist ganz auf die Perfektion des Klangs ausgerichtet. Tatkräftige Unterstützung lieferte ein Toningenieur mit Studio 54-Erfahrung.

von Norman Kietzmann, 27.08.2024

Nachtclubs sind performative Orte, Bühne und Zuschauerraum in einem. Wie raffiniert Licht, Sound und Space dabei ineinandergreifen können, zeigt die Diskothek Klymax – entworfen vom Office for Metropolitan Architecture (OMA). Bereits 2020 hat das niederländische Büro das Strandressort Desa Potato Head auf Bali entworfen. Der 226-Zimmer-und-Suiten-Bau kapselt sich nicht von seiner Umgebung ab. Sein großer Innenhof wird für Kultur-, Freizeit- und Sportaktivitäten genutzt, die öffentlich zugänglich sind. 2023 wurde das Haus am Petitenget Beach zu den 50 besten Hotels der Welt gekürt.

Musikalische Expertise
Neu hinzugekommen ist nun der Nachtclub Klymax, für den die Architekt*innen mit DJ Harvey zusammenarbeiteten. Der Brite ist „eine Ikone der Szene und ein langjähriger Freund, hat mit seinem Wissen und seiner Erfahrung aus über vierzig Jahren an der Spitze des Dance-Undergrounds dazu beigetragen, dass jedes Detail sorgfältig durchdacht und ausgeführt wurde, um das umfassendste Dancefloor-Erlebnis zu bieten, das man sich vorstellen kann“, erklärt das Büro. DJ Harvey, der mit bürgerlichem Namen Harvey William Bassett heißt, hat das Projekt auf räumlicher wie klanglicher Ebene beraten – schließlich greifen beide direkt ineinander.

Perforierte Oberflächen
Der Club ist halb unterirdisch an der Stelle eines früheren Parkplatzes errichtet worden. Von außen wird das Gebäude mit zwanzig Zentimeter starken Betonwänden eingefasst. Sie sind an der Innenseite mit 365 Millimeter dicken Akustikschichten versehen, die sich aus drei Teilen zusammensetzen: Steinwolle, perforierten Platten aus Sperrholz mit 25 Millimeter und Teakholzfurnier mit drei Millimeter Stärke. 2,68 Millionen Löcher sind in die Holzvertäfelungen an den Wänden und an der Decke eingelassen. Wenn der Schall die Oberflächen trifft, wird er diffus gestreut. Störende Frequenzen werden somit gebändigt, was für ein optimales Klangerlebnis sorgt. OMA hat an dieser Stelle auf die Expertise des niederländischen Akustikingenieurs Theo Raijmakers vertraut.

Schwingende Raumgrenzen
Eine Besonderheit ist der Boden, der die Ermüdung der Tanzenden ebenso mindern soll wie eine Beanspruchung der Gelenke. Hierbei wird auf eine Technik zurückgegriffen, die bei Ballsälen des 19. Jahrhunderts üblich war, doch seit der Moderne weitestgehend verschwunden ist: Die 208 Quadratmeter große Tanzfläche mit einer Breite von 12,4 und einer Länge von 17,2 Metern ist durchgehend gefedert. In ihrer Mitte zieht eine Discokugel mit einem Durchmesser von einem Meter die Blicke auf sich. Für den DJ wurde eine schwebende Kabine eingerichtet, die vollständig isoliert ist, damit die Musik von der Tanzfläche nicht ins Innere dringt.

Vom Boden entkoppelt
Das Soundsystem wurde nach Vorgaben von DJ Harvey durch den Tontechniker George Stavro gestaltet. Dieser arbeitete schon mit seinem Kollegen Richard Long zusammen, der für den satten Sound im New Yorker Studio 54 verantwortlich war. Auch im Klymax kommt ein klassisches Disco-Soundsystem zum Einsatz – mit vier Lautsprechersäulen in den Ecken des Raums. Die eigens für diesen Ort angefertigten Boxen stehen auf drei mal drei Meter großen Betonplatten, die elf Zentimeter dick sind und Vibrationen absorbieren. Die Ebenen sind von der schwingenden Tanzfläche getrennt, um ein ständiges Klappern beim Aufeinanderprallen zu vermeiden.

Erweiterte Nutzung
Am Wochenende wird Klymax als Nachtclub genutzt. Unter der Woche sind verschiedene Aktivitäten geplant, die Musikkultur mit Kunst, Film, Tanz, Performance und Wellness verbinden sollen. Damit keine Hotelgäste aus dem Schlaf gerissen werden, wurde auf dem Dach des Nachtclubs ein Teich angelegt. Er filtert die kräftigen Beats wirkungsvoll heraus und sorgt durch Verdunstungskühlung für ein angenehmes Raumklima in der Umgebung. In den Clubräumen sind hinter Glasplatten verschiedene Pflanzen und Bäume zu sehen, die aus in einem ins Erdreich abgesenkten Schacht emporwachsen. Vor allem die hoch aufragenden Bäume schaffen eine Verbindung zwischen dem, was über und unter der Erde passiert. Tag und Nacht greifen direkt ineinander.

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Projektinfos
Projekt KlymaxDiscotheque 
Typologie Nachtclub
Entwurf Office for Metropolitan Architecture (OMA)
Ort  Bali, Indonesien
Fertigstellung 2024
Links

Entwurf

OMA – Office for Metropolitan Architecture

www.oma.com

Projekt

Klymax Discotheque

www.klymax.co

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