Geschmackvolle Pausenräume
Kantinen und Cafeterien mit Aufenthaltsqualität
Die enge Teeküche hat ausgedient. Mit gemütlichen Lunchrooms oder eigenen Kantinen geben Unternehmen ihren Mitarbeitenden einen zusätzlichen Grund, gerne ins Büro zu kommen. Sechs vorbildliche Beispiele aus Europa und den USA zeigen, wie diese Orte aussehen können.
Skandinavische Großzügigkeit
Von Turku aus vertreibt der Finnish Design Shop skandinavische Möbel und Wohnaccessoires in mehr als 180 Ländern. Folgerichtig hat die Innenarchitektin Joanna Laajisto das Headquarter und Logistik-Center des erfolgreichen Versandhändlers im nordischen Stil eingerichtet: Sie kombinierte viele maßgefertigte Einbauten aus Holz mit Möbeln aus dem Katalog und setzte Farbakzente. Ausblicke in den nahe gelegenen Wald stellen eine Verbindung zur Natur her. Der natürliche Look gilt auch für das unternehmenseigene Restaurant, in dem der Küchenchef Sami Tallberg Mitarbeitenden und externen Gästen regionale Spezialitäten serviert. Eine umlaufende Bank mit leuchtend blauem Bezug sowie farbige Stühle treffen auf schlichte Holztische. In Verbindung mit dem angeschlossenen Ausstellungsraum finden dort auch Veranstaltungen statt.
Kaffee mit Wes Anderson
An ein Filmset erinnert die großzügige Küche der preisgekrönten Dokumentarfilmer*innen von Sandbox Films. Das Studio befindet sich in einem Hochhaus aus den Zwanzigerjahren in New York City, das die ästhetische Richtung für den Innenausbau durch die Architekt*innen von Civilian vorgab. Ein Vorführ- und Schneideraum mit 22 Plätzen, Konferenzräume, Schreibtische und Schnittkabinen gruppieren sich um den zentralen Empfangsbereich. Vintage-Möbel treffen dort auf passende Einbauten wie die maßgefertigte Küche. Mit ihrer Arbeitsplatte aus Marmor, den Messingarmaturen und der zurückhaltenden Farbgebung erinnert sie an die Sechzigerjahre. Zugleich könnte sie Teil eines Filmsets von Wes Anderson sein. Sie ist markant mit einem runden Tresen im Raum platziert, ihre Schrankfronten aus Holz passen perfekt zu den holzvertäfelten Wänden im angeschlossenen Sitzbereich.
Weinbar als Workspace
Arbeiten, wo andere picheln: Dieser Devise folgte Note Design Studio bei der Gestaltung der Büroräume des Tech-Beratungsunternehmens Samsen in Stockholm. Rund um einen Marmortresen können die Mitarbeitenden an kleinen, runden Tischchen ihr Laptop aufklappen und mit Kolleg*innen ins Gespräch kommen. Mit diesem ungewöhnlichen Bürokonzept möchte Tomas Måsviken, Gründer von Samsen und Weinliebhaber, deutlich sagen: In diesem Raum geht es nicht um erzwungenes Teambuilding, sondern um ein entspanntes Miteinander. Ein Konferenztisch, abgetrennt durch Vorhänge, eignet sich für größere Runden. Technik wie das Whiteboard verschwindet bei Bedarf hinter Textilien. Farblich und ästhetisch bediente sich Note Design Studio in Japan. Die Stirnseite des Raums wird vom maßgefertigten Weinarchiv ausgefüllt und macht klar: Hier ist die Arbeit alles andere als trocken.
Kommunikative Nischen
An ein amerikanisches Diner erinnern die kleinen Essnischen in Goldbraun, die den Kantinenraum am Hauptsitz der Ferrum AG säumen. Das Unternehmen stellt im Schweizer Schafisheim Maschinen zum Verschluss von Konserven- und Getränkedosen sowie Zentrifugen her. Der Pausenraum dient als Brücke, um die Mitarbeiter*innen aus der Verwaltung und der Produktion zusammenzubringen. Er kann aber auch für Meetings oder Gespräche mit Kund*innen genutzt werden. Studio Gessaga gliederte ihn durch einen holzverkleideten Selbstbedienungsbereich mit einer Kaffeebar, die in einen langen Tisch übergeht. Für indirektes Licht sorgt ein Band unter der mitternachtsblauen Akustikdecke aus perforiertem, hinterleuchtetem Wellblech – eine Anspielung auf die industrielle Produktion. Wohnlich wirkt ein Areal mit Polstermöbeln und Teppich, in dem es sich gut entspannen lässt.
Freier Blick für freie Gedanken
New York City liegt den Mitarbeiter*innen der Unternehmensberatung Gemic quasi zu Füßen. Die Innenraumgestaltung des Architekturbüros Atheorem zelebriert den Ausblick aus dem obersten Geschoss des höchsten Büroturms von Brooklyn, dem gerade erst fertiggestellten Willoughby Square Tower. Während die meisten Arbeitsplätze entlang der Fensterfront angesiedelt sind, bildet die Küche das Herzstück im Zentrum des Raums. Eine Bar und eine lange Tafel des Berliner Labels Loehr mit Holzstühlen von Nikari aus Finnland laden zur gemeinsamen Mittagspause ein und bringen die schnörkellose Loft-Ästhetik auf den Punkt. Wer es etwas gemütlicher mag, lässt sich auf dem langen mintfarbenen Sofa nieder – mit der Skyline von Manhattan im Rücken.
Headquarter aus Holz
Zwei Jahre war das Designbüro Fyra mit dem Umbau der Geschäftsräume des internationalen Beratungsunternehmens EY in Helsinki beschäftigt. Die Architekt*innen führten zwei Geschosse zwei unterschiedlicher Gebäude aus den Fünfziger- und Sechzigerjahren zusammen und schufen eine flexible Arbeitsumgebung für die rund 900 Mitarbeitenden. Ob in Sofaecken, drehbaren Konferenzräumen oder am breiten Küchentresen – überall im offenen Raum ergeben sich Gelegenheiten für den informellen Austausch. Holz ist das dominierende Material und lässt das Office einladend und natürlich wirken. Unterschiedliche Fußbodenbeläge zonieren die Bereiche. Kleine quadratische Fliesen in verschiedenen Brauntönen geben der Küche eine moderne Pixeloptik und unterstreichen ihre Funktion als Kommunikationsort.