Tabula Casa
Die inspirierenden Studioräume von Nerea Apraiz in Bilbao
Nach 250 modernisierten Wohnungen im Dienste eines Familienunternehmens gründete Nerea Apraiz ihr eigenes Designbüro. Ein Besuch bei Tabula Studio ist eine sinnliche und eklektische Reise durch Formen, Farben, Materialien und Ideen.
94 Quadratmeter groß ist die Visitenkarte von Nerea Apraiz, der Gründerin von Tabula Studio. Die Architektin und Künstlerin hat ihr Designbüro Ende 2024 im Herzen des Viertels Ensanche in Bilbao gegründet. Zu diesem Zeitpunkt konnte sie bereits auf zehn Jahre praktische Erfahrung im Bereich des Interiordesigns zurückblicken. Als Mitarbeiterin in einem Familienunternehmen, das auf die Renovierung von Immobilien in ihrer Heimatstadt spezialisiert ist, hat sie mehr als 250 Wohnungen gestaltet und modernisiert. Zuletzt wagte sie den Schritt in die Selbstständigkeit und richtete ihren Arbeitsplatz bis ins kleinste Detail so ein, dass er die kreative Haltung und Identität von Tabula vermittelt. Wenn Kund*innen das Büro in einem für diese Lage typischen Altbau besuchen, können sie vor Ort Materialien, Einrichtungslösungen sowie Farbwelten direkt erleben und in einer inspirierenden Umgebung ihre zukünftigen Projekte besprechen. „Wir sind ein Labor für Ideen, das Narrative für Projekte entwickelt“, beschreibt Apraiz ihr Studio.
Empfang im „Haus-Flur“
Ursprünglich befanden sich auf dieser Fläche eine Steuerberatungskanzlei mit Wartebereich, zwei große Büros und zwei WCs. Apraiz nutzt einen der Räume als offenes Arbeitsareal und den anderen als akustisch abgeschirmtes Besprechungszimmer mit bodentiefen Glasflächen. Gäste und Mitarbeitende kommen allerdings zuerst in einen kleinen Empfangsraum, der an einen modernen Windfang erinnert. Die niedrigeren und schrägen Decken sowie die eingestellte Wand bilden formal eine Art kleines Haus, das sich auch durch seine Farbgestaltung absetzt. Der dunkelgrüne Hochglanzlack der Innenwände schafft einen klaren Kontrast zum einzigen Möbelstück des Vorraums, einem kanariengelben Ekstrem-Stuhl von Varier. Mit seiner an ein Insekt erinnernden Silhouette setzt der norwegische Klassiker den Standard für den kommenden Stilkosmos aus Mustern, Farben und einem unorthodoxen Materialpatchwork. Apraiz verbindet in dem Empfangshäuschen das Nützliche mit dem Praktischen: „In den Einbaustrukturen verborgen sind die technischen Installationen, die zugänglich sein mussten.“
Moodboard zum Anfassen
Gleich an den Eingang schließt sich der Küchenbereich an, der bei Tabula eine doppelte Funktion erfüllt. Nerea Apraiz arbeitet in einer Partnerschaft mit Logos, einem spanischen Unternehmen, das sich auf die Umsetzung individueller Küchen- und Einbaulösungen spezialisiert hat. Daher bestehen die im Studio verbaute Zeile sowie die Insel aus einem Materialmix aus Walnusswurzelholz, Quarzit und Edelstahl. Die Kund*innen können die vielfältigen Oberflächen, Formen, Designs, Texturen und Farben direkt haptisch und visuell erleben und sich für ihre eigenen Projekte inspirieren lassen. Der von zwei mit verzinktem Wellblech verkleideten Säulen eingefasste Tresen dient einerseits als Küchenwerkbank und andererseits als Arbeitsplatte, auf der Materialproben ausgelegt und Moodboards erstellt werden können.
Künstlerische Akzente
Von der Küche und dem Arbeitsbereich aus sind auch die beiden Toiletten zu erreichen, die Apraiz gut versteckt hat. Die nebeneinander liegenden, flächenbündig in die Wand eingelassenen Türen sind mit grün glasierten Keramikfliesen verkleidet. Augenzwinkernd, aber ohne gendercodierende Absichten warten dahinter ein blauer und ein rosafarbener Waschraum. In der rosa Toilette wurde roter Marmor aus Alicante mit eingefärbtem Zement kombiniert. In der blauen Toilette dominieren der blaue Waschtisch und ein farblich passendes Wandbild von Nerea Apraiz, das so platziert wurde, dass es vom Spiegel reflektiert wird. Ein weiteres Kunstwerk der Studiogründerin, die auch Künstlerin ist, befindet sich im Besprechungsraum. Hier wurde die Rückwand mit einer fünf Meter langen Zeichnung verkleidet, die monochrom in eine weiße Holzplatte gefräst wurde und somit nur durch Licht und Schatten sowie den Blickwinkel sichtbar wird.
Sinnliche Reise durch Farben und Ideen
Apraiz verbindet in ihrem Büro ihre individuelle Designsprache, die ein eklektischer Material-, Farben- und Stilmix ist, mit den praktischen Ansprüchen an einen Team-Arbeitsplatz. Tabula Studio ist nicht nur ein Spiegel der kreativen Identität von Apraiz, sondern auch ein Schauraum für ihre mutige Haltung und ein Argument, stilistische Wagnisse einzugehen. Indem Apraiz Ungewöhnliches kombiniert und somit belegt, dass ihre Ideen im Zusammenspiel und im Raum funktionieren, kann sie auch Auftraggeber*innen von unkonventionellen Lösungen überzeugen. Nerea Apraiz fasst es wie folgt zusammen: „Ein Besuch im Studio gleicht einer sinnlichen Reise durch Formen, Farben, Materialien und Ideen. Kundinnen und Kunden tauchen in eine Welt vielfältiger Oberflächen, Texturen und Gestaltungen ein. Mit Liebe zum Detail inszeniert, entsteht ein Erlebnisraum, der die kreative Handschrift und das gestalterische Feingefühl von Tabula Studio eindrucksvoll erlebbar macht“.
FOTOGRAFIE Erlantz Biderbost Erlantz Biderbost
| Projektname | Tabula Studio |
| Entwurf | Nerea Apraiz |
| Ort | Bilbao |
| Fläche | 94 Quadratmeter |
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