Mut zur Veränderung
INpuls verwandelt das Landratsamt Freising in ein Bürgerbüro mit Zukunft

Vom Verwaltungsapparat zum apart gestalteten Amt: Das Münchner Innenarchitekturstudio INpuls hat für das Landratsamt Freising eine Pilotfläche gestaltet, in der modernes Arbeiten und bürgernahe Beratung möglich sind – und das in einem besonders ästhetischen Umfeld.
Es gibt sie, diese Orte, an denen man sich kaum bis gar nicht aufhalten möchte, um die man aber nicht herumkommt. Arztpraxen etwa, Krankenhäuser, Kanzleien – oder Ämter. Ein vermeintlich kleiner Behördengang kann schnell zur großen Unannehmlichkeit werden. Dass es auch anders geht, beweist das Landratsamt Freising: Auf einer 500 Quadratmeter großen Fläche ist in der alten Stabskaserne Freising ein Ort entstanden, der bürgernahe Beratung neu erfindet.
Was muss sich ändern?
Das Innenarchitekturbüro INpuls, das die Räumlichkeiten gestaltet hat, beschäftigte sich dabei vor allem mit den zentralen Fragen: Welche Prozesse müssen sich ändern, um den Bedürfnissen der Gesellschaft gerecht zu werden? Wie nutzt man den digitalen Fortschritt effizient? Und wie können diese neuen Entwicklungen räumlich übersetzt und unterstützt werden?
Mehr Schwung bitte!
Die Antwort von INpuls lautet: Durch eine inklusive und menschenzentrierte Gestaltung. Runde Formen sind deshalb omnipräsent. In den neuen Räumlichkeiten gibt es keine harten Ecken und Kanten, kein Grau-in-Grau, keine tristen, fahlen Wände. Maßgefertigte Bänke aus hellem Eschenholz mit runden Aussparungen schlängeln sich durch die Zimmer. Die organisch geformten Einbauten sind in sanften, natürlichen Farben wie Creme, Rosa oder Braun gehalten. „Die Gestaltung, die sich in Form und Farbe an verschiedenen Hauttönen orientiert, unterstreicht Zugang und Bürgernähe“, so die Innenarchitekt*innen.
Weiße Büromöbel, gemütliche Polsterecken und Pflanzen sorgen für eine luftige und lichte Atmosphäre. An den Wänden hängen kreisrunde und gewellte Elemente, die für eine bessere Akustik im Raum sorgen. Im Flur sind Mini-Nischen installiert, die der Privatsphäre dienen. Transparente Vorhänge in Kobaltblau und Rot – wie das Logo des Landratsamtes – setzen Farbakzente und symbolisieren die Trennung zwischen internen (blau) und externen (rot) Räumlichkeiten.
Modular und multifunktional
Je nach geplanter Raumnutzung finden sich flexible Möbel und Accessoires, die die jeweilige Funktion unterstützen. Es gibt Klappstühle, die je nach Bedarf aufgestellt oder verstaut werden können. Im Workshopraum stehen mobile Hocker sowie kleine Tische zur Verfügung, die flexibel angeordnet werden können. „Das modulare, multifunktionale Mäandersystem fungiert als eine zweite Haut des unter Denkmalschutz stehenden Bestandsgebäudes“, erklären die Innenarchitekt*innen von INpuls. „Es beweist einen nachhaltigen Charakter, indem alle Elemente nach Beendigung der Testphase in öffentlichen Einrichtungen, Schulen und Kindergärten weiterverwendet werden können.“
Rotieren und ausprobieren
Alle sechs Monate zieht eine andere Abteilung aus dem Landratsamt in die Pilotfläche ein. So kann jeder Fachbereich herausfinden, welches Raumkonzept für seine Arbeitsweise am besten geeignet ist. Am Ende der Testphasen finden Workshops statt, in denen erörtert wird, wie praktisch und benutzerfreundlich die neuen Ideen sind. „Unser Ziel ist es, durch Feedback Erkenntnisse zu gewinnen, die in zukünftige Bauprojekte einfließen“, erläutert das INpuls-Team. „Statt Räume ohne erprobte Grundlage zu gestalten, werden künftige Arbeitsumgebungen gezielt an die tatsächlichen Bedürfnisse der Abteilungen angepasst.“
Das Beste jedoch am neuen Amt: Es gibt kein enges, unangenehmes Aufeinandersitzen mehr, kein Ziehen von Nummern oder Bangen, wann die eigene Zahl endlich auf dem Bildschirm erscheinen möge. Stattdessen ist ein helles, gemütliches Beratungs-Café entstanden, in dem man bei einem Heißgetränk auf Termine warten oder sich selbstständig an digitalen Stationen informieren kann. Man könnte fast behaupten: Hier verweilen Bürger*innen gerne – auch ohne amtliche Angelegenheit.
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