Londoner Zeitreise
Neue Büroflächen im Henry Wood House von Nice Projects

Im Henry Wood House, einer brutalistischen Ikone im Herzen Londons, hat Nice Projects einladende Büros für Fora gestaltet. Dabei spielten die Planer*innen mit der Ästhetik der Sechzigerjahre und passten sie an die heutige Arbeitswelt an.
Die Glas- und Stahlfassade des Henry Wood House lässt dahinter ein einförmiges Interior vermuten. Doch die Designer*innen von Nice Projects haben die Innenräume im Auftrag des Bürodienstleisters Fora, ehemals The Office Group, aufwendig renoviert. Auf mehr als 6.500 Quadratmetern entstand eine Bürolandschaft, deren warmes Farb- und Materialkonzept im Gegensatz zur äußeren Erscheinung des achtzehnstöckigen Baus steht.
Ursprünglich als Hotel und für die Forschungs- und Entwicklungsabteilung der BBC im Jahr 1964 errichtet, befindet sich der postmodernistische Bau zwischen den zentralen Londoner Stadtteilen Mayfair und Fitzrovia, und zwar dort, wo Henry Wood in der St. George’s Hall einst die Konzerte der BBC Proms dirigierte. Durch mehrere Umbauten hatte das Gebäude seinen früheren Charme verloren. Das Ziel von Simone McEwan und Sacha Leong, den Gründer*innen des Studios Nice Projects, war es, diesen ein Stück weit zurückzuholen. Die ersten acht Stockwerke bauten sie in zeitgemäße Büro- und Co-Working-Spaces um, die mit ihrer abwechslungsreichen Materialität, den vielen Pflanzen und sanften Farben wohnlicher wirken als die meisten Arbeitsumgebungen.
Arbeiten mit Wohlfühlfaktor
Sacha Leong führt das auf die weitreichende Erfahrung seines Studios mit Gastronomieprojekten zurück. Sein Team wisse, was einen Raum einladend und warm wirken lässt, welche Elemente die Menschen dazu motivieren, gerne Zeit darin zu verbringen und sich wohlzufühlen. Um die Räume auf die Ansprüche ihrer Nutzer*innen zuzuschneiden, passte das Team von Nice Projects die Grundrisse an. Neben Einzel- und Großraumbüros sowie Telefonkabinen entstanden Meetingräume, darunter ein Penthouse-Besprechungszimmer mit Panoramablick über West London. Auch eine Yogaecke, ein Fitnessstudio und ein Café berücksichtigten die Innenarchitekt*innen bei der Planung.
Zirkuläre Gestaltung
Zugleich zeigten sie ihre Wertschätzung für den architektonischen Kontext. Sie ließen die Terrazzoböden in den Aufzugslobbys restaurieren und das Parkett aufarbeiten. Mithilfe neuer Technologien erlebten alte Materialien ein Revival: Linoleumböden wurden in große Blockmuster geschnitten und neu verlegt. Sie beleben die Flure und zitieren gleichzeitig die Geschichte des Gebäudes. Stoffpaneele der britischen Traditionsmarke Tibor zieren seine Wände. Dazu passen Unikate, die den Stil der Fünfziger- und Sechzigerjahre in die heutige Zeit übertragen, wie eine geflieste Wand von Studio GdB oder ein speziell gegossener Empfangstresen und eine Bar von Huguet Mallorca. Durch diese individuellen Interventionen wiederholen sich die Räume nicht. Trotzdem wirkt alles wie aus einem Guss.
Mit dem Henry Wood House möchte das Team von Nice Projects eine Antwort auf die Frage nach dem optimalen Konzept für postpandemische Arbeitsorte geben. Die Gestaltung zeigt Respekt vor dem Bestand und überrascht zugleich mit originellen Ideen sowie viel Komfort.
FOTOGRAFIE Jake Curtis Jake Curtis
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