Feuer und Fermentation
Koreanisches Restaurant Odem in Singapur von Nice Projects
„Die Raumgestaltung in der Gastronomie ist unsere Leidenschaft“, sagen Sacha Leong und Simone McEwan vom Londoner Studio Nice Projects. In Singapur, Leongs Heimatland, haben sie mit Odem bereits das dritte Restaurant entworfen, das ihre architektonische Handschrift trägt.
In New Bahru, Singapurs Lifestyle- und Kreativzentrum, eröffnete vor Kurzem das koreanische Restaurant Odem. „Wir wollten ein modernes Interior gestalten, das nicht nur koreanische Traditionen und landestypische Stilelemente, sondern auch eine starke Persönlichkeit zeigt“, erklärt Simone McEwan. Zudem sollte das Interior eine handwerkliche Note erhalten, da koreanische Inneneinrichtungen oft kühl und glatt wirken können.
Dramatische Eleganz
Diese Vision setzten die Designer*innen um, indem sie die Innenwände des Restaurants mit hellen Holzpaneelen verkleideten, die größtenteils wie verkohlt wirken. Damit schuf das Team von Nice Projects für die 90 Quadratmeter große Fläche eine individuelle Kulisse, die gleichermaßen Dramatik, atmosphärische Wärme und räumliche Eleganz ausstrahlt.
Die Idee zu dieser markanten Gestaltung kam Sacha Leong und Simone McEwan bei ihren Recherchen über den koreanischen Reiswein Makgeolli, der in Singapur immer beliebter wird und auch im Odem zu den kulinarischen Spezialitäten zählt: Bei der Herstellung des traditionellen Getränks erhitzen einige Winzer alle Zutaten mit Holzkohle, die dem Reiswein einen besonderen Geschmack verleiht. „Uns inspirierten die besondere Textur und Farbe verbrannter Holzkohle. Daraus entwickelten wir Muster, die wir auf die hellen Holzpaneele im Odem projizierten“, erzählt Sacha Leong.
Traditionelle Handwerkskunst
Der Fermentierungsprozess des Reisweins diente den Planer*innen auch als Inspiration für die Gestaltung des Barbereichs, der sich direkt hinter dem dezent zurückgesetzten Eingang befindet. Dort können die Gäste nicht nur zahlreiche Makgeolli-Sorten probieren. Die Bar bildet zugleich den Mittelpunkt des Restaurants. Kein Blick führt – im wahrsten Sinne des Wortes – an den handgefertigten koreanischen Onggi-Fliesen vorbei, mit denen Nice Projects die Theke vertäfelte. Das Steinzeug wird traditionell zur Fermentierung von Reiswein verwendet.
Auch die Möbel und Accessoires des Restaurants mit insgesamt 32 Sitzplätzen sind eine zeitgenössische Interpretation des traditionellen koreanischen Handwerks: Die rot gebeizten Holzstühle, die in Zusammenarbeit mit den Designer*innen von Studio Word aus Seoul entstanden sind und mit maßgeschneiderten Granittischen kombiniert wurden, ehren die alteingesessene Tischlerkunst des Landes. Die abgehängte metallische Decke und die gebürsteten Wandleuchten verweisen auf Koreas Expertise in der Metallverarbeitung. Mit Stoff bespannte Raumteiler und textile Pendelleuchten setzen dazu einen Kontrast aus natürlichen Materialien und sorgen für visuelle Lebendigkeit.
Form follows function
Nice Projects ging es bei diesem Projekt jedoch um weitaus mehr, als nur Ästhetisches mit architektonischer Tiefe zu erzeugen. „Wie bei so vielen Dingen im Leben liegt besonders bei der Gestaltung eines Restaurant-Interiors der Teufel im Detail“, meint Sacha Leong. „Es sind oft die kleinen Dinge, die einen Restaurantbesuch unvergesslich machen. Manchmal kann selbst ein Glas einen solch besonderen Moment schaffen.“ Leong zufolge fühlt sich auch das Essen an einem niedrigeren Tisch deutlich ungezwungener an. „Räume müssen als Ganzes funktionieren, damit sich Menschen dort auf Anhieb wohlfühlen“, erläutert er.
FOTOGRAFIE Lisa Cohen Lisa Cohen
| Projekt: | Restaurant Odem |
| Gestaltung: | Sacha Leong und Simone McEwan |
| Bodenfläche: | 90m2 |
| Fertigstellung: | Juli 2024 |
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