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Mit Stil und Textil

COCC. hat das traditionsreiche Seegerhaus in St. Gallen restauriert

Das Seegerhaus war schon immer ein zentraler Treffpunkt in St. Gallen, ein Ort für Speis und Trank, an dem über Generationen hinweg Geschichten entstanden: von Schachpartien bei einer morgendlichen Schale Kaffee bis hin zu lebhaften Tanzabenden. Nach einer umfassenden Sanierung und Neugestaltung durch COCC. erstrahlt das Seegerhaus nun in neuem und zugleich altem Glanz. Mit imposanten Vorhängen und maßgefertigten Tapeten von Fischbacher 1819 ist ein Interior entstanden, das die Traditionen des Ortes mit modernen Akzenten verbindet.

von Stephan Redeker, 09.09.2024

Das Gebäude wurde in den frühen 1840er-Jahren nach einem Quartierplan von Johann Christoph Kunkler errichtet. Es diente zunächst als Wohn- und Geschäftshaus und wurde 1912 in ein Kaffeehaus umgebaut. Großzügige Verglasungen im Erdgeschoss erinnerten fortan an die Schaufenster der großen Warenhäuser dieser Zeit und wurden zum Markenzeichen. Trotz mehrfachem Betreiberwechsel – 1939 erhielt das Café durch den Erwerb von Curt Seeger seinen heutigen Namen – bewahrte es seine einladende Atmosphäre im Stil der Wiener Kaffeehäuser und avancierte nach dem Krieg zu einem beliebten Treffpunkt für Studierende. Nach einem Besitzerwechsel im Jahr 1987 und einer damit einhergehenden Namensänderung strauchelte der Betrieb, was auch eine Renovierung im Jahr 1998 nicht geradebiegen konnte.

Moderne Standards und Denkmalschutz
Der jüngste Umbau zielt darauf ab, die erfolgreiche Mischung aus klassisch-elegantem Ambiente und zwangloser Atmosphäre wiederherzustellen, die das Seegerhaus über Jahrzehnte hinweg auszeichnete. Um es erneut zu einer festen Adresse in St. Gallen zu machen, koordinierte das Studio COCC. and coherent aus St. Gallen ein großes Team aus Handwerker*innen, Planer*innen und Künstler*innen, das sich der anspruchsvollen Aufgabe annahm. Dabei wurde zunächst die historisch stark beanspruchte Bausubstanz gesichert, statisch ertüchtigt und an aktuelle Brandschutzvorgaben angepasst. Die Integration moderner Standards in das denkmalgeschützte Gebäude stellte dabei eine besondere Herausforderung dar.

Bei der Neugestaltung der Innenräume wurde großer Wert darauf gelegt, historische Elemente so weit wie möglich zu bewahren und zu restaurieren. Die neuen Ein- und Ausbauten sind darauf ausgelegt, den Bestand harmonisch zu ergänzen und ein Interior zu prägen, das sowohl die Tradition des Ortes respektiert als auch die Zukunftsfähigkeit dieser Institution sicherstellt.

Ein Haus für den ganzen Tag
Gäste betreten das Seegerhaus durch einen zentral in der Stirnfassade platzierten, Windfang, der direkt in das geschäftige Herz des Hauses führt: das Seeger Parterre, das von morgens bis spät in die Nacht geöffnet ist. Ob Frühstück, Brunch, Lunch oder Drinks – alles kann in dem elegant gestalteten Innenraum oder auf der großzügigen Terrasse, die das Gebäude im Norden und Osten umschließt, genossen werden. Die restaurierten Jugendstilfenster sorgen gemeinsam mit edlen Hölzern und stilvollen Beleuchtungselementen für ein ansprechendes Ambiente. Im separierten Fumoir im hinteren Teil des Erdgeschosses kommen zudem Tabakliebhaber*innen auf ihre Kosten.

Zwei weitere Zugänge befinden sich jeweils an den Längsfassaden im Süden und Norden des Gebäudes. Der südliche Zugang führt zum Servicetreppenhaus, das direkt mit dem zentral im Gebäude angeordneten Servicebereich verbunden ist. Der nördliche Zugang schafft eine zusätzliche Verbindung zwischen Café und Terrasse und bedient zugleich das rückwärtig gelegene repräsentative Treppenhaus.

Edle Stoffe und maßgeschneiderte Tapeten
Ein besonderer Blickfang ist dort die maßgeschneiderte Tapete Newtopia von Fischbacher 1819. Die Bahnen haben eine beeindruckende Größe von 3,5 mal 9 Metern und zeigen Naturmotive in Form von Blüten und Bäumen in zarten Pastelltönen. Die Motive stammen von der ortsansässigen Künstlerin Jasmin Villiger. Fischbacher 1819 hat sie als Maßanfertigung in das Treppenhaus des Seegerhauses übertragen, wo sie dem traditionsreichen Etablissement eine zeitgemäße Note verleihen. Der Architekt Ralph Kellenberger, Creative Director und Partner bei COCC. and coherent AG zeigt sich überzeugt, mit Fischbacher 1819 den richtigen Partner ausgewählt zu haben: „Die Innenarchitektur und das Betriebskonzept eines Projekts, wie dem Seeger, müssen Hand in Hand gehen, um eine anziehende Authentizität auf Ihre Gästeschar ausüben zu können. Im Dialog mit dem Kreativteam bei Fischbacher 1819 entstand von Anbeginn an eine Vision, wie textile Elemente die Brücke zwischen Tradition und Moderne bauen und dem Haus eine besondere Eleganz vermitteln“, führt Kellenberger aus.

Ebenso imposant sind die über neun Meter langen Schals der Vorhänge, die sich monumental über die gesamte Treppenhaushöhe vor die Fenster ziehen lassen. Sie stammen ebenfalls von Fischbacher 1819 und bestehen – wie übrigens alle Vorhänge im Haus – aus dem Textil Valery 2851. Die Vorhänge verleihen dem Interieur nicht nur eine spannende Tiefe und Behaglichkeit, sie sind auch akustisch wirksam, da sie den Anteil der schallharten Oberflächen erheblich verringern.

Party im Penthouse
Im 1. Obergeschoss erwartet die Gäste mit dem Seeger Restaurant ein weiterer Gastrobereich. Während die Gestaltungssprache an das Erdgeschoss anknüpft, ist das Ambiente dort etwas gediegener und vor allem intimer. Ganz anders präsentiert sich das Seeger Penthouse im 2. Obergeschoss. Dieser Veranstaltungsraum, der für private Events gemietet werden kann, hebt sich gestalterisch deutlich ab: Ein hochwertiger Holzfußboden in dreidimensionaler Optik, eine lange Marmortheke und ein rückwärtig beleuchtetes Regal mit stilisierten Hausquerschnitten verleihen dem Raum einen modernen Nightclub-Charakter.

Das Seegerhaus ist wieder offen und es tritt an, St. Gallen stilvoll in die Zukunft zu tragen. Mit einem Mix aus Tradition und Moderne, edlen Textilien und einem Hauch Wiener Kaffeehauscharme bietet es jetzt wieder alles, was das Herz begehrt: von der morgendlichen Schale Kaffee bis zur Party im Penthouse.

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Fischbacher 1819

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cocc.ch

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