Gestalten im Dreieck
Multifunktionale Section80 Bar in Mailand von Studio Wok
Ein bisschen Memphis und jede Menge Industrieflair zeichnen die Section80 Bar in Mailand aus. Die Architekt*innen von Studio Wok ließen den ungewöhnlichen Raum mit der Stadt verschmelzen.
Die Keilform des Altbaus im Mailänder Stadtteil Isola erinnert an das Flatiron Building in New York City. Wie das Kultgebäude aus dem Jahr 1902 läuft auch dieses Bauwerk spitz auf eine Straßenecke zu. Für den Grundriss ergeben sich daraus drei ineinanderfließende Räume. Während sich der erste, der eine Weinbar beherbergt, durch zwei gegenüberliegende Eingänge auszeichnet und dadurch zur Umgebung öffnet, eignet sich der weitgehend innen liegende Raum für Veranstaltungen wie Filmabende. Er ist auch über die sogenannte „Bibliothek“ mit einem weiteren Eingang verbunden. Diese Offenheit begründet das Thema für den Innenausbau durch Studio Wok: Die Architekt*innen ließen die Räume mit der Stadt und die Stadt mit den Räumen verschmelzen.
Stimmige Materialien
Um die Stadt in den Raum zu holen, wählte das Team behutsam passende Materialien aus. Der Boden besteht aus dunklem Terrazzo und wirkt, als würde sich der asphaltierte Bürgersteig im Inneren fortsetzen. Die Wände sind mit rauem Fassadenputz verkleidet. Für die Einrichtung verwendeten die Architekt*innen Materialien, die sonst im Freien zu finden sind. Wandregale und Beistelltische der kleinen Bibliothek, die in Zusammenarbeit mit dem Kunstverlag Edicola 518 bestückt wird, sind aus verzinktem Stahl gefertigt. Eine Bank vor der Tür erinnert an einen Stapel Stützen aus dem Gerüstbau.
Technik als Stilmittel
Die Gestalter*innen nehmen bewusst in Kauf, dass dieser Ort kein erweitertes Wohnzimmer im klassischen Sinne ist. Polster? Plüsch? Fehlanzeige. Stattdessen laden mit schwarzem Gummi bezogene Stufen vor dem Fenster sowie skulpturale Hocker, die an die Memphis-Ära erinnern, zum Sitzen ein. Zum Konzept passt, dass Leitungen und Technik nicht versteckt werden. Pyramidenförmige, schallabsorbierende Paneele verkleiden die Decke des Hauptraums und verhelfen dem maßgeschneiderten Audiosystem von H.A.N.D. HiFi zur perfekten akustischen Entfaltung. Soundboxen hängen an Gurten befestigt von der Decke. Die LED-Kinowand entspricht dem neuesten Stand der Technik.
Flexible Beleuchtung
Licht spielt bei der Gliederung der Bar eine wichtige Rolle. Lineare, grafisch angeordnete Röhren vermögen den Raum in unterschiedliche Atmosphären zu versetzen, ob nun als helle Tagesbar oder schummrige Partylocation. Zusätzlich zum Licht setzten die Architekt*innen auch Farbe gezielt ein. Tanzende rote Pfeile und geschwungene mintgrüne Linien im Streetart-Stil dienen als Türgriffe. Die Möblierung ist ebenfalls wandelbar. Dank zwei beweglichen Tribünen und einer Reihe maßgefertigter modularer Tische lässt sich der Raum flexibel umgestalten.
Studio Wok schuf einen multifunktionalen Ort, der sich trotz begrenzter Fläche für Filmabende ebenso eignet wie für Lesungen und Partys. Sein Gestaltungskonzept stimmte das Team auf die spezielle Form der Bar ab und schlug damit eine Brücke zur Stadt.
FOTOGRAFIE Federico Villa Federico Villa
| Bauherr | Section 80 srl |
| Lichtberatung | Stefano Pezzini |
| Fläche | 80 Quadratmeter |
| Fertigstellung | 2025 |
| Innenausbau | Arredo 90 |
| Metallbau Maßanfertigungen | Cripax |
| Maßgefertigtes Audiosystem | H.A.N.D. HiFi |
| Möbel | Stühle Tuby von Belca, Hocker Bit von Normann Copenhagen |
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