Kraftwerk als Kulturstätte
Live-Club Barbastelle von Arnold / Werner in München

Am Münchener Stadtrand wurde ein stillgelegtes Kohlekraftwerk mit 23 Meter hoher Kesselhalle in eine Kunst- und Kulturstätte umgewandelt. Arnold / Werner gestaltete neben Bar und Restaurant auch den Live-Club „Barbastelle“ – im stetigen Spannungsfeld zwischen denkmalgeschützter Industriearchitektur und zeitgemäßer Rauminszenierung.
Der neue Kulturort befindet sich am Rande des Münchener Stadtteils Aubing, wo urbane Strukturen auf eine nahezu dörfliche Idylle treffen. Das ortsansässige Architekturbüro Arnold / Werner übernahm die Gestaltung der Empfangsbereiche, der Gastronomieflächen sowie des 200 Quadratmeter großen Live-Clubs im Untergeschoss. Dabei stand die bewusste Bewahrung und sichtbare Stärkung der charakteristischen Industriearchitektur der Vierzigerjahre stets im Mittelpunkt.
Ein Spiel mit Feuer und Glut
Die historische Funktion des Orts – die einst hier stattfindenden Verbrennungsprozesse – übersetzten die Architekt*innen in ein atmosphärisches Material- und Farbkonzept. Der Club Barbastelle für bis zu 200 Personen ist geprägt von der Farbe Rot als Sinnbild für Feuer und Glut. Dieses dunkle Rot zeigt sich in den Regalnischen, bei den Polstern von Stühlen, Hockern und Bänken, den in die Deckentragstruktur integrierten Lüftungsrohren sowie den stoffbespannten Akustikkassetten aus gebeizter Buche. Vorhänge mit hohem Schallabsorptionsgrad, eine konkav gekrümmte Bühnenrückwand aus Holzlamellen sowie akustisch wirksamer Lehmputz sorgen dafür, dass die Klangqualität an klassische Jazzclubs erinnert.
Sichtbare Geschichte trifft auf präzise Gestaltung
Die markanten Sichtbetonwände und -stützen blieben unverkleidet und weisen altersbedingte Salzausblühungen sowie vereinzelte Graffitis aus der Zeit nach der Stilllegung auf – Spuren der Vergangenheit, die bewusst im Raum belassen wurden. Sie stehen im Kontrast zu den maßgefertigten neuen Einbauten, den seitlichen Sitzpodesten, dem grau beschichteten Stabparkettboden sowie dem neun Meter langen Bartresen aus dem Naturstein Brannenburger Nagelfluh in Kombination mit terrakottafarbenem Lehmputz.
Asche, Schwefel und verbranntes Holz
Das gestalterische Leitmotiv von Arnold / Werner – die Vergangenheit des ehemaligen Kraftwerks in einer subtilen Material- und Farbpalette weiterleben zu lassen – setzt sich auch im Interior des Erdgeschosses fort: Als Referenz an Asche und Schwefel erscheint die Tagesbar Anima vorwiegend in Aschgrau und Schwefelgelb. Im Fine-Dining-Restaurant Zeitlang treffen tiefschwarze Oberflächen und geflammtes Holz – in Anlehnung an Kohle und Verbranntes – auf unbehandelte Beton- und Ziegelstrukturen. So ist eine rohe und zugleich edle Raumatmosphäre entstanden.
FOTOGRAFIE Elias Hassos Elias Hassos
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