Klare Kante
Weinbar Ernst Cave von Salem Charabi in Berlin

Ein kleines Gastro-Imperium hat der Sternekoch Dylan Watson-Brawn im Berliner Wedding aufgebaut. Der jüngste Neuzugang, die Weinbar Ernst Cave, zeichnet sich durch materielle Klarheit aus und trägt die Handschrift des dänisch-ägyptischen Architekten Salem Charabi.
Aller guten Dinge sind drei: Nach dem Restaurant Julius und dem 2024 geschlossenen Gourmettempel Ernst eröffnete im gleichen Jahr das Ernst Cave, eine Weinbar mit Shop. Der kanadische Koch und Gastronom Dylan Watson-Brawn, der den Restaurants mit japanisch inspirierter Fusion-Küche seinen Stempel aufgedrückt hat, schwingt auch in der kleinen Location gelegentlich den Kochlöffel – gute Nachrichten für seine Fans, die das Aus des Ernst nur schwer verkraftet haben.
Materielle Vielfalt
Untergebracht ist die Bar im Erd- und Untergeschoss eines schmalen Nachkriegsbaus, dessen frühere Nutzung als Kegelbahn heute nur noch zu erahnen ist. Der Raum wurde bis auf seine Grundstruktur zurückgebaut: Rohdecke, offene Leitungen und Beton bestimmen die Hülle, in die Salem Charabi ein fein austariertes Spiel aus warmen und kühlen Materialien eingefügt hat. Der prominente Tresen aus deutschem Kirschholz bildet das Zentrum und ist von einer Zinkverkleidung eingefasst, die auf Berührung reagiert und mit der Zeit eine reizvolle Patina entwickelt.
Ebenso wie in Watson-Brawns Gerichten treffen auch beim Interior des Ernst Cave Gegensätze aufeinander. Der Holztresen scheint auf halbtransparenten Paneelen zu schweben, die an einen japanischen Paravent erinnern. Von der rohen Betondecke hängen handgefertigte Leuchten aus laminiertem nepalesischem Papier. Sie tauchen den Raum mit der rohen Betondecke in ein gedämpftes Licht und verleihen ihm eine warme Atmosphäre. Das große Fenster unter der rot-weiß gestreiften Markise öffnet sich im Sommer zur Straße hin und ermöglicht eine Erweiterung des Barbetriebs auf dem Vorplatz.
Durchdachte Details
Der dänisch-ägyptische Architekt Salem Charabi schenkte auch Details seine Aufmerksamkeit. So entschied er sich bei den Tür- und Fensterklinken für das Modell FSB 1292, gestaltet von Foster + Partners Industrial Design für den ostwestfälischen Hersteller FSB. Zum ersten Mal in einem Projekt kommt im Ernst Cave die Oberfläche Aluminium Pure zum Einsatz. Sie unterstreicht die industrielle Wirkung der Türdrücker und Fenstergriffe und verändert sich durch Berührung und Feuchtigkeit, wodurch sie sich harmonisch in den Materialkontext einfügt.
Salem Charabi lässt das Ernst Cave bewusst unfertig wirken und bietet den Betreiber*innen auf diese Weise Raum für Veränderungen.
FOTOGRAFIE Simon Menges und Nino Tugushi
Simon Menges und Nino Tugushi
Projektname | Ernst Cave |
Entwurf | Salem Charabi |
Ort | Berlin |
Fertigstellung | 2024 |
Ernst Cave
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