Zwischen Himmel und Fjord
Schwimmendes Restaurant Iris in Norwegen von Norm Architects
Das Bauwerk, in dem sich das von Norm Architects gestaltete Restaurant Iris befindet, erinnert an ein aus den Tiefen emporgestiegenes, schimmerndes Ei oder vielleicht sogar an ein Raumschiff, das sanft im Wasser zur Ruhe gekommen ist. In der schillernden ellipsoiden Struktur namens Salmon Eye wetteifern kulinarische Spitzenleistungen, durchdachtes Interiordesign und der Blick auf die spektakuläre Natur um die Gunst der Gäste.
Genau genommen handelt es sich bei dem mit einem Michelin-Stern ausgezeichneten Restaurant nur um einen Teil des Erlebnisses. Salmon Eye dient in erster Linie als schwimmender Ausstellungspavillon und Besucherzentrum für die Aquakultur-Industrie. Das bauchige Volumen, entworfen von Kvorning Design und Creative Technologies, orientiert sich an der Form von Lachsaugen. Die glänzende, mit Edelstahlplatten verkleidete Gebäudehülle erinnert an die schimmernde Haut des Fisches. Der Name des Restaurants ist eine Anspielung auf die Regenbogenhaut des Auges. Der Innenraum umfasst drei Ebenen, die durch geschwungene Rampen miteinander verbunden sind. Wassertanks im Untergeschoss verhindern, dass das schwimmende Objekt kippt.
Ein Ort der Inspiration
Die Lage des Restaurants am Hardangerfjord ist nicht nur landschaftlich beeindruckend, sondern prägt auch das Konzept des Restaurants Iris. Chefköchin Anika Madsen verfolgt einen konsequent nachhaltigen Ansatz, indem sie lokale Zutaten verwendet, die den Gästen die unberührte Natur der Region näherbringen sollen. Mit elektrisch angetriebenen Booten gelangen die Besucher*innen zum Restaurant, wo sie nicht nur ein Degustationsmenü, sondern auch eine spektakuläre Aussicht auf den Fjord und die umliegenden Gletscher erwartet. Dafür können sie entweder aus der großformatigen Fensteröffnung schauen oder die Dachterrasse erklimmen, um von dort den Blick schweifen zu lassen.
Harte Schale, weicher Kern
Das Interieur von Iris überrascht. Die warmen, natürlichen Materialien und organischen Formen der Einbauten, maßgefertigten Möbelstücke und Kunstobjekte bilden einen deutlichen Kontrast zur kühlen, glatten Stahloberfläche des Salmon Eye. Trotzdem harmoniert das Interiordesign mit der Architektur, ohne sich in den Vordergrund zu drängen. Norm Architects haben sich für natürliche Materialien entschieden, um eine einladende Atmosphäre zu schaffen. In der Lounge nehmen Gäste auf gepolsterten Möbeln Platz, um auf das kulinarische Erlebnis vorbereitet zu werden.
Im Restaurant spiegelt Tableware aus grob geformter Keramik, schwerem Naturstein und Holz – alles in dunklen, erdigen Tönen – die raue Schönheit des Hardangerfjords wider. Besondere Designelemente sind tragbare Leuchten, maßgefertigte Teppiche und eigens entworfene Servicestationen. Die Kombination aus funktionalem Design und handwerklichen Details bindet die Gäste sowohl visuell als auch haptisch ein.
Architektur mit Suspense
Teil der Architektur von Kvorning Design und Creative Technologies ist das offene Raumkonzept. Um dem Raum eine für die Gäste behaglichere Atmosphäre zu verleihen, haben Norm Architects das Restaurant mit Wänden und Raumteilern versehen, die unterschiedlich intime Bereiche voneinander abtrennen. Dadurch entstehen räumliche Hierarchien, die die Gäste dazu einladen, das Restaurant Stück für Stück zu erkunden. Norm Architects wollen so die Neugier wecken und das Erlebnis intensivieren.
Ob man Feinschmecker ist, der nachhaltige Gaumenfreuden liebt, oder einfach jemand, der sich schon immer gefragt hat, wie es wohl wäre, in einem riesigen Fischauge zu speisen – Iris bietet dem immer anspruchsvoller werdenden Publikum Superlative. Schwimmend eingebettet in die spektakuläre Landschaft des Hardangerfjords ist dieses Restaurant mehr als nur ein Gourmettempel: Es ist ein Abenteuer, ein Architekturexperiment und eine Ode an die nordische Natur.
FOTOGRAFIE Jonas Bjerre-Poulsen & Restaurant Iris
Jonas Bjerre-Poulsen & Restaurant Iris