Die glorreichen Siebziger
Trattoria del Ciumbia von Dimorestudio in Mailand
Die Via Fiori Chiari ist auf dem kulinarischen Stadtplan von Mailand eine feste Adresse – dank der toskanischen „Trattoria Torre di Pisa", in der schon John F. Kennedy und Andy Warhol die berühmte Fiorentina genossen haben. Direkt gegenüber hat nun ein lombardisches Restaurant eröffnet: die von Dimorestudio gestaltete „Trattoria del Ciumbia".
Das neue Restaurant bespielt Räume an der Rückseite eines Gründerzeitbaus, den der Modedesigner und studierte Architekt Gianfranco Ferré in den Achtzigerjahren zu seinem Firmensitz umbaute. Heute nutzt ihn der neapolitanische Herrenschneider Kiton als Mailänder Repräsentanz. Ganz à la mode ist nun die Verwandlung der benachbarten Räume durch das Mailänder Innenarchitekturbüro Dimorestudio. Dessen Gründer Emiliano Salci und Britt Moran ließen sich von den traditionellen Lokalen in Brera inspirieren, wo sich in den Sechziger- und Siebzigerjahren die Mailänder Kunstavantgarde traf. Es sollte also kein steriler Raum im Dubai-Chic entstehen, sondern ein Ort mit Charakter.
Fliesen als Hingucker
An die Eingänge altmodischer Restaurants erinnert ein Kasten aus Holz und Glas, der mit Spitzenvorhängen in Augenhöhe verhangen ist. Er bildet eine visuelle Barriere zwischen Interieur und Straße – und versorgt den ersten Speiseraum mit Tageslicht. Zum Aperitif geht es an einen maßgefertigten Zinntresen. In diesen sind aus Messing gearbeitete Vitrinen eingelassen, in denen bemalte Teller präsentiert werden. Im zweiten Raum wurden die Wände mit Nussbaumholz vertäfelt. Maßgefertigte Bodenfliesen in den Farben Milch, Senfgelb, Leberrot, Opium, Tenebraschwarz und Sumpfgrün ziehen die Blicke auf sich.
Abstieg zum Absacker
Wer die Treppe hinabsteigt ins Untergeschoss, wird auf halber Höhe von einer Leuchtschrift „Disco Club“ begrüßt. Dort dürfen die Gäste einen Absacker genießen, ohne das Lokal wechseln zu müssen, was in Italien keine Selbstverständlichkeit ist. Auf einer gepolsterten Sofabank nimmt man Platz, die Giova-Tischleuchte von Gae Aulenti spendet atmosphärisches Licht. Ein Bullauge in einer Stahltür gibt den Blick auf eine perfekt bestückte Bar frei. Die Musik? Siebziger und Achtziger, was sonst?
FOTOGRAFIE Paola Pansini Paola Pansini
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