Mit OMA baden gehen
Ein Resort auf Bali von Office for Metropolitan Architecture, das sich nicht abschirmt
Auf Bali wagt das Office for Metropolitan Architecture (OMA) ein Experiment: Das Hotel Potato Head Studios soll mehr als Eskapismus unter Palmen bieten. Mit einem offenen Raumgefüge soll die Interaktion zwischen Gästen und Einheimischen gleichermaßen beflügelt werden.
Strandresorts folgen zumeist einem simplen Prinzip: Sie schotten sich von der Straße ab und richten sämtliche Räume zum Meer aus. Wer an die Wellen will, muss eine Buchung vorweisen. Alle anderen müssen draußen bleiben. Einen ungewöhnlichen Weg hat das Office for Metropolitan Architecture (OMA) mit Potato Head Studios eingeschlagen. Das erste Hotelprojekt der Niederländer bedient die Typologie des Hofhauses – jedoch mit einem großen Unterschied: Das Volumen ist mit Pfeilern um ein Stockwerk über den Boden angehoben, damit die Landschaft darunter hindurch fließen kann: als durchgehende Passage von der Straße hinein in den Hof und geradewegs weiter zum Pool-Bereich und Strand.
Programmatische Mixtur
„Das Wesentliche von Bali ist die Interaktion zwischen unterschiedlichen Kulturen. Unser Entwurf umfasst private Gästezimmer und Einrichtungen, doch ebenso öffentliche Räume, die zu einem Austausch zwischen verschiedenen Arten von Nutzern ermuntern“, sagt OMA-Projektleiter David Gianotten. Die auf Abschirmung getrimmte Resort-Typologie soll nicht einfach bedient, sondern gezielt unterwandert werden. Der Investor war diesbezüglich weder unaufmerksam noch hat er sich von den Architekten etwas aufdrängen lassen. Er hat sie genau mit diesem Anliegen ausgesucht. „OMA sind dafür bekannt, öffentliche Räume wie Museen oder Institutionen zu bauen. Und genau das war unsere Idee: eine Art kulturelle Institution zu gründen, die das Öffentliche und Private ebenso vermischt wie Gäste und Einheimische, wie Zukunftsdenken und altehrwürdiges Handwerk“, sagt Ronald Akili, Gründer der Hotelkette Potato Head, die Häuser in Hongkong, Singapur und auf Bali betreibt.
Zentraler Treffpunkt
Der OMA-Entwurf definiert einen quadratischen, zweigeschossigen Ring, der die 168 Zimmer und Suiten ebenso aufnimmt wie einen Veranstaltungsbereich, ein Aufnahmestudio, verschiedene Restaurants sowie eine öffentlich zugängliche Dachterrasse mit Sonnenliegen und Sunset-Bar. Den Mittelpunkt bildet der Hof, der für verschiedene Aktivitäten genutzt werden soll – von Kultur, Freizeit bis Sport. Zum Hof sind auch die Korridore ausgerichtet, von denen aus die Zimmer und Suiten erschlossen werden.
Die räumliche Verbindung wird nicht durch Glasscheiben, sondern durch offenes Mauerwerk erzeugt. Die Ziegel sind eigens für das Hotel von Kunsthandwerkern auf Bali angefertigt worden. Sie werden von quadratischen, dreieckigen und runden Öffnungen durchbrochen, die den Fassaden ein unregelmäßig changierendes Muster geben. Am Tag fangen die Ziegel das Sonnenlicht ab, bevor es in die Innenräume dringt. In den Abendstunden wandern spannungsvolle Licht- und Schattenspiele an den Innenwänden und Zimmertüren entlang.
Interieur als Städtebau
Die Dorf-Metapher überträgt sich auf die Inneneinrichtung. Die Wohnfunktionen sind einzelnen Kuben zugewiesen, aus lokalem Holz gefertigt und in ihrer Höhe variierend. Die Bett-, Sofa-, Badewanne- und Regalkuben sind so platziert, dass gleichbreite „Straßen“ durch dieses miniaturisierte Hausgefüge hindurchführen. Kleiderschrank, Dusche und Toilette werden ebenfalls von hölzernen Kuben eingefasst, die deutlich größer bemessen sind. Sie reichen vom Boden zur Decke hinauf und trennen – mitsamt einer zentral platzierten Tür – die Zimmer von den Korridoren ab.
Kulturelle Brücken werden bei der Ausstattung geschlagen. Die Badelatschen sind aus Kokosnuss-Schalen und gewobenen Palmenblättern gefertigt. Shampoo, Seife und Badesalz basieren auf rein natürlichen Zutaten und werden auf Bali produziert. Die Baumwollbademäntel stammen aus der Feder der britischen Designerin Faye Toogood. Aus Bambus und recyceltem Plastik hergestellte Stühle sind ebenso vom Londoner Designer Max Lamb entworfen wie Glas- und Keramikobjekte auf der Basis von Vulkangestein. Doch so ungewohnt sich das Hotel an vielen Stellen gibt: In allen Zimmern führen bodentiefe Schiebefenster hinaus auf die Balkone mit Blick aufs Meer. OMAs Resort-Revolte gibt sich plötzlich ganz konventionell.
FOTOGRAFIE Kevin Mak / OMA
Kevin Mak / OMA