Projekte

Mit OMA baden gehen

Ein Resort auf Bali von Office for Metropolitan Architecture, das sich nicht abschirmt

Auf Bali wagt das Office for Metropolitan Architecture (OMA) ein Experiment: Das Hotel Potato Head Studios soll mehr als Eskapismus unter Palmen bieten. Mit einem offenen Raumgefüge soll die Interaktion zwischen Gästen und Einheimischen gleichermaßen beflügelt werden.

von Norman Kietzmann, 19.02.2020

Strandresorts folgen zumeist einem simplen Prinzip: Sie schotten sich von der Straße ab und richten sämtliche Räume zum Meer aus. Wer an die Wellen will, muss eine Buchung vorweisen. Alle anderen müssen draußen bleiben. Einen ungewöhnlichen Weg hat das Office for Metropolitan Architecture (OMA) mit Potato Head Studios eingeschlagen. Das erste Hotelprojekt der Niederländer bedient die Typologie des Hofhauses – jedoch mit einem großen Unterschied: Das Volumen ist mit Pfeilern um ein Stockwerk über den Boden angehoben, damit die Landschaft darunter hindurch fließen kann: als durchgehende Passage von der Straße hinein in den Hof und geradewegs weiter zum Pool-Bereich und Strand.

Programmatische Mixtur
„Das Wesentliche von Bali ist die Interaktion zwischen unterschiedlichen Kulturen. Unser Entwurf umfasst private Gästezimmer und Einrichtungen, doch ebenso öffentliche Räume, die zu einem Austausch zwischen verschiedenen Arten von Nutzern ermuntern“, sagt OMA-Projektleiter David Gianotten. Die auf Abschirmung getrimmte Resort-Typologie soll nicht einfach bedient, sondern gezielt unterwandert werden. Der Investor war diesbezüglich weder unaufmerksam noch hat er sich von den Architekten etwas aufdrängen lassen. Er hat sie genau mit diesem Anliegen ausgesucht. „OMA sind dafür bekannt, öffentliche Räume wie Museen oder Institutionen zu bauen. Und genau das war unsere Idee: eine Art kulturelle Institution zu gründen, die das Öffentliche und Private ebenso vermischt wie Gäste und Einheimische, wie Zukunftsdenken und altehrwürdiges Handwerk“, sagt Ronald Akili, Gründer der Hotelkette Potato Head, die Häuser in Hongkong, Singapur und auf Bali betreibt.

Zentraler Treffpunkt
Der OMA-Entwurf definiert einen quadratischen, zweigeschossigen Ring, der die 168 Zimmer und Suiten ebenso aufnimmt wie einen Veranstaltungsbereich, ein Aufnahmestudio, verschiedene Restaurants sowie eine öffentlich zugängliche Dachterrasse mit Sonnenliegen und Sunset-Bar. Den Mittelpunkt bildet der Hof, der für verschiedene Aktivitäten genutzt werden soll – von Kultur, Freizeit bis Sport. Zum Hof sind auch die Korridore ausgerichtet, von denen aus die Zimmer und Suiten erschlossen werden.

Die räumliche Verbindung wird nicht durch Glasscheiben, sondern durch offenes Mauerwerk erzeugt. Die Ziegel sind eigens für das Hotel von Kunsthandwerkern auf Bali angefertigt worden. Sie werden von quadratischen, dreieckigen und runden Öffnungen durchbrochen, die den Fassaden ein unregelmäßig changierendes Muster geben. Am Tag fangen die Ziegel das Sonnenlicht ab, bevor es in die Innenräume dringt. In den Abendstunden wandern spannungsvolle Licht- und Schattenspiele an den Innenwänden und Zimmertüren entlang.

Interieur als Städtebau
Die Dorf-Metapher überträgt sich auf die Inneneinrichtung. Die Wohnfunktionen sind einzelnen Kuben zugewiesen, aus lokalem Holz gefertigt und in ihrer Höhe variierend. Die Bett-, Sofa-, Badewanne- und Regalkuben sind so platziert, dass gleichbreite „Straßen“ durch dieses miniaturisierte Hausgefüge hindurchführen. Kleiderschrank, Dusche und Toilette werden ebenfalls von hölzernen Kuben eingefasst, die deutlich größer bemessen sind. Sie reichen vom Boden zur Decke hinauf und trennen – mitsamt einer zentral platzierten Tür – die Zimmer von den Korridoren ab. 

Kulturelle Brücken werden bei der Ausstattung geschlagen. Die Badelatschen sind aus Kokosnuss-Schalen und gewobenen Palmenblättern gefertigt. Shampoo, Seife und Badesalz basieren auf rein natürlichen Zutaten und werden auf Bali produziert. Die Baumwollbademäntel stammen aus der Feder der britischen Designerin Faye Toogood. Aus Bambus und recyceltem Plastik hergestellte Stühle sind ebenso vom Londoner Designer Max Lamb entworfen wie Glas- und Keramikobjekte auf der Basis von Vulkangestein. Doch so ungewohnt sich das Hotel an vielen Stellen gibt: In allen Zimmern führen bodentiefe Schiebefenster hinaus auf die Balkone mit Blick aufs Meer. OMAs Resort-Revolte gibt sich plötzlich ganz konventionell. 

Facebook Twitter Pinterest LinkedIn Mail
Links

Projekt

Potato Heads Studio

www.potatohead.co

Projektarchitekten

www.oma.eu

Mehr Projekte

Wohnliche Aussichtstürme

Elva Hotel in Norwegen von Mange Bekker Arkitektur

Elva Hotel in Norwegen von Mange Bekker Arkitektur

Naturnähe mit Stil

Hotelneubau Luisenhöhe im Schwarzwald von geis & bratner

Hotelneubau Luisenhöhe im Schwarzwald von geis & bratner

Black Box im Schneefeld

Berghütte mit Hauspiste von ADR im tschechischen Riesengebirge

Berghütte mit Hauspiste von ADR im tschechischen Riesengebirge

Refugium der Ruhe

Asketisches Interieur von Neri&Hu im Artyzen-Hotel Shanghai

Asketisches Interieur von Neri&Hu im Artyzen-Hotel Shanghai

Ruf der Wildnis

Holzhäuser Territoire Charlevoix von Atelier L’Abri in Kanada

Holzhäuser Territoire Charlevoix von Atelier L’Abri in Kanada

Eleganter Industriecharme

H4 Hotel Wyndham Paris Pleyel Resort von Axel Schoenert Architectes

H4 Hotel Wyndham Paris Pleyel Resort von Axel Schoenert Architectes

Stil und Stille

Die Verwandlung eines ehemaligen Klosters zum Aparthotel

Die Verwandlung eines ehemaligen Klosters zum Aparthotel

Geschichte unterm Weichzeichner

Lobby und Café für ein Apartmenthaus in Berlin-Mitte von loeserbettels

Lobby und Café für ein Apartmenthaus in Berlin-Mitte von loeserbettels

Das Hotelexperiment

MM:NT Berlin Lab in Mitte von ACME und BWM

MM:NT Berlin Lab in Mitte von ACME und BWM

Tanzen mit OMA

Nachtclub Klymax auf Bali in Kooperation mit DJ Harvey

Nachtclub Klymax auf Bali in Kooperation mit DJ Harvey

Hollywood trifft Handwerkskunst

Kelly Wearstler hat das neue Proper Hotel in Los Angeles gestaltet

Kelly Wearstler hat das neue Proper Hotel in Los Angeles gestaltet

Disko unterm Fresko

Umbau einer Villa am Comer See durch J. Mayer H.

Umbau einer Villa am Comer See durch J. Mayer H.

Rohbau unter Palmen

Das Boutiquehotel Nico im mexikanischen Surferort Sayulita von Hybrid und Palma

Das Boutiquehotel Nico im mexikanischen Surferort Sayulita von Hybrid und Palma

Moderner Barock

Kunst- und Designhotel in Berching von Atelier Dimanche

Kunst- und Designhotel in Berching von Atelier Dimanche

Zurück in die Zukunft

Umbau und Erweiterung des Traditionshotels Zum Hirschen in Salzburg

Umbau und Erweiterung des Traditionshotels Zum Hirschen in Salzburg

Landlust im Plattenbau

Unkonventionelles Fe­ri­en­haus Palais Brut in Müncheberg

Unkonventionelles Fe­ri­en­haus Palais Brut in Müncheberg

Moderne Badkultur

Das Royal in Bad Füssing wird von Zeilberger + Hartl Architekten umgebaut

Das Royal in Bad Füssing wird von Zeilberger + Hartl Architekten umgebaut

Raum für Gäste und Gewächse

Hotel-Restaurant Steirereck am Pogusch von PPAG architects

Hotel-Restaurant Steirereck am Pogusch von PPAG architects

Paradis in Ostende

Kuratiertes Kunst- und Designapartment

Kuratiertes Kunst- und Designapartment

Inspirierender Ort für alle

Designhotel EmiLu in Stuttgart von blocher partners

Designhotel EmiLu in Stuttgart von blocher partners

Das offene Haus

Eklektisches Boutiquehotel und Kunstrefugium in der Toskana

Eklektisches Boutiquehotel und Kunstrefugium in der Toskana

Hüttenflair statt Alpenkitsch

Wellnesshotel Amrai Suites im Montafon

Wellnesshotel Amrai Suites im Montafon

Unikate aus Titan-Stahl

Bette stattet die Bäder im Hotel Wilmina aus

Bette stattet die Bäder im Hotel Wilmina aus

Skandinavien im Unterallgäu

Umbau eines Bauernhofs in moderne Ferienwohnungen

Umbau eines Bauernhofs in moderne Ferienwohnungen

Zirkuläres Wellnesshotel

OLM Nature Escape in Südtirol von Andreas Gruber Architekten

OLM Nature Escape in Südtirol von Andreas Gruber Architekten

Karaoke in der Chrom-Rakete

Ein Wohnwagen-Quintett von Daisuke Motogi

Ein Wohnwagen-Quintett von Daisuke Motogi

Locke lockt

(Apart-)Hotel von Grzywinski+Pons an der Spree in Berlin

(Apart-)Hotel von Grzywinski+Pons an der Spree in Berlin

Chalet mal anders

Minimalistisches Berghotel in Südtirol von Martin Gruber

Minimalistisches Berghotel in Südtirol von Martin Gruber

Aufwachen im Schnee

Ferienhaus bei Oslo von Fjord Arkitekter

Ferienhaus bei Oslo von Fjord Arkitekter

Maritime Farbwelten

Neugestaltung der Bäder im 25hours Hotel Hamburg HafenCity von Stephen Williams Associates

Neugestaltung der Bäder im 25hours Hotel Hamburg HafenCity von Stephen Williams Associates