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Bitte nicht still sitzen!

Bewegungsförderung als Hauptaufgabe eines guten Bürostuhls

Das Sitzen ist die typische Körperhaltung der modernen Welt. Mehr als neun Stunden verbringen Deutsche pro Tag in dieser Haltung. Da bleibt die Frage nicht aus: Worauf müssen wir achten, damit der Aufenthalt im Büro so gesund wie möglich gestaltet wird? Ein Plädoyer für eine bessere Sitzkultur vom Möbelhersteller Wilkhahn.

von Wilkhahn, 16.09.2024

Der Wandel von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft geschah größtenteils im Sitzen. Die Bildschirmarbeit zwingt uns heute in eine der häufigsten Arbeitspositionen der ersten Welt. Europäische Büroarbeiter*innen verbringen durchschnittlich 80.000 Stunden sitzend am Arbeitsplatz. Dazu kommen die „Zweit- und Drittarbeitsplätze“ in Konferenz- und Schulungsräumen, Projekträumen sowie Pausen- und Aufenthaltszonen.

Die volks- und betriebswirtschaftlichen Schäden durch sitzbedingte Krankheiten gehen in die Milliarden. Dies geschieht, obwohl die Zusammenhänge zwischen Sitzen und Haltungsschäden seit über hundert Jahren bekannt sind und die Bürostuhlindustrie seit mindestens dreißig Jahren angeblich gesunde Bürostühle entwickelt. Mit Ergonomie-Innovationen versucht man, die beiden Hauptnachteile des Sitzens zu kompensieren: die einseitige Belastung der Wirbelsäule und die Folgen des Stillsitzens.

Einfach mal die Muskeln spielen lassen
Doch nicht das Sitzen selbst, sondern vor allem das lange Stillsitzen ist ungesund – und so wirken die Ergonomiediskussionen, bei denen die Befürworter*innen eines kyphotischen Fläzens (Rundrücken) mit denen einer lordotischen (aufrechten) Sitzhaltung streiten, reichlich absurd. Zumal sich renommierte Ergonom*innen und Gesundheitswissenschaftler*innen einig sind: Das A und O zur Krankheitsprävention ist regelmäßige Bewegung. Denn der menschliche Körperbau und seine komplexen Stoffwechselfunktionen benötigen dynamische Muskelarbeit, um den Organismus zu versorgen.

Belastungen für Körper und Geist
Heutige Bürostühle verschärfen oft das Problem: „Sitzmaschinen“ mit zahlreichen Hebeln und Mechaniken suggerieren eine ideale Sitzhaltung. Doch diese Vielfalt wirkt kontraproduktiv. Stühle, die an biomorphe Skulpturen, medizinische Geräte oder Skelettstrukturen erinnern, passen nicht in unsere Arbeitswelt. Ihre Kompliziertheit hindert uns daran, die ergonomischen Vorteile zu nutzen. Oder sie fördern sogar statische Haltungen. Zudem erhöht ihre Komplexität die Reizüberflutung und verhindert einen natürlichen Zugang zum Sitzen. Statt Orientierung, Ruhe und Klarheit zu bieten, schaffen sie visuelles Chaos und verstärken die wahrgenommenen Gesundheitsrisiken des Sitzens.

Unnötig komplizierte Bürostühle
Wie also vermeidet man, dass geistige Konzentration die körperliche Beweglichkeit beeinträchtigt? Dass der Wohlstand der Zivilisation mit physischen Schmerzen und steigenden Gesundheitskosten erkauft wird? Dass der Reiz einer vielfältigen Welt in eine Reizüberflutung umschlägt, die mehr belastet als beflügelt? Unser Arbeitsleben ist kompliziert genug, deshalb sollte das Sitzen im Büro so einfach wie möglich sein. Stühle mit klaren Linien bieten dem Auge Ruhe und Orientierung. Die vertikalen Flächen mancher Rückenlehnen sind oft zu dominant und wirken irritierend, besonders in Team-, Gruppen- oder Großraumbüros. Weniger Form- und Materialvielfalt bei Gestell und Mechaniken bedeutet mehr Wohlbefinden und Entlastung.

Einfache ergonomische Unterstützung
Die Anforderungen im Büro sind heute komplexer denn je. Umso wichtiger ist es, sich nicht zusätzlich den Kopf über die richtige Einstellung des Stuhls zerbrechen zu müssen. Untersuchungen zeigen, dass nur ein Bruchteil der Büroangestellten alle Einstellmöglichkeiten des Stuhls kennt und richtig nutzt. Deshalb sind eine selbsttätige, ergonomische Anpassung und ein „automatischer“ Haltungswechsel entscheidend, um Sitzkrankheiten vorzubeugen. Elastische Materialien können sich dem Körper anpassen und ihn stützen. Geräumige Sitz- und Rückenausformungen erlauben viele verschiedene Sitzhaltungen: Lümmeln, Aufrechtsitzen oder Quersitzen. Sehr hilfreich ist auch eine Synchronautomatik, die den Körper in jedem Öffnungswinkel in Balance hält, sodass minimale Gewichtsverlagerungen und Bewegungen genügen, um einen Haltungswechsel herbeizuführen – ohne Tasten- oder Hebeldruck.

Aber reicht das zweidimensionale Beugen und Strecken des Rumpfes bei längerem Sitzen aus? Die biomechanische Analyse zeigt, dass vor allem dreidimensionale Hüftbewegungen das Muskel- und Skelettsystem aktivieren. Um eine gestützte sowie dreidimensionale Beweglichkeit zu ermöglichen, hat Wilkhahn in Zusammenarbeit mit Gesundheits- und Sportwissenschaftlern die Trimension® entwickelt. Drehstühle wie ON, IN und AT fördern damit auch seitliche und freie Rotationsbewegungen der Hüfte durch flexible Bewegung und Neigung der Sitzschale und Rückenlehne.

Komfortable und intuitive Bedienung
Kein Bürostuhl kommt jedoch ganz ohne Einstellungen aus. Menschen wachsen „aus der Mitte“ heraus, daher unterscheiden sich die besonders zu stützenden Lendenwirbelbereiche kaum. Die Sinnhaftigkeit von höhen- oder tiefeneinstellbaren Lordosestützen ist daher fraglich. Dagegen gibt es bei Bein- und Oberkörperlängen, Körpergewicht und Hebellängen erhebliche Unterschiede. Sitzhöhe und Gegendruck der Rückenlehne sollten individuell einstellbar sein. Ob die Sitzhöhe und der Gegendruck der Rückenlehne in der Praxis richtig eingestellt werden, hängt davon ab, wie griffgünstig und selbsterklärend die Einstellmechanik ist. Dies gilt umso mehr, wenn durch neue Bürokonzepte wie Desksharing oder non-territoriale Büroformen der „Stuhlwechsel“ zur Regel wird. Wenn zusätzliche Einstellfunktionen für Rückenlehnenhöhe oder Sitztiefe angeboten werden, sollten sie intuitiv bedienbar sein. Sonst werden sie nicht genutzt.

Investitionen, die sich lohnen
Bewegung fördern – das ist die Hauptaufgabe eines guten Bürostuhls. Er muss den steten Wechsel zwischen Konzentration und Entspannung unterstützen. Dafür braucht es robuste Materialien, widerstandsfähige Oberflächen und durchdachte Konstruktionen. Die Entscheidung für billige Bürostühle wird am Ende teuer bezahlt. In Deutschland summieren sich die Kosten für Rückenerkrankungen, bestehend aus Behandlungskosten (AOK Gesundheitsatlas 2022) sowie volkswirtschaftlichen Kosten durch Produktionsausfälle und Produktivitätsverluste (baua 2021), jährlich auf über 40 Milliarden Euro. Rückenschmerzen sind im Büro die häufigste Ursache für lange Fehlzeiten. Ein Krankentag kostet im Schnitt 500 Euro, wenn man den bezahlten Arbeitsausfall und die Vertretungskosten einrechnet. Zwei Krankheitstage kosten bereits mehr als ein hochwertiger Bürostuhl. Ein Preisunterschied von 200 Euro bei einem guten Sitzmöbel macht auf zehn Jahre gerechnet pro Arbeitstag nur 10 Cent aus – weniger als der betriebliche Zuschuss für eine Tasse Kaffee. Wer am Bürostuhl spart, spart definitiv an der falschen Stelle.

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Wilkhahn

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