Das Büro als Wohlfühlort
Vier Designstudios geben Tipps für ein stimmiges Office-Konzept
Was macht das Büro zu einem Ort des Wohlbefindens? Als Basis für mehr Wellbeing am Arbeitsplatz kann ein innenarchitektonisches Konzept dienen, das viele verschiedene Aspekte miteinander verbindet und in Einklang bringt. Wir haben uns mit den Expert*innen von Ippolito Fleitz, Ester Bruzkus Architekten, Seel Bobsin Partner und Studio Hanne Willmann unterhalten, die spannende Tipps parat haben und Einblicke in ihre Planungsansätze geben.
Büros und Firmenzentralen sollen heute eine ebenso funktionale wie inspirierende Arbeitsatmosphäre schaffen und auch zeigen, für welche Werte ein Unternehmen steht. Im besten Falle ist eine Arbeitsumgebung so motivierend, dass sich Mitarbeitende freuen, morgens in ihr gut gestaltetes Büro zu gehen. Was es zu einem Wohlfühlort macht, der den Teamgeist stärkt, ist aber nicht nur ein originell umgenutztes Industriegebäude oder ein spektakulärer Neubau, sondern ein insgesamt stimmiges Interiordesign-Konzept, das viele Faktoren berücksichtigt.
Ruhe, gutes Licht und besondere Details
Die Basis für eine angenehme Büroeinrichtung sind klug geplante Grundrisse, die Wege optimieren und Kommunikation ebenso wie Ruhe im Raum fördern. Das Konzept sollte soziale Zonen und Plätze für informelle Meetings beinhalten, aber auch attraktive Rückzugsorte einplanen, die räumlich und akustisch abgeschirmt sind. Durch die Wahl eines schalldämmenden Bodenbelags, gepolsterte Möbel und akustisch wirksame Elemente kann die Raumakustik der Bürolandschaft positiv beeinflusst werden. Harmonisch aufeinander abgestimmte Farbwelten, die vom Corporate Design eines Unternehmens abgeleitet sein können, wohnliche Einrichtungsgegenstände und originelle Objekte runden das Bild ab. Zum Wellbeing im Büro gehören zudem die Nutzung von Tageslicht und eine stimmungsvolle Allgemeinbeleuchtung, die von blendfreien Arbeitsleuchten unterstützt wird. Ergonomische Bürostühle und höhenverstellbare Tische sollten bei der Raumausstattung als Selbstverständlichkeit angesehen werden, ebenso wie umweltfreundliche und für die Gesundheit unschädliche Materialien.
Wellness durch Grünpflanzen und Bewegung
„Arbeitswelten müssen heute vielfältige und lebendige Orte sein, die für jede Tätigkeit und jeden Arbeitsstil die optimale Umgebung bieten“, sagt Christian Kirschenmann, Studio Director Workplace der Ippolito Fleitz Group. „Kommunikation und Kollaboration spielen eine große Rolle.“ Um ein persönliches Wohlbefinden zu ermöglichen, seien wiederum Bereiche für Konzentration und Kontemplation wichtig. Gerade Open-Space-Offices brauchen eine hervorragende Raumakustik und ausreichend Rückzugsorte. Zudem verbessern Pflanzen das Raumklima, sie können nachweislich zu weniger Krankenstand beitragen. „Und immer mehr Unternehmen animieren ihre Mitarbeitenden mit Yoga- oder Fitnessräumen und Playgrounds zu körperlicher Aktivität während der Arbeit.“ Die genannten Ansätze seien wichtige Zeichen der Wertschätzung und Ausdruck der Unternehmenskultur, so Kirschenmann.
Wohnlich gestaltete Räume als persönliche Anerkennung
Den wertschätzenden Aspekt betonen auch Ester Bruzkus und Peter Greenberg, Partner von Ester Bruzkus Architekten. „Das Gefühl von Wohlbefinden kann entstehen, wenn Mitarbeitende spüren, dass sie ihrem Arbeitgeber einen gut gestalteten Arbeitsplatz wert sind.“ Beide beobachten in der modernen Bürogestaltung zunehmend die Einbeziehung von Bereichen, „die an komfortable Wohnräume erinnern, ähnlich wie in stilvollen Hotels, in denen Menschen bequem arbeiten können.“ Büros sollten räumliche Optionen für formelles oder entspanntes Arbeiten bieten, Zonen mit verschiedenen Atmosphären und kleine sowie große Räume, in denen man sich zurückziehen oder unterhalten kann.
Kommunikation und Konzentration unterstützen
„Entscheidend für einen attraktiven Arbeitsplatz ist seine hohe Flexibilität und strukturelle Fähigkeit, unterschiedlichste Formen der Kommunikation und Konzentration zu ermöglichen“, stellen auch Kim Marc Bobsin und Gunnar Seel von Seel Bobsin Partner fest. Das gelte gleichermaßen für Homeoffices und Co-Working-Spaces wie für klassische Büros in Firmengebäuden. Das Wohlbefinden innerhalb eines Raums werde zumeist über individuelle Emotionen gesteuert und subjektiv bewertet, ergänzen die Hamburger Architekten. „Daher sollten Einflüsse wie beispielsweise Licht, Akustik, Ergonomie, Farbe und Material intensiv und gezielt aufeinander abgestimmt und geplant werden.“
Emotionale Anforderungen an das Arbeitsumfeld
Wenn man einer KI die Frage „Was trägt zum Wohlbefinden am Arbeitsplatz bei?“ stellt, würden vor allem rationale Gründe aufgelistet, gibt die Designerin Hanne Willmann zu bedenken. Nicht erwähnt werde das ganze Spektrum emotionaler Faktoren: „Wie fühle ich mich als Person in dieser räumlichen Umgebung? Wie ist die Wechselwirkung zwischen mir und den Objekten? Welche sensorischen Erfahrungen mache ich und was lösen sie in mir aus?“ Insbesondere die Bedürfnisse von Frauen für ein ansprechendes, komfortables und inspirierendes Arbeitsumfeld seien bisher weniger beachtet worden. Diese emotionalen Anforderungen könnten etwa durch „weiche Linien, eine sinnliche Anmutung und ergonomischen, jedoch nicht technisch wirkenden Komfort“ erfüllt werden.