Neue Ufer?
Best-of Ambiente 2025

Die Ambiente ist weltweit führend im Bereich Konsumgüter. Impulse für das Möbeldesign waren bisher eher zurückhaltend. Mit neuen Schwerpunkten wie dem Fokusareal Interior Looks bei der Messe 2025 soll sich das ändern. Ein Blick auf die Highlights, neue Talente und Fabian Freytags opulenten Ausstellungspavillon Shades of Space.
Interior Looks: Ein neuer Fokus auf Möbeldesign
Mit dem Premiummarkenareal Interior Looks rückte die Ambiente 2025 erstmals gezielt Interiordesigner*innen, Innenarchitekt*innen und Objektausstatter*innen in den Fokus. Die Sonderschau griff das Leitthema Hospitality auf, um Möbeldesign prominenter zu platzieren. Gezeigt wurde eine kuratierte Auswahl traditionsreicher deutscher Hersteller, darunter Bielefelder Werkstätten, Signet und Rodam. Letzterer präsentierte Neuheiten wie den Säulentisch Hana, die Sitzmöbel Maru und Sola sowie den tropfenförmigen Couchtisch Enya. Raasch beeindruckte mit hochwertigen Leuchten, die dank eines raffinierten Magnet-Mechanismus flexibel verstellbar sind.
„Die Resonanz ist überwältigend“, resümiert Bernd Schellenberg, der das Fokusareal kuratiert hat. Auch wenn die Hoffnung besteht, dass die imm cologne nach ihrem Ausfall 2024 bald zurückkehrt, sieht Schellenberg in Frankfurt eine Chance, eine Lücke in der deutschen Interior-Messelandschaft zu schließen: „Die Ambiente ist eine Konsumgütermesse. Ich habe mich immer gewundert, warum nicht mehr Möbel vertreten waren – schließlich sind auch sie Konsumgüter. Gerade im Hospitality-Bereich könnte sich Frankfurt als Adresse etablieren, denn in diesem Segment ist Köln klassischerweise unterrepräsentiert.“
Die Sonderschau wurde als luxuriöse Shopping-Meile inszeniert – inspiriert von der Champs-Élysées. „Die Atmosphäre ist großzügig, aber die Allee noch zu kurz. Unser Ziel ist es, sie auf die gesamte Länge der Messehalle auszudehnen – vielleicht schon 2026“, so Schellenberg optimistisch.
Future of Work: Arbeitswelten im Wandel
Das Innovationsareal Future of Work 2025 setzte starke Impulse für die Gestaltung zukunftsweisender Arbeitsumgebungen. Die Berliner MTTR Architekten + Stadtplaner entwickelten eine 406 Quadratmeter große Installation, die sich mit den Herausforderungen einer hybriden Arbeitswelt beschäftigte. Ein weißes Gerüst mit Spiegeleffekten und aufgelösten Wandflächen spielte mit der Wahrnehmung und visualisierte die Flüchtigkeit digitaler Räume sowie die zunehmende Verschmelzung von Realität und Virtualität. Ein zweitägiges Vortragsprogramm thematisierte die Instabilitäten der modernen Arbeitswelt.
Das Areal war mit innovativen Büro- und Hospitality-Möbeln ausgestattet, darunter Produkte von Wilkhahn, BoConcept, Luceplan und Aeris. Auch der Akustikspezialist Hey-Sign präsentierte hier seine Neuheit: ein Akustikwandbild im Rechteckformat, dessen grafische Gestaltung in Gelb, Grau und Schwarz an abstrakte Kunst erinnert.
Talents: Junge Designer*innen im Rampenlicht
International wurde es in der Talents-Schau, die Nachwuchsdesigner*innen eine Bühne bot. Lotte Schoots stellte mit I Spy eine außergewöhnliche Statement-Bank vor, die traditionelle Holzmalerei mit gerundeten Oberflächen kombiniert. Inspiriert von Edelsteinschliffen, erzeugt das Design eine täuschend echte Tiefenillusion und hinterfragt gängige Holzimitate.
Teun Zwets präsentierte seine Splitting Collection: Stühle, Tische und Sideboards aus gespaltenem Douglasienholz, das mit glänzendem Kunstharz überzogen wurde. Die Maserung, mit gehärtetem Lack getränkt, verleiht den Stücken eine fast flüssige Optik. Trotz identischer Formate macht die grobe Holzspaltung jedes Stück zum Unikat.
Fabian Freytag: Shades of Space
Ein weiteres Highlight war die Sonderpräsentation The Lounge – Shades of Space, mit der Fabian Freytag, ernannt zum Ambiente Designer 2025, festgefahrene Vorstellungen von Hospitality herausfordern wollte: „Shades of Space ist ein Statement gegen die austauschbaren, seelenlosen Designs, die allzu oft Hotels, Bars und Lounges bestimmen“, erläutert der Architekt. Sein Entwurf bestand aus drei Elementen: einer Bar, einem Verkaufsstand und einem Ausstellungspavillon. Letzterer war durch schwere Vorhänge aus farbigem Bühnenmolton in intime Kammern unterteilt.
Jeweils acht davon reihten sich links und rechts eines langen Flurs aneinander. Die Vorhänge wurden mit dicken Seilen, wie man sie aus dem Sportunterricht kennt, kunstvoll gerafft. So entstand eine beeindruckende Enfilade, die sich durch Spiegel an den Enden optisch ins Unendliche zu erstrecken schien. Die opulente Szenerie rief vielfältige Assoziationen hervor: ein Suk, ein Theater, ein Nachtclub? „Ich hinterfrage mit meinem Entwurf Tendenzen, die wir aktuell überall im Interior-Bereich sehen: Privatheit, Rückzug, privilegierte Opulenz. Ich möchte Besucher zum Entdecken anregen und das Voyeurhafte in ihnen aktivieren“, ordnet Freytag sein Konzept ein.
Doch das eigentliche Erlebnis offenbarte sich erst beim Passieren der Kammern: Jede war mit Vintagemöbeln bestückt, darunter kostbare Originale von Willy Rizzo, sowie mit von Freytag kuratierten Designobjekten. Zu den Highlights gehörten gedrechselte Treasure Boxes von Museeum, prunkvolle Glasobjekte und Girandolen von Gabriela Seres und Reflections Copenhagen sowie die Re-Use-Textilien von LPJ Studios. Jede Kammer wurde anders inszeniert: mal als Esszimmer, mal als Lounge, Bar oder Orangerie, aber immer als perfekt komponiertes Stillleben. Besucher*innen bewegten sich fasziniert durch diese inszenierten Bildebenen – stets mit gezückten Smartphone-Kameras, denn hier gelang jedes Foto mühelos.
Wohin geht die Reise?
Mit dem neuen Schwerpunkt Interior Looks hat die Ambiente 2025 noch zaghaft, aber doch gezielt den Bereich Interiordesign gestärkt. Während sie bereits als führende Konsumgütermesse bekannt ist, könnte sie auch im Möbeldesignsegment Hospitality eine zunehmend bedeutende Rolle spielen. Ein Grundstein ist gelegt.
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