Mit Arne Jacobsen am Strand
Es ist Herbst. Die Blätter färben sich und eine gewisse Melancholie breitet sich aus. Genau die richtige Stimmung, um nach Klampenborg zu fahren. Klampenborg liegt ein paar Kilometer nördlich von Dänemarks Hauptstadt Kopenhagen, direkt am Øresund. Dort, am berühmten Strandvejen mit seinen kleinen Orten und Villen und bevorzugter Nobel-Wohnort der Kopenhagener, liegt ein Architektur- und Designjuwel von Arne Jacobsen (1902 – 1971): das Anfang der 1930er Jahre entworfene Seebad Bellevue mit einer dazugehörigen Wohnsiedlung, dem Bellevue-Theater, einer Reitanlage und einem Restaurant. Von hier aus genießt man einen wunderbaren Ausblick auf Strand, Meer und die schwedische Küste.
Ja es stimmt, im Herbst ist es zum Baden schon zu kalt. Dafür hat man den Strand und die Badeanlage aber auch fast ganz für sich allein. Nur ein paar waghalsige, wetterfeste Dänen genießen noch die letzten Sonnenstrahlen und schauen versonnen auf die blau-weiß gestreiften Rettungsschwimmer-Türme. Einige Sonnenhungrige legen sich auch gleich auf die hölzernen Badestege, während andere sich am breiten Sandstrand oder zwischen den Umkleidekabinen aufhalten.
Von Umkleidekabinen, gestreiften Türmchen und designten Eistüten
Die Bauaufgabe bestand darin, ein Strandbad mit Umkleidekabinen, Sanitäranlagen, Schließfach-Räumen, Kiosken, Zelten, einem Klubhaus für Kajakfahrer und Rettungsschwimmer-Türmen zu errichten. Obwohl die Anlage unter Denkmalschutz steht, ist der Erhaltungszustand marode. Weiß ist die vorherrschende Farbe, auch die der dahinter liegenden Wohnsiedlung, die sich mit Restaurant und Theater hinter dem Strand empor türmt und auch heute noch modern wirkt, insbesondere durch die horizontale Ausrichtung und geometrischen Grundformen. Der Bau der Anlage entsprang der Notwendigkeit, Umkleidemöglichkeiten für die badenden Ausflügler zu schaffen, denn allzu große Freizügigkeit der Städter am Strand wurde von den Behörden nur ungern gesehen.
Seit dem Bau der S-Bahn 1934 und der Errichtung eines Schiffspendelverkehrs von Kopenhagen nach Klampenborg ist der Ort eine beliebte Sommerfrische – auch heute fahren, radeln oder skaten viele Kopenhagener den Strandvejen entlang. Zur Errichtungszeit des Strandbades war es in einen unendgeldlichen südlichen Abschnitt und einem kostenpflichtigen nördlichen Abschnitt unterteilt. Dafür konnte man die Infrastruktur des Bades nutzen. Dieses unterschied zwischen einem Männer- und Frauen-Bereich, der aus jeweils sechs Flügeln mit je 16 Umkleidekabinen bestand. Am kurzen Ende dieser sechs Flügel war jeweils ein Duschraum mit zwei Bänken an den Seiten untergebracht. Umkleidekabinen und die in den Hang gebauten Schließfach-Räume waren aus einer verputzten Beton-Konstruktion errichtet. Jacobsen entwarf nicht nur die Architektur der Strandanlage, sondern kümmerte sich um jedes noch so kleine Entwurfsdetail: Eintrittskarten, Saison-Pässe und sogar das Eispapier, mit dem das Eis umhüllt war, das auf dem Grundstück verkauft wurde, tragen seinen Gestalter-Stempel.
Seit dem Bau der S-Bahn 1934 und der Errichtung eines Schiffspendelverkehrs von Kopenhagen nach Klampenborg ist der Ort eine beliebte Sommerfrische – auch heute fahren, radeln oder skaten viele Kopenhagener den Strandvejen entlang. Zur Errichtungszeit des Strandbades war es in einen unendgeldlichen südlichen Abschnitt und einem kostenpflichtigen nördlichen Abschnitt unterteilt. Dafür konnte man die Infrastruktur des Bades nutzen. Dieses unterschied zwischen einem Männer- und Frauen-Bereich, der aus jeweils sechs Flügeln mit je 16 Umkleidekabinen bestand. Am kurzen Ende dieser sechs Flügel war jeweils ein Duschraum mit zwei Bänken an den Seiten untergebracht. Umkleidekabinen und die in den Hang gebauten Schließfach-Räume waren aus einer verputzten Beton-Konstruktion errichtet. Jacobsen entwarf nicht nur die Architektur der Strandanlage, sondern kümmerte sich um jedes noch so kleine Entwurfsdetail: Eintrittskarten, Saison-Pässe und sogar das Eispapier, mit dem das Eis umhüllt war, das auf dem Grundstück verkauft wurde, tragen seinen Gestalter-Stempel.
Die Wohnsiedlung „Bellevue“, die sich hinter dem Strand erhebt, umfasst insgesamt 68 Apartments, die als Ein-, Zwei- oder Drei-Zimmerwohnung gestaltet waren. Ganz wie das moderne Äußere war auch das Innendesign der Wohnungen in das Gesamtkonzept integriert, gut durchdacht und mit dem damals aktuellen Wohnstandard versehen. So wurden beispielsweise der Herd und der Kühlschrank elektrisch und nicht mit Gas betrieben. Die Konstruktion des fast futuristisch anmutenden Gebäudes mit den abgerundeten Balkonen und großen Fensterfronten besteht überraschenderweise aus verputztem Ziegelmauerwerk und nicht aus Beton.
In die Wohnanlage integriert ist das Restaurant „Jacobsen“, in dem man nach einem Strandspaziergang einen Kaffee trinken oder etwas essen kann. Eingerichtet ganz im Stil des dänischen Designers sitzt man auf lederbezogenen braunen Jacobsen-Stühlen der Serie „3107“ (1955), trinkt aus Gläsern des Schweizer Designers Alfredo Häberli und isst Hering oder Hühnchen mit Jacobsens 1958 für Georg Jensen entworfenen Besteck „AJ“. Zwar ist dies nicht unbedingt praktisch, dafür aber ein echter Augenschmaus, genau wie die gesamte Inneneinrichtung. Das Restaurant war ursprünglich als ein Sommer- und ein Winter-Restaurant gestaltet, bis der Architekt Niels Rohweder das Sommer-Restaurant 1952 in private Räume umwandelte. Das heutige Restaurant „Jacobsen“ befindet sich im ehemaligen Winter-Restaurant.
Ein Ei, ein Schwan und eine Ameise
Arne Jacobsen arbeitete an der Idee eines Gesamtkunstwerks: Seine Aufgabengebiet als Gestalter reichte von Architektur und Innendesign bis hin zu Garten- und Landschaftsgestaltung. Projekte wie das Kopenhagener SAS-Hotel (1958 – 1961) sind ein Beispiel für diesen Anspruch: Hier designte er nicht nur die Hochhausarchitektur des Hotels, sondern auch die gesamte Einrichtung, von der Lobby bis zu den Zimmern. Für dieses Projekt entstanden auch seine berühmten Sessel „Ei“ und „Schwan“. Jacobsens Renommee als Architekt stützt sich neben dem SAS-Hotel, der Wohnsiedlung „Bellevue" (1933/34) und dem Bellevue-Theater (1935/36) vor allem auf Bauten wie den Reihenhäusern in Klampenborg (1956) oder der dänischen Nationalbank in Kopenhagen (1965). Seine klare Architektursprache ist ausgerichtet an Geometrie und Material, während seine berühmten Möbelentwürfe aus den 1950er Jahren wie der Stuhl „Ameise“ oder die erwähnten Sessel „Schwan“ und „Ei“ sich durch eine organische Formgebung auszeichnen.
Jacobsens Erbe ist auch heute noch prägend für die dänische Architektur- und Designszene. Bei einem Ausflug nach Klampenborg lassen sich viele Kunststücke des Designers auf einmal entdecken. Sollte auf dem Weg dorthin der Benzinvorrat zur Neige gehen, kann man in Skovshoved Havn in Charlottenlund stilvoll tanken: Denn dort entwarf Jacobsen 1936 eine Tankstelle für Texaco mit weit auskragendem Dach, die neugierig auf mehr macht.
FOTOGRAFIE Claudia Simone Hoff
Claudia Simone Hoff
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