Wer Qualität will, kann nicht nur auf Technologie setzen. Bei Brunner im badischen Rheinau gehen die Stühle und Tische in der Fertigung noch immer durch viele Hände. Gut drei Viertel der Mitarbeiter arbeiten in der Produktion und sorgen mit Kompetenz, Augenmaß und handwerklichem Geschick für individuelle Designmöbel mit einem hohen Manufakturanteil.
Gewandte Hände beschichten, begleitet vom leisen Rauschen der Sprühköpfe, in gleichmäßigem Rhythmus Gestelle und Sitzschalen aus Holz. Ein paar Gänge weiter beginnt es zu rattern und tackern. Es ist die Soundkulisse einer modernen Möbelmanufaktur; mit einem Orchester, das sich aus Nähmaschinen, Polsterschneidern und Lackierpistolen, aber auch aus CNC-gesteuertem Zuschnitt und hochtechnologischen Fertigungsprozessen zusammensetzt: Ein Konzert, das in Deutschland nur noch selten zu hören ist. Denn viele Traditionsunternehmen haben im Laufe ihrer Geschichte einen Großteil der Fertigung ins günstigere Ausland, in den Osten oder nach Asien verlegt. Dass Möbel an einem Ort entwickelt, gefertigt und versendet werden, ist folglich selten. Für Brunner ist es aber eine konsequente Erfolgsgeschichte, die 2019 für das erfolgreichste Jahr seit der Gründung vor über 40 Jahren sorgte. 500.000 Stühle und 100.000 Tische hat das Familienunternehmen im letzten Jahr gefertigt.
Von der rollenden Werkstatt zum Design-Campus
Gegründet wurde Brunner 1977. Die Geschichte begann mit einem VW-Bulli und einem Kunden, der einen Auftrag zu vergeben hatte, den er selbst als „unmöglich“ einstufte. Aus dem Bulli als kleiner mobiler Produktionseinheit ist bis heute ein extensiver Werks-Campus im badischen Rheinau geworden, mit einer modernen und kommunikativen Glasarchitektur von Henn Architekten. Der offene Gebäudeentwurf reflektiert die inneren Werte, denn die lokale Produktion erlaubt Flexibilität und eine unmittelbare Kommunikation zwischen den Abteilungen. Design, Entwicklung, Fertigung und der Versand greifen ineinander und sind nur wenige Meter voneinander entfernt. Der Blick für die Potentiale des eigenen Standorts zeigt sich auch im Design. Viele der für Brunner arbeitenden Gestalter, wie Jehs und Laub, Osko+Deichmann und Ippolito Fleitz Group kommen aus Deutschland und arbeiten seit langer Zeit immer wieder mit dem Unternehmen zusammen. Sie finden außergewöhnliche Bedingungen vor, wenn die ersten Modelle bereits an dem Ort entstehen, an dem auch die spätere Serie produziert wird. Dadurch können die Handwerker von den Designern bereits in der Entwicklung als Experten herangezogen werden.
Synergien unter einem Dach
In den vierzig Jahren seit der Unternehmensgründung haben sich auch die technologischen Möglichkeiten in der Fertigung verändert. Beim Zuschnitt der Lederbezüge optimieren heute Scanner die Menge der Reste. Jede Haut wird entsprechend der aktuellen Produktionsaufträge mit Schnittmustern belegt. Hier ist der Computer dem Handwerker in Hinblick auf die Effizienz überlegen, kann ihn aber in der Qualitätskontrolle nicht ersetzen. Denn bevor die Schnittmesser der Maschine tatsächlich über die Fläche surren, prüfen Augen und Hände die Beschaffenheit, entdecken kleine Makel oder Unebenheiten und lassen individuelle Anpassungen zu. Wer Qualität will, kann nicht nur auf Technik setzen. Das weiss auch Dr. Marc Brunner, Geschäftsführer und ältester Sohn der Gründer Rolf und Helena Brunner. „Produkte, die strapazierfähig und langlebig sind, von einwandfreier Optik – egal in welcher Stückzahl sie geordert wurden – diese Qualität braucht Kompetenz, Erfahrung, Herzblut und Gespür. Keine Maschine kann das ersetzen.“
Noch einmal mit Gefühl
Gerade bei Polstermöbeln ist die Handarbeit Kernelement, weil jedes Textil, jeder Schaumstoff individuell behandelt werden muss. Wie stark dehnt sich der Stoff oder das Leder, wieviel Nahtzugabe fordert das Garn? Schnittschaum wird händisch auf das optimale Maß getrimmt und Formschaum mit Watte veredelt. Nur mit viel Erfahrung, Augenmaß und prüfenden Händen können Möbel mit bestmöglichem Sitzkomfort entstehen. Brunner hat durch den hohen Manufakturanteil einen Vorteil, der sich signifikant auf das Möbel-Portfolio auswirkt: Im Grunde gibt es bei den Bezugsmaterialien kaum Grenzen. 38 verschiedene Stoff-, Leder- und Kunstlederarten in über 900 verschiedenen Farben sind bei Brunner Standard. Ebenso wie die lokale Produktion. „Unsere Fertigungsprozesse sind jeweils eine Komposition aus der neuesten Technik und dem handwerklichen Geschick von qualifizierten Mitarbeitern, die wir zum Teil schon seit Jahrzehnten kennen und denen wir vertrauen. Sie sind ein wichtiger Grund, warum wir am Firmenhauptsitz im badischen Rheinau produzieren. Ein weiteres Argument sind unsere langjährigen regionalen Partner. Sie liefern uns hochwertige Materialien und sind zum Teil auch in unsere Produktentwicklung eingebunden.“ erläutert Dr. Marc Brunner. Diese lang erprobten Prozesse und hohen Standards zahlen sich auch in Krisenzeiten aus, in denen internationale Lieferketten zum Unsicherheitsfaktor werden können. Die letzten Monate haben bei vielen Produzenten zu einer Rückbesinnung auf die Potentiale vor der eigenen Haustüre geführt. Bei Brunner gehört die gebündelte Kompetenz schon immer selbstverständlich zur Unternehmens-DNA.
Brunner
Brunner lebt für Möbel, die Neues möglich machen. Das im Jahr 1977 gegründete Familienunternehmen zählt zu den führenden Objektmöbelherstellern Europas. Hauptmotivation bei Brunner früher, heute und in Zukunft: Herausforderungen suchen und passende Lösungen finden, die perfekt sitzen. So entstehen Objektmöbel von hoher ästhetischer und funktionaler Qualität, produziert "Made in Germany".
Zum ShowroomMehr Stories
Harmonische Kompositionen
Durchgefärbtes Feinsteinzeug als verbindendes Element im Raum
Der Funke springt über
Wenn Designerinnen schweißend ihren eigenen Weg gehen
Revival der verlorenen Formen
Besuch der Ausstellung Fragmenta in einem Steinbruch bei Beirut
Neue Atmosphären
Berliner Architekt Christopher Sitzler gewinnt Best of Interior Award 2025
Innovation als Erfolgsrezept
Bauwerk Parkett feiert 90-jähriges Jubiläum
Räume, die sich gut anfühlen
Mit Wohnpsychologie und Palette CAD schafft Steffi Meincke Räume mit Persönlichkeit
Von der Bank zum Baukasten
COR erweitert die Möbelfamilie Mell von Jehs+Laub
Eine Bühne für junge Talente
Maison & Objet feiert 30 Jahre und setzt auf Nachwuchs
Flexibilität in der Gestaltung
Beispielhafte Projekte setzen auf Systembaukästen von Gira
MINIMAL MASTERS
Wie die Shaker mit klaren Werten und asketischem Stil das Design prägen
Schatz in der Fassade
Warum der Austausch historischer Kastendoppelfenster ein Fehler ist
Von rau bis hedonistisch
Wie verändert die Kreislaufwirtschaft das Interiordesign?
Neue Impulse setzen
DOMOTEX 2026 präsentiert sich mit erweitertem Konzept
Der Stuhl, der CO₂ speichert
Mit einer Sitzschale aus Papier setzt Arper neue Maßstäbe für nachhaltige Materialien
Digitale Werkzeuge in der Innenarchitektur
Wie ein Schweizer Büro Planung, Präsentation und Produktion verbindet
Natursteinästhetik in Keramik
Fünf neue Oberflächen erweitern das Feinsteinzeug-Programm des Herstellers FMG
Creative Britannia
Unterwegs auf der London Craft Week und Clerkenwell Design Week
Auf stilvoller Welle
Ikonische Tischserie wave für exklusive Objekteinrichtungen von Brunner
Spektrum der Ruhe
Wie nachhaltig sind farbige Möbel?
Rauchzeichen aus dem Abfluss?
Wie Entwässerungstechnik zur Sicherheitslücke beim Brandschutz werden kann
Design als kulturelles Gedächtnis
Ausstellung Romantic Brutalism über polnisches Design in Mailand
Alles Theater
Dramatische Inszenierungen auf der Milan Design Week 2025
Zurück zur Kultiviertheit
Neues vom Salone del Mobile 2025 in Mailand
Dialog der Ikonen
Signature-Kollektion JS . THONET von Jil Sander für Thonet
Leben im Denkmal
Ausstellung Duett der Moderne im Berliner Mitte Museum
Mission Nachhaltigkeit
Stille Materialrevolutionen bei Vitra
Zwischen Zeitenwende und Tradition
Unsere Highlights der Munich Design Days und des Münchner Stoff Frühlings
Spiel der Gegensätze
Best-of Outdoor 2025
Outdoor mit System
Clevere Lösungen für Außenbereiche von Schlüter-Systems
ITALIENISCHE HANDWERKSKUNST
Mit Möbeln, Leuchten und Textilien gestaltet SICIS ganzheitliche Wohnwelten