Leben im Denkmal
Ausstellung Duett der Moderne im Berliner Mitte Museum

Zeitgleich entstanden in Berlin das Hansaviertel und die Bauten entlang der Karl-Marx-Allee. Das Mitte Museum in Berlin-Wedding zeigt Bilder heutiger Bewohner*innen von der Fotokünstlerin Bettina Cohnen und stellt sie historischen Archivaufnahmen gegenüber.
Berlin lag zu großen Teilen noch in Schutt und Asche, als der Startschuss für den Bau des Hansaviertels gegeben wurde. Mit der Einladung prominenter Architekten wie Alvar Aalto, Arne Jacobsen oder Oscar Niemeyer entstand ein neues Stadtquartier, das die Werte der Moderne verkörperte: praktische Grundrisse, viel Tageslicht und durchdachte Gemeinschaftsflächen. Etwa zeitgleich entstanden im sowjetisch besetzten Sektor Berlins die Bauten entlang der Karl-Marx-Allee in einem monumentalen Stil, der ideologische Stärke demonstrieren sollte. Sie standen für eine neue Art des Wohnens und Arbeitens mit breiten Bürgersteigen und Grünflächen entlang des Boulevards.
In ihrer Ausstellung Duett der Moderne stellen Jan Dimog und Hendrik Bohle die beiden Quartiere gegenüber. Sie thematisieren Gemeinsamkeiten und Widersprüche der Nachkriegsarchitektur. Die Fotokünstlerin Bettina Cohnen zeigt Bilder heutiger Bewohner*innen, die die Kuratoren mit historischen Archivaufnahmen verbinden. Bis zum 14. September 2025 ist die Ausstellung im Mitte Museum zu sehen, einer zum Kulturort umgebauten Schule im Berliner Stadtteil Wedding.
Raum im Raum
Für die ehemalige Aula hat der Architekt Hendrik Bohle ein filigranes Stahlgerüst entworfen, an dem an beiden Seiten die Exponate hängen. Denn aufgrund des Denkmalschutzes waren die Wände tabu. Durchgänge deuten Räume an, Bänke, Stühle und Hocker vom Berliner Möbellabel Loehr laden dazu ein, Bettina Cohnens Bilder sitzend auf sich wirken zu lassen.
Ihre mit einer analogen Mittelformatkamera angefertigten Aufnahmen der Bewohner*innen des Hansaviertels und der Karl-Marx-Allee sind weder klassische Porträts noch cleane Architekturaufnahmen. Sie werfen einen begleitenden Blick auf den Alltag der Protagonist*innen, die während des Fotoshootings E-Mails beantworteten, Kinder hüteten oder Harmonium spielten. Architektonische Details fängt sie beiläufig ein. Ihr Eindruck nach den Hausbesuchen: Die Visionen von damals funktionieren auch heute noch. Viele der Bewohner*innen leben sehr bewusst in einem Denkmal und unterstreichen die Wirkung der Räume durch Möbel aus der damaligen Epoche.
Auferstanden aus Ruinen
Fotos aus dem Archiv des Mitte Museums zeigen in Vitrinen den Kontext, in dem die Bauten entstanden sind. Aufgenommen in den Straßen, in denen heute die Protagonist*innen aus Bettina Cohnens Arbeiten wohnen, zeigen sie die Kriegszerstörung und die Aufbauarbeiten als Fundament für eine bis heute inspirierende Nachkriegsarchitektur.
Im Deutschen Kunstverlag ist das Buch Duett der Moderne / Duet of Modernism von Jan Dimog und Hendrik Bohle mit den Bildern von Bettina Cohnen erschienen. Es ist mehr als ein Ausstellungskatalog: Textbeiträge ordnen die beiden wegweisenden Architekturprojekte ein und machen sie durch Hintergrundinformationen zugänglich.
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