Bauwirtschaft geht leer aus
Verleihung des Bundespreis Ecodesign 2024 in Berlin
Bei der diesjährigen Verleihung des Bundespreises Ecodesign wurden 10 Projekte prämiert. Umweltministerin Steffi Lemke betonte die Relevanz von Innovation und Zirkularität im nachhaltigen Designprozess. Unter den Preisträger*innen sind keine Unternehmen der Bauwirtschaft.
Am 2. Dezember stand die Zukunft des ökologischen Designs im Rampenlicht: Bei der feierlichen Verleihung des Bundespreises Ecodesign wurden aus mehr als 400 Einreichungen die 10 besten Projekte in den Kategorien Produkt, Service, Konzept und Nachwuchs prämiert. Die Veranstaltung, die mit einer engagierten Rede von Umweltministerin Steffi Lemke eröffnet wurde, solle ein Zeichen für die Bedeutung von Innovation und Zirkularität im Designprozess setzen. Ergänzt wurde ihr Appell durch Prof. Dr. Dirk Messner vom Umweltbundesamt, der die Notwendigkeit betonte, den gesamten Lebenszyklus eines Produkts in den Fokus zu rücken.
Die diesjährigen Preisträger*innen
Die Jury war mit Werner Aisslinger, Ina Budde, Prof. Matthias Held, Prof. Dr. Claudia Perren, Siddharth Prakash, Paula Raché, Dr. Bettina Rechenberg, Ingo Strube vom BMUV sowie Michael Volkmer prominent besetzt. Der Preisverleihung vorangegangen war eine Ausstellung der nominierten Produkte im September 2024 im Metropolenhaus Berlin. Die Jury hatte dort die Einreichungen eingehend getestet und diskutiert, bevor die Preisträger*innen feststanden. Dementsprechend fundiert fielen auch die Laudationen bei der Preisverleihung aus. In der Kategorie Produkt wurden ein recycelter Fahrradreifen von Schwalbe, das Färbeverfahren von Pigmentura, das weder Wasser noch Seifen bei der Färbung von Textilien benötigt, ein Unternehmen, das Kleidung aus recycelten Alttextilien fertigt, sowie das Label Kynd Hair, das Kunsthaar aus pflanzlichem Zellstoff herstellt, ausgezeichnet. In der Kategorie Konzept wurde der elektrisch fahrende Traktor Onox prämiert, in der Kategorie Service gewann die Dienstleistung Tore PaperCircle mit der Idee, benutzte Papierhandtücher nach dem Gebrauch zurückzunehmen und wieder aufzubereiten. In der Kategorie Nachwuchs gingen drei Preise an die Studentinnen Sophia Reißenweber der Hochschulen Burg Giebichenstein in Halle, Anne Carolin Klosson der ecosign in Köln sowie an Franziska Baumgartner von der Akademie der Künste in München.
Sonderpreis für zeitloses Design
Der Sonderpreis Zeitloses Design, der in diesem Jahr erstmalig vergeben wurde, ging an den Kaffeehausstuhl von Thonet. Das revolutionäre Möbelstück aus gebogenen Buchenholzteilen, das heute die Nr. 214 trägt, entwarf Thonet im Jahr 1859. Das weltweit erste in Serie gefertigte Möbelstück ist vollständig in seine Einzelteile zerlegbar. „Die minimalistische Bauweise des Stuhls gilt als Vorbild für ökologisches Design, das langlebig, robust und nachhaltig ist – ein Symbol für die Verbindung von traditioneller Handwerkskunst und zeitgemäßer Umweltverantwortung“, so das Statement von Jurymitglied Werner Aisslinger.
Ideen für die Bauwirtschaft gehen leer aus
Auch vier Produkte aus dem Bereich Bauwirtschaft hatten es unter die 22 Nominierungen geschafft. Die Büscher Unternehmensgruppe hatte sich mit dem Recyclingbeton R-Beton mit 100% Natursteinersatz und die Stramen.tec GmbH mit einer klimapositiven Trockenbauwand aus gepresstem Stroh beworben. Falk Schneemann Architekten schlugen mit dem prototypischen Projekt Garagenaufstockungen die Nutzung alternativer Flächenressourcen bei der Wohnraumnachverdichtung vor. Und die Studierenden Christian Gäth und Micha Kretschmann von der TU Berlin hatten das Konzept Stadtgold eingereicht: Den Ausgangsstoff für die von ihnen entwickelten Lehmsteine bildet städtischer Baustellenaushub, der bei einem Neubau sowieso anfällt.
Sicher hätte jede der 22 nominierten Ideen einen Preis verdient. Der Bundespreis Ecodesign ist die höchste staatliche Auszeichnung für ökologisches Design in Deutschland und wird seit 2012 im Jahresrhythmus von BMUV, UBA und IDZ verliehen. Die Wahl der Preisträger*innen hat demnach auch eine politische Signalwirkung. Ob die Jury ein Zeichen für die Bauwende hätte setzen können, wenn sie wenigstens eine der vier Einreichungen aus dem Bereich der Bauwirtschaft unter die 10 Preisträger*innen gewählt hätte? Mit Sicherheit.