Antwerpen zwischen Barock und Design
Gartenkunst im Rubenshuis und Outdoor-Möbel der Region

In Antwerpen verbindet der frisch rekonstruierte Garten des Rubenshuis barocke Eleganz mit dem Farbempfinden des Modeschöpfers Dries Van Noten. Passend dazu in diesem Artikel: Gartenmöbel aus der Region, die Handwerk, Komfort und Stil für den Außenraum bieten.
Noch ist die Outdoor-Saison 2025 nicht vorbei. Wer Pflanzen liebt und gern draußen ist, dem sei ein Besuch der belgischen Stadt Antwerpen empfohlen. Dort hat kürzlich der nach historischem Vorbild rekonstruierte Garten des Rubenshuis seine Pforten geöffnet. Antwerpen ist jedoch nicht nur für sein kulturelles Erbe bekannt – die Stadt gilt auch als Zentrum der belgischen Outdoor-Möbelbranche, die im Zuge der diesjährigen Antwerp Design Week ihre Kreationen vorstellen konnte. Wir nehmen Sie mit in Rubens’ faszinierende innerstädtische Oase und stellen Möbelentdeckungen von drei lokalen Outdoor-Marken vor. Denn: Die Gestaltung von Außenräumen liegt den Belgier*innen im Blut – heute wie zu Rubens’ Zeiten.
Barocke Geometrie in grüner Stadt-Oase
Dieser Ort liegt mitten in Antwerpen und will dennoch entdeckt werden, denn er befindet sich versteckt hinter den prächtigen Fassaden von Peter Paul Rubens’ Wohnhaus und Wirkstätte. Der erste Schritt aus dem neuen, modernen Empfangsgebäude des Rubenshuis hinein in den Garten fühlt sich an, als hätte jemand die Stadt ausgeblendet. Mit dem neu eröffneten Garten hat Antwerpen ein Stück barocker Gartenkunst zurückgewonnen. Entworfen vom Landschaftsarchitekturbüro Ars Horti, orientiert er sich an historischen Plänen und Maßsystemen wie dem „Antwerpener Fuß“, aber auch an Gemälden und Zeichnungen des großen Meisters selbst. Zwei ausladende Parterres, jeweils in vier Rechtecke unterteilt, sind von heimischen Eibenhecken gesäumt und durch zentrale Sichtachsen miteinander verbunden. Marmorvasen, in der Mitte ein Blausteinbrunnen und gelbe Sandwege leiten das Auge wie in einer Bildkomposition.
Die Bepflanzung – insgesamt über 17.000 Pflanzen – wurde in enger Zusammenarbeit mit der Gartenkonservatorin Klara Alen und unter Berücksichtigung einer Farbberatung durch den Modedesigner Dries Van Noten ausgewählt. Rund vierzig Zitrusbäume in handgefertigten Holzfässern, Kübeln und glasierten Terrakotta-Töpfen verleihen dem Ensemble mediterranes Flair. Der Garten ist ein Ort, an dem Architektur, Natur und Geschichte in besonderer Balance stehen.
Royal Botania – Bühne aus Glas und Licht
Wer vom Rubenshuis weiter hinaus ins Umland fährt, entdeckt an einer der meistbefahrenen Autobahnen Belgiens einen unerwarteten Blickfang: The Glasshouse, der neue Flagship-Showroom von Royal Botania. Das dreigeschossige Gebäude, zu 90 Prozent aus Glas gefertigt, verschmilzt förmlich mit der Landschaft und produziert dank Solarmodulen, Wärmepumpen und Energiespeicher fast vollständig seine eigene Energie. Innen wird das Outdoor-Sortiment wie in einer begehbaren Collage inszeniert: von filigranen Leuchten über Sonnenschirme bis zu den Möbelneuheiten des Jahres.
Der Archy-Stuhl etwa umschließt mit seiner organisch geformten Rückenlehne den Sitzenden wie ein schützender Rahmen, was ideal ist für lange Sommerabende auf der Terrasse. Der Furniz-Tisch verlängert die Outdoor-Saison in den Herbst: Eine unsichtbar integrierte Heizung in der Basis hält die Füße warm, während oben die Tischplatte aus Glas oder Keramik funkelt. Der modulare Carés-Stuhl, nun auch als niedrige Lounge-Version, fügt sich vom Pooldeck bis zum Wintergarten in Außenräume (oder auch Innenräume) ein und lebt von der Haptik und Struktur seiner geflochtenen Rückenlehne. Skulptural tritt der Regaliz-Tisch auf, mit trapezförmigen Elementen aus Glas, die sich zu imposanten Längen kombinieren lassen.
Domani – Töpferhandwerk als leise Skulptur
Seit drei Jahrzehnten steht Domani für handgefertigte Keramik- und Metallgefäße in Großformaten, die Außenräume wie Kunstinstallationen inszenieren. Jedes Stück ist das Ergebnis einer präzisen Balance aus traditioneller Fertigung und zeitgenössischem Design.
Ein Blick nach Mailand: Dort hat die belgische Keramikmanufaktur mit Domani Atrium in diesem Jahr einen neuen Showroom eröffnet. Entworfen von Marc Merckx, wirkt dieser raue Ort aus Beton selbst wie ein Gefäß. Er gleicht einem unterirdischen Gewölbe, in dem Licht, Schatten und Material in ein leises, fast meditatives Spiel treten.
Zu sehen ist dort, ebenso wie im Headquarter am Antwerpener Vlaamsekai 35, die Kollektion Helsinki von Paul Odekerken: Gefäße, die wie kleine Architekturen wirken – monumental in ihrer Silhouette, doch mit weichen Kurven, die zur Öffnung hin zart auslaufen. Die feine Linienstruktur ihrer Oberflächen bricht das Licht und verleiht jeder Form eine haptische Spannung. Daneben steht Nagori, eine Zusammenarbeit mit Studio KO, inspiriert von der Villa D in Marrakesch. In der Erde verankert und in Tönen wie Sahara Red oder Rhino Grey gebrannt, wirken diese Pflanzgefäße wie aus der Landschaft gewachsen.
Ethnicraft – Draußen im Hier und Jetzt
„Den Moment nutzen“ lautet das Motto der neuen Outdoor-Kollektion von Ethnicraft. Und tatsächlich sind die Entwürfe ganz im Hier und Jetzt verankert: Die Marke setzt auf recyceltes Teakholz, handveredelte Betonoberflächen und organische Linien. Der Canyon-Esstisch mit seiner skulpturalen Basis erinnert an sanft erodierte Felsformationen, während die Corbey-Lounge-Kollektion geflochtene Texturen mit modernem Aluminiumrahmen kombiniert – eine Einladung, sich in ein Buch zu vertiefen oder den Blick schweifen zu lassen.
Das modulare Sofa Bulky macht mit seinen weichen, großzügigen Elementen aus jeder Terrasse ein Wohnzimmer im Freien. Neu ist auch der Unda Dining Chair, der Minimalismus mit subtiler Eleganz verbindet. Und die Kooperation Morpho mit dem Tomorrowland-Designstudio bringt einen Hauch Art nouveau ins Freie: Metallstrukturen zitieren Libellenflügel, während organische Holz- und Steinelemente Wurzeln und Äste in zeitgemäße Formen übersetzen. Jedes Stück wirkt wie aus einer anderen Welt – und ist doch gemacht für das tägliche Leben draußen.
Wenn Gartenkunst lehrt
Zurück im Rubenshuis wird klar: Die Prinzipien, die hier wirken, sind vergleichbar mit denen, die gutes Outdoor-Design ausmachen. Proportionen, Blickachsen, das Spiel von Schatten und Material. Eine Marmorvase, ein sorgfältig platzierter Baum oder ein Sessel auf der Terrasse – alle setzen Anker im Raum. Die handgefertigten Kübel für die Zitrusbäume im Rubenshuis-Garten erzählen von einem Respekt vor dem Handwerk, der auch die Entwürfe von Royal Botania, Domani und Ethnicraft prägt. Wer genau hinsieht, merkt: Der Garten ist nicht nur ein Ort der Erholung, sondern auch ein Lehrmeister darin, wie sich Außenräume mit wenigen, aber ausdrucksstarken Elementen in persönliche Refugien verwandeln lassen.
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