Technik-Upgrade für den Wohnraum
News und Trends von der Elektronikmesse IFA
Unterhaltungselektronik sowie Hausgeräte werden immer energieeffizienter, nachhaltiger, smarter, benutzerfreundlicher – und wohnlicher. Das war auf der IFA deutlich zu sehen, die nach zwei Jahren coronabedingter Einschränkungen im September ihr Comeback feiern konnte. Auf dem Berliner Messegelände haben wir eine nahezu unsichtbare Spüle und Social-Media-affine Backöfen entdeckt. Außerdem begegneten uns in den Hallen unter dem Funkturm Waschmaschinen, die das Meer säubern wollen. Und ein Kühlschrank, der die Küche zur Disco macht.
Dschungelartige Stände sind auf Möbelmessen keine Seltenheit. Schon seit einigen Jahren werden auf der imm cologne in Köln und dem Salone del Mobile in Mailand neue Sofas oder Betten inmitten von Bäumen, Hecken und Zimmerpflanzen präsentiert. Bei Elektronikmessen wie der IFA dominiert traditionell eine kühlere Ästhetik. Ein spacig-futuristisches Messedesign gilt als geeigneter Rahmen, um technische Innovationen aus den Bereichen Consumer Electronics und Home Appliances vorzustellen. Dass bei der diesjährigen IFA-Ausgabe weiße und braune Ware von reichlich frischem Grün umrankt wurden, hat einen guten Grund: Die Branche setzt nun verstärkt auf das Thema Nachhaltigkeit – als Innovationstreiber und wichtiges Verkaufsargument.
Die neue Sparsamkeit
Angesichts der steigenden Energiepreise steigt auch das Interesse an möglichst effizienter Technik. Vor allem die Hausgerätehersteller zeigten auf der IFA, dass sie mit ihren Neuheiten Konsument*innen dabei helfen wollen, den täglichen Verbrauch zu minimieren. Energiesparen und Ressourcenschonung sind im Mainstream angekommen und erscheinen lohnenswerter als je zuvor, denn es geht jetzt nicht nur um die Zukunft des Planeten, sondern auch um den eigenen Geldbeutel. Unternehmen wie AEG, Bosch, Miele oder Siemens haben ihr Angebot an besonders sparsamen Geräten erweitert und präsentierten auf der Messe Kühlschränke, Waschmaschinen sowie Trockner mit Bestwerten. Seit der Überarbeitung der EU-Energieverbrauchskennzeichnung im Frühjahr 2021 müssen Elektrogroßgeräte strengere Kriterien erfüllen, um das begehrte Label „A“ tragen zu dürfen. Zur nun besten Energieeffizienzklasse gehören die neuen Waschmaschinen der Serie 8 von Bosch und die Geschirrspüler der Baureihe G 7000 von Miele.
Clevere & smarte Geräte
Smart-Home-Lösungen sind ebenfalls sehr gefragt, wenn es darum geht, weniger Strom oder Wasser zu verbrauchen. Vernetzte Hausgeräte, künstliche Intelligenz und die Bedienung per App sind nicht nur schöne Spielsachen für Technik-Nerds. Sie können Nutzer*innen auch dabei unterstützen, die eigenen Verbrauchsdaten im Blick zu behalten. „Smart Home war schon immer mit Energieeffizienz verbunden“, sagte Sara Warneke, Geschäftsführerin der gfu Consumer & Home Electronics GmbH, die die IFA veranstaltet, bei der Eröffnungspressekonferenz. „Schon seit mindestens zwanzig Jahren ist Smart Home ein Thema, aber es hat sich nie so durchgesetzt, wie wir es uns gewünscht hätten. Energiesparen ist aktuell sehr wichtig. Die Smart-Home-Entwicklung wird dadurch beschleunigt und nimmt jetzt so richtig Fahrt auf.“ WLAN-fähige Hausgeräte werden bequem per Smartphone gesteuert und sind außerdem untereinander verbunden: Das Kochfeld kommuniziert mit dem Dunstabzug, die Waschmaschine spricht mit dem Trockner.
Künstliche Intelligenz gibt Tipps
Ermöglicht wird diese allumfassende Konnektivität beispielsweise durch die Home Connect App von Siemens und Bosch. In der Miele App gibt es ein neues Consumption Dashboard, das Tipps für die effizientere Nutzung eigener Geräte bereithält und mit statistischen Auswertungen zu den Wasser- und Stromverbräuchen für mehr Transparenz sorgen will. Auch mithilfe der Wiser App von Schneider Electric kann man Energiefresser entlarven und Einsparpotenziale erkennen. Heizkörperthermostate, Lichtschalter und Co. können von unterwegs überwacht und bedient werden, um Kosten zu senken. Energiemanagementsysteme wie Wiser wissen, zu welcher Tageszeit der Strom am günstigsten ist. Wer seine Gewohnheiten ändern und nachhaltigere Entscheidungen treffen möchte, erhält dabei von künstlicher Intelligenz erteilte Ratschläge. KI kommt auch bei den neuen Bespoke-Waschmaschinen von Samsung zum Einsatz, die Textilarten und Verschmutzungsgrade selbstständig erkennen. So können sie Waschmittel oder Wasser automatisch und sparsam dosieren.
Food-Porn im Backofen
Natürlich geht es bei den neuesten Smart-Home-Erfindungen auch um Komfort – und um den Spaß an der Sache. Das Smart Kitchen Dock von Bosch und Siemens, ein Smart Speaker, der in Verbindung mit dem eigenen Handy oder Tablet zum Smart Display wird, soll als Schaltzentrale in der vernetzten Küche die Freude am Kochen fördern. Per Sprach- und Gestensteuerung können Geräte und Apps berührungslos verwendet werden. Das Gadget schlägt Rezepte vor, assistiert bei der Zubereitung, empfiehlt einen passenden Wein und kümmert sich um die musikalische Untermalung. Beim iQ700-Kühlschrank von Siemens lässt sich sogar die Tür per Sprachbefehl öffnen. OpenAssist nennt sich die praktische Funktion, mit deren Hilfe klebrige Fingerabdrücke auf edlen Küchenoberflächen vermieden werden können. Ein Traum für Food-Blogger*innen ist das neue Feature Picture Share von Miele: Eine Kamera im Backofen sendet hochauflösende Live-Fotos von den eigenen kulinarischen Meisterwerken auf das Smartphone, damit sie auf allen Social-Media-Kanälen geteilt werden können.
Waschmaschine aus PET-Flaschen
Bei Grundig stand das Motto #SustainabilityStartsAtHome im Mittelpunkt des Messeauftritts. Mit seinen aktuellen Produkten zeigte der Hersteller, dass sich Nachhaltigkeit im Home-Electronics-Bereich nicht nur auf Energieeffizienz beschränkt. Ein weiterer Aspekt ist Recycling. Vorgestellt wurden Backöfen mit Bauteilen aus wiederverwerteten Fischernetzen und Waschtrockner-Trommelgehäuse aus ehemaligen PET-Flaschen. Auf einen steigenden Anteil an recycelten Materialien, bio-basierten Kunststoffen und Schäumen setzt auch Bosch – zum Beispiel bei seiner Messeneuheit namens Eco Fridge. Aus bis zu 70 Prozent recyceltem Kunststoff besteht die Innenverkleidung der Kühlschränke 7000 GreenZone von AEG. Sowohl Grundig als auch AEG haben außerdem Waschmaschinen mit Mikroplastikfiltern auf der IFA vorgestellt, die dabei helfen sollen, die Umweltbelastung durch Kunststoffpartikel zu verringern. Mikroplastikfasern aus synthetischer Kleidung, die sonst bei jedem Waschgang ins Abwasser und ins Meer gelangen, werden aufgefangen.
Salatbeet im Salon
Kühlschränke warten mit speziellen Funktionen auf, um eine ausgewogene Ernährung zu fördern und gleichzeitig die Lebensmittelverschwendung zu reduzieren. So hält bei Kühlgeräten von Liebherr der feine Nebel HydroBreeze Obst und Gemüse länger frisch. Äußerst vitaminreich sind auch die Microgreens, die man – dank der neuen Indoor-Farmsysteme – in den eigenen vier Wänden ernten kann. Bisher waren Mini-Gewächshäuser mit automatischer Beleuchtung und Bewässerung, in denen Kräuter und Salate sprießen, vor allem in Restaurants oder Hotels anzutreffen. Nun ist das smarte Indoor-Gärtnern auch in der heimischen Küche möglich. Zum Anbau von bunten Blumen im Salon können Geräte wie Tiiun und Tiiun Mini von LG oder SmartGrow Life von Bosch ebenfalls genutzt werden. Sie sollen gleichzeitig als Wohnaccessoires fungieren. Verschiedene Designhüllen und Clips in unterschiedlichen Farben erlauben bei SmartGrow Life eine individuelle Gestaltung des Gewächshauses.
Chamäleonartiger Kühlschrank
„Individualisierung“ ist ein weiterer Trend, der auf der diesjährigen IFA allgegenwärtig war. Ähnlich wie Möbelkollektionen lassen sich auch technische Geräte an das jeweilige Interiordesign anpassen. Samsung zeigte den neuen French-Door-Kühlschrank seiner Bespoke-Serie, der mit Paneelen in Farben wie Clean Peach oder Satin Sky Blue erhältlich ist. Dank des MyStyle-Konfigurators können Kühlgeräte von Liebherr nach den Wünschen der Käufer*innen gestaltet werden. Noch einen Schritt weiter geht LG mit seinem chamäleonartigen MoodUP Refrigerator: Die Farben der mit LEDs beleuchteten Türpaneele werden per App gesteuert und lassen sich jederzeit verändern. Für Partystimmung in der Küche sorgt außerdem der eingebaute Bluetooth-Lautsprecher. Die bunten LED-Flächen des Kühlschranks können auch im Rhythmus der ausgewählten Musik blinken.
Hybrid aus Luftreiniger und Tisch
Am Messestand von LG war noch mehr wohnliche Technik zu entdecken. Aero Furniture ist ein Hybrid aus Elektrogerät und Möbel: ein Luftreiniger im Körper eines Beistelltischs. Das 2-in-1-Produkt kann außerdem auf die Wohnraumgestaltung abgestimmt werden – mit verschiedenen Farben für den Standfuß und Tischplatten, die von Künstler*innen entworfen wurden. Zum Portfolio des Herstellers zählen auch TV-Geräte mit Möbelcharakter. Die OLED Objet Collection, erstmals präsentiert während der Milano Design Week, wurde auf der IFA noch einmal ausgestellt. Während beim Entwurf Easel eine Kvadrat-Stoffabdeckung den Bildschirm verhüllt und per Fernsteuerung nach unten gefahren werden kann, ruht das TV-Gerät Posé auf schlanken Füßen und dient gleichzeitig als Raumteiler und Zeitschriftenhalter. Auch viele Neuheiten für die Küche passen sich der zeitgenössischen Innenarchitektur an – auf eine zurückhaltende Art und Weise. Backöfen oder Geschirrspüler suchen mit eleganter, griffloser Gestaltung den Anschluss an die Küchenmöbel namhafter Hersteller. Und Solitaire, die neue Marke der BSH Hausgeräte GmbH, stellte mit The Waterbase eine innovative Spüle auf der IFA vor, die dank Infinity Cover nahezu unsichtbar wird, um mit skulpturalen Kücheninseln zu verschmelzen.