Salone del Mobile 2022
Unsere Highlights aus Mailand
Ciao Milano! Über das, was die Mailänder Möbelwoche an aktuellen Trends, spannenden Neuentdeckungen und ungewöhnlichen Locations zu bieten hatte, berichten wir in unserem Highlight-Artikel. Eine Reise vom blühenden Leuchtentempel über den pinken Fahrradladen bis zur bunt beleuchteten Ballettschule.
Alcova: Monumental Wonders
In diesem Jahr okkupierte die von Space Caviar und Studio Vedèt organisierte Ausstellungsplattform Alcova wieder das Centro Ospedaliero Militare di Milano, ein ehemaliges Militärkrankenhaus im Südwesten der Stadt. Auf dem über 20 Hektar großen Gelände wurden Arbeiten von mehr als 90 Designschulen, internationalen Studios, Galerien und Herstellern gezeigt. Ein besonderes Highlight war die Präsentation des niederländischen Natursteinherstellers SolidNature, der Entwürfe von dem Architekturbüro OMA und der Designerin Sabine Marcelis in der alten Wäscherei, der Lavanderia, vorgestellt hat. Die ebenfalls von OMA konzipierte Ausstellung Monumental Wonders wurde von einem dreidimensionalen Portal eingeleitet, das aus neun verschiedenen Onyxarten besteht und einen beeindruckenden Rahmen für Sabine Marcelis’ monolithisches Badezimmerensemble Pink Pale Hue Onyx im darauffolgenden Raum bildete. Außerdem zu sehen waren ein multidimensionales Schranksystem, ein skulpturales Bett, eine in einen Stein integrierte Steckdose von OMA sowie ein Laborsaal, in dem SolidNature die Experimentiermöglichkeiten von Natursteinen demonstrierte. kh
Alcova: Caffè Populaire
Als Teil der Designplattform Alcova lud Lambert & Fils erneut zum Verweilen in das Caffè Populaire ein. Die Inszenierung, die der kanadische Leuchtenhersteller zusammen mit dem Mailänder Studio DWA konzipiert hat, war in einem tempelartigen Gebäude untergebracht, das wie alle Bauten auf dem Areal in der Via Simone Saint Bon aus den Dreißigerjahren stammt und in den vergangenen Jahrzehnten dem Verfall überlassen wurde. Die wilde Begrünung des Geländes bildete den passenden Rahmen für die temporäre Installation: Im Dialog mit der nachwachsenden Wildnis im Außenraum blühte eine Wiese auf einer bepflanzten Tischskulptur. Ein Wasserbecken, das an eines der Tischbeine angedockt war, wurde von der neuen Leuchtenkollektion Silo von Lambert & Fils illuminiert, die aus langen Aluminium-Strangpressprofilen in kaskadenförmiger Anordnung besteht. Tapeten mit floralen Mustern des jungen New Yorker Labels SUPERFLOWER ergänzten das Setting.
Landschaften aus Keramik von Nathalie Du Pasquier
Im Rahmen der Mailänder Designwoche hatte das italienische Fliesenlabel Mutina die Räume seines Showrooms in der Via Cernaia 1a in eine dynamische, raumgreifende Installation aus Farb- und Keramikcollagen verwandelt. Präsentiert wurde die Kollektion Elementi per paessaggi von Nathalie Du Pasquier. Sie umfasst dekorative Keramikobjekte, die in Zusammenarbeit mit Bitossi gefertigt werden und Teil des neuen Projektes Mutina Editions sind. Für die Inszenierung der Objekte wurden Fliesen aus der Serie Mattonelle Margherita verwendet, die ebenfalls von der Grand Dame der Memphis-Bewegung entworfen wurde und aus 41 verschiedenen Mustern besteht. „Die Landschaften, die ich erschaffen habe, sind metaphysischer Art. Wie diese Orte, wo man nach Ruhe sucht und den Himmel anschauen möchte“, sagt Du Pasquier über ihre Idee. Und tatsächlich strahlte die raumgreifende Anordnung von Farben, Mustern und Objekten eine träumerische Klarheit aus. Ein bisschen Memphis-Feeling durfte dabei aber auch nicht fehlen.
Göttliche Inspiration in Brera
Für Divine Inspiration verwandelte Lee Broom die Räumlichkeiten eines Auktionshauses im Design District Brera in eine Abfolge sakraler Lichtinstallationen. Das Showcase bestand aus sechs Beleuchtungskollektionen, die der Brite aus Anlass des 15-jährigen Jubiläums seines Labels für die Mailänder Designwoche entworfen hat. Inspiriert sind die Leuchten vom reduzierten Formenkanon des Modernismus und brutalistischen Architekturen, die den Designer in seiner Jugend umgaben. Passend zur Intention und dem religiösen „Outfit“ der Schau tragen die sechs Kollektionen die Namen Panthenum, Hail, Altar, Vesper, Chant und Requiem.
Farbexplosion in Brera
Die Installation von JUNG im Brera Design District war auch im Jahr 2022 ein Must-Go. Nicht nur, dass der Schalksmühler Hersteller sich jedes Jahr neu erfindet. Der Showroom in den Räumlichkeiten einer Ballettschule war auch so etwas wie ein Ruhepool im hektischen Treiben des Fuorisalone. So auch in diesem Jahr. Gestaltet vom Düsseldorfer Designbüro Raumkontor, bot sich den Besucher*innen eine Vielzahl von Objekten aus Natur, Technik und Kunst, die in einer langen Vitrine ausgestellt und mit Leuchten der Firma Erco punktgenau beleuchtet waren. Entlang der Wände waren zudem große Raumobjekte in kräftigen Farben positioniert, die sich gestalterisch an das Design der Achtzigerjahre anlehnen. Im Zusammenspiel mit einer farbigen Lichtinstallation (ebenfalls von Erco) tauchten die Besucher*innen in eine mutige Neuinterpretation des Themas Farbe bei JUNG ein.
Zwischen Gebrauchsgegenstand und Kunstobjekt
Kunst und Design liegen mitunter eng beieinander. So gestalten sowohl die Keramikkünstlerin Iris Roth als auch die Innenarchitektin Andrea Vasquez Medina keine Objekte für den Massenmarkt. Vielmehr streben beide danach, in ihrer Arbeit den (Alltags-)Dingen Schönheit, Mehrwert und Funktion mitzugeben. Für das erste gemeinsam entstandene Projekt Courtyard Series haben sich die beiden Frauen der Interpretation der Säule gewidmet. Das wohlbekannte Artefakt der griechischen und römischen Architektur wurde auf vielfältige Weise mit dem Material Keramik interpretiert und für unterschiedliche Nutzungsszenarien vorgesehen. Mit einer Höhe von 40 bis 90 Zentimetern können die Säulen zu Beinen von Tischen, Bänken oder anderen Sitzobjekten werden oder als freistehende Objekte genutzt werden.
Die erste Auflage der Kollaboration von Iris Roth und Andrea Vasquez Medina war in der Saffi 11 im 5 Vie District ausgestellt. Einen besseren Ort hätte sich das Duo für die Ausstellung nicht aussuchen können: Das malerische Ambiente des Mailänder Hinterhofs war architektonisch wie farblich geschaffen für die in zartem Pastell, Weiß und Terrakotta gehaltene Installation.
Nilufar Depot: Too much, too soon!
Anlässlich der Mailänder Designwoche zeigte das Nilufar Depot im Nordosten der Stadt Arbeiten von über 25 Gestalter*innen, darunter renommierte Designer*innen wie Martino Gamper, Sophie Dries oder Bethan Laura Woods und junge Talente wie Analogia Project oder FAR. „Wir wollen den heutigen Zeitgeist repräsentieren, bei dem es kaum noch um eine einzige Auswahl geht, sondern vielmehr um Fülle, Heterogenität, Potpourris, das Aufeinandertreffen von Gegensätzen“, sagt die Galeriegründerin Nina Yashar. „Der zeitgenössische Geschmack definiert sich nicht durch einen exklusiven Stil, sondern durch die Wertschätzung der visuellen Kultur als Ganzes, die den Reichtum an Reizen, den die Welt bietet, akzeptiert und will. Dieses Jahr präsentieren wir Sammlerdesign in einer noch nie dagewesenen Form: als eine Form der Unterhaltung.“
Besonders sehenswert war die Installation Too much, too soon! von Andrés Reisinger. Im Büro der Galeristin Nina Yashar präsentierte der in Barcelona ansässige Digitalkünstler vier aus Metall gefertigte Lichtskulpturen, die in dem mit Aluminiumplatten und rosafarbenem Teppich verkleideten Raum die einzige Lichtquelle darstellten. Es entstand eine leicht surreal wirkende Szenografie, die den für Reisinger charakteristischen, traumhaft anmutenden Digitalbildern ähnelt.
USM goes Pink*
Auch im Sommer 2022 kehrte USM in den Brera Design District zurück. Es scheint, dass der Schweizer Hersteller es sich zur Aufgabe gemacht hat, bei seinen Mailandauftritten mit ortsansässigen Unternehmen zu kollaborieren. In diesem Jahr fiel die Wahl auf das legendäre Fahrradgeschäft Rossignoli am Corso Garibaldi 71. Für den Hersteller modularer Möbel war es mit Sicherheit eine spannende Herausforderung, die verwinkelte Kubatur der Geschäftsräume mit seinem Möbelbausystem neu zu gestalten. Mit der limitierten Sonderfarbe Pink, die in der Installation bestimmend war, will USM zudem die Relevanz von Farbe in Design und Architektur betonen. Dass Pink aber nicht nur ein kreischender Farbton ist, der neben Türkis die Mode der Achtzigerjahre beherrschte, sondern durchaus als sanfte, warme Nuance Ruhe und Entspannung vermitteln kann, sollte hier anerkennend erwähnt werden. Ob die spannende Installation dem Fahrradgeschäft nach der Mailänder Designwoche erhalten bleibt? Es wäre durchaus wünschenswert.
Eileen Gray – E.1027 Master Bedroom
Leicht versteckt im Souterrain der Galerie Antonio Colombo Arte Contemporanea in der Via Solferino 44 präsentierte Classicon ein kleines Architektur-Highlight. Dort stand ein 1:1-Nachbau des Master Bedroom, den Eileen Gray in den Zwanzigerjahren für ihr Haus E.1027 in Roquebrune-Cap-Martin an der Côte d’Azur entworfen hat.
Die begehbare Installation wurde im Rahmen eines Forschungsprojektes an der University of Texas at Austin, School of Architecture rekonstruiert und veranschaulicht das Designverständnis der irischen Gestalterin. Besonders beeindruckend sind die kleinen Details, wie die Uhr und die Ablage, die beide schwenkbar am Kopfende des Bettes befestigt sind. Spannend ist auch der Tisch, dessen Platte sich in der Höhe – für Tätigkeiten im Stehen – und schräg – zum Zeichnen – verstellen lässt. Neben dem Zimmer selbst waren in der Galerie Infotafeln, Zeitleisten und ein Filmscreen zu sehen, die Hintergrundinformationen über Eileen Grays Werk liefern. In der Ausstellung wurden außerdem ein Teil ihrer Möbelentwürfe gezeigt, die Classicon heute wieder herstellt.
Newcomer-Award ein&zwanzig
Der erste Abend der Mailänder Designwoche wurde mit einer Preisverleihung begangen. Im Rahmen des internationalen Nachwuchswettbewerbs ein&zwanzig kürt der Rat für Formgebung Entwürfe junger Designstudierender und Absolvent*innen. Jedes Jahr werden die 21 besten Produkt- und Projektideen ausgezeichnet. Felix Landwehr, Absolvent der Fachhochschule Potsdam, wurde für seine Idee namens Apio mit dem „Best of Best“-Award bedacht. Dahinter steckt ein knotenbasiertes Verbindungssystem für modulare Möbel, mit dem sich individuelle Aufbewahrungsstrukturen schaffen lassen, die Platz in kleinen und großen Wohnräumen finden. Nachhaltigkeit spielt beim Entwurf von Felix Landwehr ebenfalls eine Rolle: die verwendeten Materialien Stahl und Gurtband aus biobasierten Dyneema-Fasern lassen sich wiederverwenden und recyceln.
Unsere Partner auf der Mailänder Möbelmesse 2022
Artemide
Artemide // Messe
Hallo 15 | Stand C19-D22
Artemide Headquaters - Exhibition Centre
Via Bergamo 17
Artemide x Monforte Flagship Store
Corso Monforte 18
Artemide x Canova Competence Centre
Via Canova 34
Brunner
Via Palermo 21
Brera Design District
Christian Fischbacher
The Contemporary Persia Collection
Via del Carmine 9
ELOA Unique Lights
Matter of Course - Reflections on the spaces between us
Via Cesare Correnti 14
ELOA x Freifrau // Messe
Halle 10 | Stand E25
ELOA x Potocco // Messe
Halle 7 | Stand L15-M12
JUNG
FARBDURST – Installation von JUNG zur Fuorisalone
Via Palermo 1, Hinterhof, Brera Design District
more Möbel // Messe
Halle 10, Stand C23
USM
True Pink Rossignoli Fahrräder
Corso Garibaldi 71
USM x Daniel Arsham
Spazio Maiocchi
Via Achille Maiocchi 7
Schönbuch - Temporary Showroom
Galleria Anna Maria Consadori
Via Brera 2
Täglich: 11 bis 20 Uhr
Thonet
CIRCOLO THONET - DESIGN VARIATIONS 2022
Circolo Filologico Milanese
Via Clerici 10