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Schöner Baden in Budapest

von Claudia Simone Hoff, 29.10.2007

Knallgelbe Panton Chairs stehen aufgereiht am Beckenrand. Nicht am Beckenrand eines gewöhnlichen Bades. Nein, es ist der Beckenrand des Rudas-Schwimmbades in Budapest. Hier trifft Jugendstil auf Moderne, alt und neu bildet einen schönen Kontrast. Budapest ist die Stadt der Bäder und der distinguierten Badekultur, seit Jahrhunderten schon. Dort schwimmt man sozusagen in Tradition und Geschichte. Und in wunderbarer Architektur der Jahrhundertwende. Diese schöpft das Repertoire von sachlich-schlicht bis verziert-opulent locker aus und bietet dem Auge visuelle Reize in Überfülle. Ach ja, und ganz nebenbei zieht der Badegast im mineralstoffreichen Wasser seine Bahnen, trinkt Heilwasser und lässt sich mit Kuranwendungen wie Massagen und anderen modernen Therapien verwöhnen.
Von Römern, Osmanen und Pauschaltouristen
Die Stadt an der Donau liegt geotektonisch gesehen auf einer Bruchstelle, weshalb besonders Buda reich an Thermalquellen ist. Wurden die Quellen bereits vor Jahrtausenden verehrt, so erhielten sie bald ihre Bedeutung für die Heilung von Krankheiten. In Budapest fanden sich Spuren von Wasserquellen bereits zu römischen Zeiten, in denen erste Badehäuser entstanden. In der von den Römern 89 n. Chr. im Norden der Stadt errichteten Garnison Aquincum gab es vierzehn Thermen. Eine Blütezeit des Badekultes in Budapest bedeutete die Zeit der türkischen Herrschaft (1541 bis 1686), in der an den Heilwasserquellen zahlreiche Bäder zur Hygiene und Gesundheitspflege errichtet wurden. Einige davon sind auch heute noch in Gebrauch. Das Király-Bad ist solch ein architektonisches Zeugnis der Türkenherrschaft und mutet in seiner Architektur mit diversen Kuppeln und einem polygonal gestalteten Hauptraum sehr orientalisch an. Die türkische Form des Bades, das Hamam, ein auf einer Wärmequelle gebautes Bad, ist bis heute populär. Im 18. Jahrhundert begann man dann – auf Verordnung von Maria Theresia, Königin von Ungarn und Kaiserin von Österreich – die Nutzbarkeit der heißen Quellen von Buda zu erforschen. Im 19. und 20. Jahrhundert schließlich wurde Budapest zur bedeutenden Kurstadt und zog immer mehr Besucher an, auch weil die Stadt in den 1920er Jahren die Badekultur ins Zentrum der Fremdenverkehrspolitik stellte.
Von der Neuen Sachlichkeit bis hin zum Zuckerbäckerstil
Um die Jahrhundertwende entstanden die berühmtesten Bäder Budapests. Dazu zählen das Gellért- und das Széchenyi-Bad, die als monumentale Repräsentativbauten errichtet wurden. Das am rechten Donauufer gelegene Gellért-Bad ist das wohl berühmteste Bad der Stadt. Es liegt im Komplex des luxuriösen Gellért-Hotels, dem ältesten Kurhotel Ungarns, und verdankt seinen Ruf wohl vor allem der gut erhaltenen Jugendstil-Ausstattung: Opulente Mosaike, Marmorsäulen, Glasfenster und Statuen ziehen den Besucher in den Bann. Die Quellen des Bades wurden bereits im 13. Jahrhundert genutzt, das Bad selbst im Jahr 1918 eröffnet. 1927 wurde das Außenbecken gebaut, das nicht nur das weltweit erste Wellenbad war, sondern den Badenden auch heute noch mit mosaikgeschmückten Umrandungsmauern erfreut. Die Größe des Gellért-Bades wird an folgenden Zahlen deutlich: Es verfügt über nicht weniger als drei Außen- sowie zehn Innenbecken, zusätzlich hält es ein umfangreiches therapeutisches Angebot bereit. Die Hauptschwimmhalle im Inneren besticht durch ihre, mit verschiedenen Mustern überzogenen Säulen, die ein gelbes, als Tonnengewölbe gestaltetes Glasdach tragen. Durch die Spiegelungen des Wassers entfaltet sich die ganze Pracht des Baus.
Das im Budapester Stadtwäldchen, auf der Pester Seite gelegene Széchenyi-Bad ist besonders im Winter schön, wenn Dampf aus den Außenbecken steigt: Als Badender lässt man eine fast überirdisch anmutende Architekturkulisse im Zuckerbäckerstil in einem strahlenden Gelbton hinter sich. Das Bad verfügt über die heißeste (75 Grad Celsius) und tiefste (970 m) Quelle Budapests. Die palastartige Anlage der Architekten György Cziegler und Ede Dvorzsák, in der auch Szenen des Films „Evita“ mit Madonna gedreht wurden, verfügt über drei Außen- und zwölf Innenbecken, bietet diverse Gesundheitsangebote und wurde von bedeutenden Künstlern der Zeit ausgestaltet. Im 1842 von József Hild 1842 errichteten Lukács-Bad, traditionell Treffpunkt von Intellektuellen und Künstlern, zeugen andere Überbleibsel von der Vergangenheit Budapests: Im Hof der Anlage sind an den Wänden Votiv-Tafeln angebracht, auf denen ehemalige Patienten dankend über Heilungen und Linderungen des Quellwassers berichten.
Von schwimmenden Schachbrettern: Baden als gesellschaftliches Erlebnis
Die Schwimmbäder stehen in ihrer Bedeutung für die Budapester dem Kaffeehaus in nichts nach. Sie sind soziale Treffpunkte, wo man sich zum Plaudern verabredet, auf schwimmenden Brettern Schach spielt oder einfach nur eine entspannte (Aus-)Zeit genießt. Das Rudas-Bad mit den gelben Panton Chairs am Beckenrand des großen Schwimmsaales liegt direkt am Ufer der Donau, zu Füßen des Gellért-Berges. Um 1550 als Thermalbad gegründet, wurde es im 19. Jahrhundert um ein Dampfbad ergänzt, ehe es 1986 ein Hallenschwimmbad erhielt. Das Thermalbad ist noch in seinem Originalzustand aus dem Jahr 1566 erhalten. Es besticht durch die acht roten Marmorsäulen, die die Kuppel des Thermalbades tragen. Dort eingelassen ist die ursprünglich einzige Lichtquelle des Raumes, die den Raum in unwirklich farbiges Licht taucht.
Auch wer nicht zur Kur nach Budapest reist, sondern vor allem die zahlreichen anderen kulturellen Schätze der Stadt erkunden möchte, kann es den Budapestern gleichtun: nach einem anstrengenden Tag ins Wasser abtauchen, die Kraft des Heilwassers und die wohltuende Ruhe inmitten der Großstadt genießen.
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Links

Budapester Tourismusamt

www.budapestinfo.hu

Budapest Spas and Hot Springs Inc.

spasbudapest.com

Gellért-Bad im Gellért-Hotel

www.danubiushotels.com

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